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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo (931 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 12.03.2012 um 15:45 Uhr (Zitieren)
Gargantua hat in Paris die Glocken der Kirche unserer Lieben Frau gestohlen, um sie seinem Pferd umzuhängen. Die Bürger von Paris entsenden den Magister Janotus de Bragmardo, um sie zurückzubitten - sie geradewegs zu fordern, empfiehlt sich bei Gargantuas Größe nicht.
Janotus führt u.a. aus:
[...] Wenn Ihr sie auf mein Ersuchen heraugebt, so verdiene ich dabei sechs Spannen Würste und ein gutes Paar Hosen, die mir an meinen Beinen gar wohltun werden, oder sie halten ihr Versprechen nicht. Ho, bei Gott, Domine, ein Paar Hosen ist ein gut Ding, et vir sapiens non abhorrebit eam. Ha! Ha! es hat nicht jeder ein Paar Hosen, der gerne möchte. Das weiß ich wohl, was mich betrifft. Bedenkt doch, Domine, seit achtzehn Tagen matagrabolisiere ich an dieser schönen Ansprache. Reddite quae sunt Cesaris Cesari, et quae sunt Dei Deo. Ibi jacet lepus.
Meiner Seel, Domine, wenn Ihr mit mir zur Nacht speisen wollt, in camera, bei Gottes Leichnam! charitatis, nos faciemus bonum cherubin. Ego occidi unum porcum, et ego habet bon vino. Aber von gutem Wein kann man nicht machen schlechtes Latein.
Wohlan, de parte Dei, date nobis glockas nostras. Seht da, ich überreiche Euch im Auftrag der Fakultät einen Sermones de Utino, auf daß, utinam, Ihr uns unsre Glocken wiedergebt. Vultis etiam ablassos? Per diem, vos habebitis et nihil zahlabitis.
O Herr, Domine, glockidonaminor nobis! Fürwahr, est bonum urbis. Jedermann braucht sie. Wenn sie Eurer Mähre wohl anstehn, so auch unserer Fakultät, quae comparata est jumentis insipientibus et similis facta est eis, psalmo nescio quo ... und doch hatt ich's wohl vermerkt, in meinem Zettel, et est unum bonum Achilles. Häm, häm, häm, hasch!
Auf denn! ich will Euch beweisen, daß Ihr sie uns herausgeben müßt. Ego sic argumentor:
Omnis glocka glockabilis in glockenturmio glockando, glockans glockativo glockare facit glockabiliter glockantes. Parisius habet glockas. Ergo gluck.
Ha, ha, ha! das heiß ich gesprochen, das! Es steht in tertio primae, in Darii oder anderswo. [...]

(François Rabelais: Gargantua und Pantagruel. Übersetzt von Walter Widmer. München 1979, Bd. I, S. 96 f.)
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 12.03.2012 um 16:28 Uhr (Zitieren)
Was muß Herr Widmer für einen Spaß gehabt haben ...

legitime glucksando legi:
Omnis glocka glockabilis in glockenturmio glockando, glockans glockativo glockare facit glockabiliter glockantes. Parisius habet glockas. Ergo gluck.
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
Γραικίσκος schrieb am 12.03.2012 um 17:04 Uhr (Zitieren)
Was muß Herr Widmer für einen Spaß gehabt haben ...

Hoffentlich, trotz allem! Denn er ist über der Übersetzung gestorben, weshalb der zweite Teil des Romans von Karl August Horst übertragen worden ist.

Falls jemand an eine Anschaffung denkt: unbedingt eine Ausgabe mit den Illustrationen von Gustave Doré nehmen!
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 12.03.2012 um 17:58 Uhr (Zitieren)
Das hat mich jetzt doch zur weiteren Suche animiert.

Ws ich nicht wußte (und Herr Widmer entweder auch nicht, oder worauf anzuspielen bei Verlust des Sprachklanges unmöglich ist), ist
"Ses connecteurs logiques sont l'objet de moqueries de la part de Rabelais : « Ergo gluc » qui en français donne « Par conséquent CQFD, etc. »
http://terminalel1.skyrock.com/3020887391-Les-figures-du-sophiste.html

sinngemäß auf dt. also: 'ergo QED'
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
διψαλέος schrieb am 12.03.2012 um 20:52 Uhr (Zitieren)
Das erinnert mich an die Figur des Salvatore
aus Umberto Ecos Roman "Der Name der Rose"
:-)
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 12.03.2012 um 22:01 Uhr (Zitieren)
Ja, die bunte Vielfalt des Idioms und die unbekümmert alle Regeln außer Kraft setzende Sprachschöpfung des Salvatore erinnert schon ein wenig an den rabelais'schen Magister. Die bitterböse Verhohnepiepelung des degenerierten scholastischen Wissenschaftsbetriebs jedoch, die hat letzterer dem modernen Alessandriner voraus.

Das zeigt sich schon, wenn man den Namen Janotus de Bragmardo etwas näher anschaut, dann beginnt der nämlich zu sprechen:
Janotus ist die latinisierte Form von Jeannot, welches nicht nur das Diminutiv von Jean ist, sondern auch 'sot' = "Narr, Dummkopf, Depp, Blödian" bedeutet.
www.cnrtl.fr/definition/jeannot

Und der Herkunftsname 'de Bragmardo' hat es noch stärker in sich: Hier hat sich der 'braquemart / braquemard' versteckt, ein argotischer Ausdruck für das männliche Glied (stattlicher Größe)
www.cnrtl.fr/definition/braquemard

In toto also so etwas wie (sit venia verbo): Dummian von Riesenpimmel
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
Γραικίσκος schrieb am 14.03.2012 um 13:08 Uhr (Zitieren)
Deine Überlegungen zeigen, daß auch die beste Übersetzung - und diese ist wirklich gut! - nicht die Kenntnis des Originals ersetzen kann.
 
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