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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Narzißmus (262 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 24.02.2012 um 19:37 Uhr (Zitieren)
[...] Der Kauf bestimmter Kleidungsgegenstände ist, wie früher die Lektüre eines bestimmten Schriftstellers, eine Form der Weltanschauung geworden. In dem, was ich kaufe, drückt sich aus, was ich denke, beziehungsweise: In dem, was ich kaufe, drückt sich aus, was die Leute denken sollen, was ich kaufe. Deswegen ist es auch üblich, die schönen Joop!-Tüten noch wochenlang zum Transportieren von ausgeliehenen Büchern aus der Unibibliothek oder beim Umzug zu benutzen, wenn möglichst viele Umzugshelfer sehen, welche Geistes Kind wir sind. Es ist wahnsinnig, aber wir glauben das wirklich: daß wir mit den richtigen Marken unsere Klasse demonstrieren. Wichtig ist, schon beim Einkaufen Coolness zu zeigen. Sehr dankbar waren wir über die Einführung der Kreditkarte, die es uns ermöglichte, jederzeit mehr zu kaufen, als wir eigentlich bezahlen konnten. Dennoch zitierten wir im Geiste American Express, sagten: „Bezahlen wir einfach mit unserem guten Namen“, und meinten es tatsächlich ein bißchen ernst. Auch sah ich viele junge Frauen in teuren Boutiquen ihre Plastikkarte auf den Tresen knallen, weil sie wußten, wie gut es aussieht, wenn die Frau in dem Werbespot die Visakarte aus ihrem schwarzen Badeanzug zieht, auf den Tisch knallt, und dazu spielt die Musik „Die Freiheit nehm‘ ich mir“. Die Freiheit nehm‘ ich mir – das ist als Spruch für unsere Generation mindestens genauso wichtig wie das „Weil ich es mir wert bin“, mit dem Oliver Bierhoff sein Shampoo anpreist. Hauptsache, so sagen diese Sprüche, mir geht es gut. Oder auch: Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht. Und wenn es mir schlecht geht, muß ich mir selber helfen, schließlich bildet inzwischen jeder, wie die Brigitte schrieb, eine Ich-AG. [...] Wir alle glauben, daß kein anderer uns je wirklich verstehen kann. Und wir uns deshalb um so mehr um unser eigenes Seelenheil kümmern müssen. Um die Minenopfer in der dritten Welt kümmerte sich ja Lady Diana, und die Obdachlosen versorgt die Caritas. Die AG Hochschulforschung nennt es dann so: „Westdeutsche Studierende sind gegenüber sozialer Ungerechtigkeit unsensibler geworden. Konkurrenz ist ihnen wichtiger, Solidarität nahezu ein Fremdwort geworden.“ [...] Und wenn Robert Lembke käme und zu uns spräche: „Machen Sie eine typische Handbewegung“, dann würden wir [...] mit der Hand unser Haar glattstreichen, als kontrollierten wir uns gerade im Spiegel. [...]

[Quelle: Florian Illies, Generation Golf. Eine Inspektion. Frankfurt/Main 3. Aufl. 2001, S. 145-147]
Re: Narzißmus
Σαπφώ schrieb am 25.02.2012 um 02:23 Uhr (Zitieren)
Ich bin auch immer ganz stolz mit meiner Bouvier-Tüte durch Bonn gelaufen; jetzt gibt es Blackwells ;-)
 
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