Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo (931 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 12.03.2012 um 15:45 Uhr (Zitieren)
Gargantua hat in Paris die Glocken der Kirche unserer Lieben Frau gestohlen, um sie seinem Pferd umzuhängen. Die Bürger von Paris entsenden den Magister Janotus de Bragmardo, um sie zurückzubitten - sie geradewegs zu fordern, empfiehlt sich bei Gargantuas Größe nicht.
Janotus führt u.a. aus:
(François Rabelais: Gargantua und Pantagruel. Übersetzt von Walter Widmer. München 1979, Bd. I, S. 96 f.)
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 12.03.2012 um 16:28 Uhr (Zitieren)
Was muß Herr Widmer für einen Spaß gehabt haben ...
legitime glucksando legi:
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
Γραικίσκος schrieb am 12.03.2012 um 17:04 Uhr (Zitieren)
Hoffentlich, trotz allem! Denn er ist über der Übersetzung gestorben, weshalb der zweite Teil des Romans von Karl August Horst übertragen worden ist.
Falls jemand an eine Anschaffung denkt: unbedingt eine Ausgabe mit den Illustrationen von Gustave Doré nehmen!
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 12.03.2012 um 17:58 Uhr (Zitieren)
Das hat mich jetzt doch zur weiteren Suche animiert.
Ws ich nicht wußte (und Herr Widmer entweder auch nicht, oder worauf anzuspielen bei Verlust des Sprachklanges unmöglich ist), ist
"Ses connecteurs logiques sont l'objet de moqueries de la part de Rabelais : « Ergo gluc » qui en français donne « Par conséquent CQFD, etc. » http://terminalel1.skyrock.com/3020887391-Les-figures-du-sophiste.html
sinngemäß auf dt. also: 'ergo QED'
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
διψαλέος schrieb am 12.03.2012 um 20:52 Uhr (Zitieren)
Das erinnert mich an die Figur des Salvatore
aus Umberto Ecos Roman "Der Name der Rose"
:-)
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 12.03.2012 um 22:01 Uhr (Zitieren)
Ja, die bunte Vielfalt des Idioms und die unbekümmert alle Regeln außer Kraft setzende Sprachschöpfung des Salvatore erinnert schon ein wenig an den rabelais'schen Magister. Die bitterböse Verhohnepiepelung des degenerierten scholastischen Wissenschaftsbetriebs jedoch, die hat letzterer dem modernen Alessandriner voraus.
Das zeigt sich schon, wenn man den Namen Janotus de Bragmardo etwas näher anschaut, dann beginnt der nämlich zu sprechen:
Janotus ist die latinisierte Form von Jeannot, welches nicht nur das Diminutiv von Jean ist, sondern auch 'sot' = "Narr, Dummkopf, Depp, Blödian" bedeutet. www.cnrtl.fr/definition/jeannot
Und der Herkunftsname 'de Bragmardo' hat es noch stärker in sich: Hier hat sich der 'braquemart / braquemard' versteckt, ein argotischer Ausdruck für das männliche Glied (stattlicher Größe) www.cnrtl.fr/definition/braquemard
In toto also so etwas wie (sit venia verbo): Dummian von Riesenpimmel
Re: Die Rede des Magisters Janotus de Bragmardo
Γραικίσκος schrieb am 14.03.2012 um 13:08 Uhr (Zitieren)
Deine Überlegungen zeigen, daß auch die beste Übersetzung - und diese ist wirklich gut! - nicht die Kenntnis des Originals ersetzen kann.