Du meinst sicher wissenschaftlich fundierte Prognosen, soweit Futurologie eine Wissenschaft ist? Da müßte ich einmal nachschauen.

Ja, natürlich keine science fiction. Gefunden habe ich die u.a. Beiträge.

Etwa die Hälfte der Erdbevölkerung sprechen eine der
10 meistgesprochenen Sprachen in Mio !
1. Mandarin-Chinesisch 726
2. Englisch 427
3. Spanisch 266
4. Hindi 182
5. Arabisch 181
6. Portugiesisch 165
7. Bengali 162
8. Russisch 158
9. Japanisch 124
10. Deutsch 121

http://www.uni-leipzig.de/~muellerg/su/haspelmath.pdf

Der obige Artikel sagt auch, dass sich die Zahl der Sprachen in Zukunft wohl deutlich verringern wird.
Interessantes Beispiel für die Wirkung der dominanten Population:
In Frankreich war früher das Bretonische verboten.

"Il est interdit de parler breton et de cracher par terre."
"Es ist verboten Bretonisch zu sprechen und auf den Boden zu spucken."
(Hinweistafel in einem bretonischen Rathaus, um 1900)

http://www.linguae-celticae.org/Brezhoneg.htm

Bei der gegenwärtigen globalen Völkerwanderung wird es wohl auf eine der oben genannten Sprachen hinauslaufen. Aber es ist natürlich sehr spekulativ.
Mich wundert, dass dieses Thema wohl noch nicht entdeckt wurde. Vielleicht würde man ja auch einen Sturm der Entrüstung heraufbeschwören - und das wird dann keiner finanzieren.

ανδρέας, sind das Muttelsprachler? Ich vermute es mal. Mich wundert, dass Französisch nicht darunter ist, so mit der wachsenden Bedeutung afrikanischer Länder. Aber in vielen spricht man wahrscheinlich eher Englisch oder Arabisch (oder eine andere aufgelistete Sprache).

Ja, ich habe Französisch auch vermisst und gehe davon aus, dass nicht alle Länder, in denen auch Französisch Amtssprache ist, mitgerechnet wurden. Portugisisch ergibt sich aus Brasilien. Amerika usw. Spanisch, das ist klar. Die Zahl isolierter Populationen nimmt merklich ab. Daher wohl die starke Konvergenz bzw. Abnahme eigenständiger Sprachen. Vielleicht werden sich die Menschen in 500 oder 600 Jahren fragen, wie wir heute mit so vielen Sprachen umgehen konnten. Wenn es uns dann noch gibt. Also unsere Nachfahren.

Nun habe ich zehn Bücher über Futurologie bzw. Utopie durchgeschaut, und kein einziges befaßt sich mit der Sprache der Zukunft. Ob die Frage als nebensächlich gilt?

Die Angabe zu Hindi erscheint mir seltsam ... bei einer Milliarde Indern. Außerdem haben mir Inder gesagt, Urdu (die Sprache in Pakistan) sei praktisch dasselbe.

Schon Gandhi sagte ja, dass es viele Indien gebe, also auch verschiedene Dialekte. Aber die Tabelle ist auch weniger wichtig. Wie in dem o.a. Artikel festgestellt wird, übernimmt man viele Elemente dominanter Sprachen und Länder. Oder die Eroberer setzen sie durch. Vielleicht bleiben in Zukunft ja nur Englisch, Chinesisch und Latein übrig ...

Wenn wir über die mögliche künftige Weltsprache reden, kann man die Nummern 6 bis 10 der obigen Liste wohl streichen.
In den übrigen Fällen kommt es darauf an, welcher Faktor bzw. welche Faktoren die Dominanz herbeiführen werden. Die Wirtschaft? Das Internet/die Medien? Die Religion?

Ich halte 2 Faktoren für entscheidend:
1. Technischer Fortschritt
2. die faktische Vermehrungsrate einer Population

Beides dürfte gegenläufig funktionieren. Vermutlich setzt sich die Sprache durch, die die meisten Sprecher hervorbringt. Also die Leute, die auf Bildung weniger Wert legen.

tja....
Es wird wohl immer regionale Sprachen geben,
vielleicht entwickelt sich ja eine "lingua franca" aus dem Chinesischen und dem Englischen.
Das Englische nähert sich in der Grammatik schon dem Chinesischen an (Vereinfachung, Wegfall der Flexionen, etc.)

Und Latein wird überleben!
Am Vatikanstaat wird sich doch wohl keiner vergreifen. Da gibt es nichts zu holen. Außerdem werden die Wissenschaftler aufschreien: die Biologen, der Apothekerverband und die Pharmaindustrie, die Mediziner, die Astronomen, die Meteorologen usw. . Ohne Latein wäre der gesamte Himmel namenlos …

Da gibt es nichts zu holen.

Hast du ne Ahnung!

:-)

die vatikanischen Paläste sind bis zum Dachfirst vollgestopft mit unermesslichen Kunstschätzen...

:-)

Kann es sein, daß in der Medizin längst das Englische auf dem Vormarsch ist?

Ja, διψαλέος, im Vatikan gibt es eine Menge Kunstschätze. Ich war dort und sehr begeistert. Aber Rohstoffe? Fehlanzeige. Die Plünderungen der Zukunft werden sich wohl eher auf Informationstechnologie beziehen und den Zugriff auf Rohstoffe (wie schon seit langem).

Γραικίσκος schrieb am 26.03.2012 um 19:19 Uhr:
Kann es sein, daß in der Medizin längst das Englische auf dem Vormarsch ist?

ja, und in der Technik.
Vor 100 Jahren bekamen Neuerungen lateinische oder griechische Begriffe, seit dem 2.Weltkrieg fast nur noch englische.
Oder fällt euch eine technische Neuerung ein, die altsprachlich benannt wurde?

gut,
"computer" hat ja lateinische Wurzeln, ist aber eine englische Bezeichnung.

Magnetresonanztomograph.

Aber nein, im Ernst. Mir fallen nur sehr wenige ein aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg.

In der Chemie ist Deutsch immer noch eine Weltsprache. Bis zum 2. Weltkrieg war sie sogar dominant.
siehe auch

http://www.faz.net/aktuell/wissen/physik-chemie/angewandte-chemie-wo-deutsch-eine-weltsprache-geblieben-ist-1489689.html

Ohne Latein wäre der gesamte Himmel namenlos …

Die meisten Sternenbezeichnungen sind arabisch, die Sternbilder zumeist babylonischen Ursprungs.
Wer übrigens gerade freien Blick auf den Westhimmel hat, kann zugleich Venus (oben), Luna (mittig), Jupiter (unten) sehen.

Imerhin,
die biologische Taxonomie bedient sich der Altsprachen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Brookesia_micra

einfach nur niedlich...

Apropos Arabisch: Wenn der Islam seinen Drang beibehält, sollte man das Arabische nicht außer Acht lassen.

Arabisch hat in der Wissenschaft allerdings schon seit langer Zeit seinen Stellenwert verloren. Dort wird nicht erfunden, keine Erkenntnis hervorgebracht und der Einfluss auf andere Länder beschränkt sich zurzeit auf Entwicklungen, die wenig anziehend sind. Man mag Öl fördern, aber Öl fördert nicht die Kreativität. Im Gegenteil: in S.Arabien u.a. Ölstaaten dieser Regieon wird die Arbeit von - weitgehen rechtlosen - Gastarbeitern verrichtet. Bildung hat für die Masse der Bevölkerung einen geringen Wert. Ob sich diese Sprache über den Export unzufriedener oder geflüchteter Araber verbreiten wird möchte ich bezweifeln. Wo könnte Arabisch wichtig sein? Da hat eine Kultur den Anschluss verpasst. M.E. setzt sich die Sprache durch, die die entscheidenden Akzente setzt. Der, auf den man hören muss, gibt auch die Sprache vor, die gesprochen wird. Die Zahl der Sprecher kann auch schrumpfen.

Du setzt voraus, daß sich Dominanz aus technischem Einfluß und/oder Populationsgröße ergibt. Ich hatte oben schon die Religion als möglichen Faktor in Betracht gezogen; und darauf will offenbar auch Hylebates hinaus.
Arabisch ist die verbindliche Sprache des Islam.
Natürlich mag ich mir nicht vorstellen, daß der Islam noch größere Teile der Welt beherrschen wird. Aber die derzeit zu beobachtenden Renaissance fundamentalistischer Religiosität mochte ich mir ebenfalls nicht vorstellen - und doch ist es so gekommen.

Wo könnte Arabisch wichtig sein?

Sura Al-Fatiha
(Die Eröffnende)

(offenbart zu Mekka)

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen! (1)
Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten (2),
dem Allerbarmer, dem Barmherzigen (3),
dem Herrscher am Tage des Gerichts! (4)
Dir (allein) dienen wir, und Dich (allein) bitten wir um Hilfe. (5)
Führe uns den geraden Weg (6),
den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht (den Weg) derer, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht den Weg der Irregehenden. (7)

Es wird auf Dauer kaum reichen, Löcher zu buddeln und zu verkaufen, was man darin findet. Technisch sind rohstoffreiche Länder oft von ausländischen Konzernen abhängig. Welche Sprachen lernt die arabische Oberschicht, also die Entscheidungsträger. Lernt die Oberschicht nicht-arabischer Länder Arabisch? Nein. Lernten die Engländer Hindi?
Das ist ein Indiz.

Die Engländer haben auch nicht den Hinduismus übernommen. Ich glaube, Du unterschätzt das Potential von Religion (wie ich früher auch).
Das heißt nicht, daß es so kommen wird; aber es kann so kommen.

Vielleicht wird's ja auch eine Sprache, die niemand auf der Rechnung hat.

Isländisch oder so...

Ich verstehe, daß & warum Du, wie Du einmal schriebst, kein Freund dieses großen Alex' bist.

Falsch. Hier sollte das nicht hin.

Warum ich Isländisch erwähne?

Die Isländer, ca. 400.000 Menschen,
sind sehr, sehr stolz auf ihre Sprache,
die mit zu den ältesten
(d.h. seit Jahrhunderten kaum verändert)
der Welt gehört.
Isländer können ihre 800 Jahre alten Sagas
im Original lesen...

Zudem ist es ein schreibfleissiges Völkchen.
Im Verhältnis zur Einwohnerzahl haben sie
die meisten Schriftsteller (veröffentlichte),
daher wird die Sprache "bewahrt".

;-)

Es ist so, als wenn wir Deutschsprachler wie Walther von der Vogelweide sprechen würden...
:-))