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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Eine Kritik der Demokratie (638 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 03.07.2009 um 17:51 Uhr (Zitieren)
Λαῶι μὴ πίστευε, πολύτροπός ἐστιν ὅμιλος.
Λαὸς [γὰρ] καὶ ὕδωρ καὶ πῦρ ἀκατάσχετα πάντα.

(Quelle: Ps.-Phokylides V. 95 f.; in: Dirk Uwe Hansen (Hrsg.), Theognis - Mimnermos - Phokylides. Frühe griechische Elegien. Darmstadt 2005, S. 28)
Von Phokylides (Φωκυλίδης) hatte ich noch nie etwas gehört.
Aber interessant finde ich, daß es in Griechenland noch eine lebendige Auseinandersetzung zwischen Aristokraten und Demokraten gab - wobei auch die Demokraten gegen Sklaverei und Frauendiskriminierung nichts einzuwenden hatten.
Aber die Aristokraten, zu denen ja auch Platon gehörte, haben manchmal gute Argumente.
Der Griechischkundige hört zudem immer mit: ἄριστος von ἀγαθός ...
Re: Eine Kritik der Demokratie
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 05.07.2009 um 13:09 Uhr (Zitieren)
Ich habe von Phokylides auch noch nichts gelesen....das wird sich vielleicht jetzt ändern ;-)
Re: Eine Kritik der Demokratie
Γραικίσκος schrieb am 05.07.2009 um 15:24 Uhr (Zitieren)
Hier eine Kritik der Demokratie aus Platons Πολιτεία:
(Der Ich-Erzähler ist Sokrates, der Gesprächspartner Platons Bruder Glaukon.)

[...]
Auf welche Weise, sprach ich, leben nun diese? Und wie ist wiederum diese Staatsverfassung beschaffen? [...]
Und nicht wahr, zuerst sind sie frei und die ganze Stadt voll Freiheit und Redefreiheit, und Erlaubnis hat jeder darin zu tun, was er will?
So sagt man ja wenigstens, sprach er.
Wo aber solche Erlaubnis ist, da offenbar richtet jeder sich seine Lebensweise für sich ein, welche eben jedem gefällt.
Offenbar.
So finden sich denn in solcher Verfassung vorzüglich gar vielerlei Menschen zusammen.
Wie sollten sie nicht!
Am Ende, sprach ich, mag dies die schönste unter allen Verfassungen sein; wie ein buntes Kleid, dem recht vielerlei Blumen eingewirkt sind, so könnte auch diese, in welche allerlei Sitten verwebt sind, als die schönste erscheinen.
Warum nicht? sagte er.
Und vielleicht, sprach ich, werden auch wohl viele, die wie Kinder und Weiber auf das Bunte sehen, diese für die schönste erklären.
Gewiß! sagte er.
Und es ist auch gar bequem, mein Bester, sprach ich, in ihr eine Verfassung zu suchen.
Wie das?
Weil sie vermöge jener Erlaubnis alle Arten von Verfassungen in sich schließt; und wenn einer [...] einen Staat einrichten will, so scheint es, braucht er nur in eine demokratisch geordnete Stadt zu gehen und sich dort, welcher Schnitt ihm am besten gefällt, den aussuchen, als wenn er sich in einer Trödlerbude von Staatsverfassungen umsähe, und nun, sowie er ausgewählt hat, seinen Staat einrichten.
Nicht leicht freilich, sagte er, möchte es ihm an Mustern fehlen.
Und, fuhr ich fort, daß man so gar nicht gezwungen ist, am Regiment teilzunehmen in einem solchen Staat, und wenn du auch noch so geschickt dazu bist, noch auch zu gehorchen, wenn du nicht Lust hast, und ebensowenig, wenn die anderen Krieg führen, auch mitzukämpfen, oder Frieden zu halten, wenn die anderen ihn halten, dir aber stände es etwa nicht an; und auf der anderen Seite, wenn auch ein Gesetz dir verbietet, ein Amt zu bekleiden oder zu Gericht zu sitzen, du doch nichtsdestoweniger regieren kannst und Recht sprechen, wenn es nur dir selbst in den Sinn kommt, ist solches nicht für den Augenblick eine gar wundervolle und anmutige Lebensweise?
Vielleicht, sagte er so, für den Augenblick wohl.
Und wie? Die Milde für die Verurteilten, ist die nicht manchmal prächtig? Oder hast du noch nicht gesehen, daß in einem solchen Staate Menschen, wenn sie zum Tode verurteilt oder des Landes verwiesen sind, nichtsdestoweniger bleiben und mitten unter den anderen herumgehen? Und als ob niemand sich darum kümmerte oder keiner es sähe, stolziert ein solcher umher wie ein Heros.
Gar viele schon, sagte er.
Und die Nachsicht dieses Staates, der so gar nichts weiß von irgendeiner Kleinigkeitskrämerei, sondern sich daraus gar nichts macht, was wir mit so gewichtigem Ernst vorbrachten, als wir unsere Stadt einrichteten, daß, wenn nicht einer eine ganz überschwengliche Natur habe, keiner ein tüchtiger Mann wird, wenn nicht schon seine Spiele als Knabe eine edle Abzweckung haben und er hernach auch nur dergleichen alles ernstlich treibt, wie großmütig über alles dieses hinwegschreitend ein solcher Staat nichts danach fragt, von was für Bestrebungen und Geschäften einer herkomme, der an die Staatsgeschäfte geht, sondern ihn schon in Ehren hält, wenn er nur versichert, er meine es gut mit dem Volk.
Gar edel, sagte er, ist freilich diese Nachsicht.
Dieses also, sagte ich, und anderes dem Verwandtes hätte die Demokratie und wäre, wie es scheint, eine anmutige, regierungslose, buntscheckige Verfassung, welche gleichmäßig Gleichen wie Ungleichen eine gewisse Gleichheit austeilt.
Sehr kenntlich, sagte er, beschreibst du sie.
[...]


[VIII. Buch; 557a-558c]

Die Hervorhebungen der wichtigsten, manchmal geradzu zynisch vorgetragenen Argumente stammen natürlich von mir.
 
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