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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Christus als Apollon (1001 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 27.03.2012 um 17:22 Uhr (Zitieren)
http://www.bilder-hochladen.net/files/id56-2l-5422.jpg

Auf dieser ungewöhnlichen Skulptur aus dem Athen des 4. Jhdts. wird Christus als Lyra spielender Apollon dargerstellt. Die neue Religion verbindet sich mit der Tradition Griechenlands.
Re: Christus als Apollon
ανδρέας schrieb am 27.03.2012 um 17:40 Uhr (Zitieren)

Waren die Bildner dieser Skulptur vielleicht Arianer?
Wollten sie die Ablehnung der Trinität (im Konzil von Nicäa 325 n. Chr. wurde der Arianismus verdammt) auf diese Weise elegant verschleiern?
Re: Christus als Apollon
Γραικίσκος schrieb am 27.03.2012 um 17:43 Uhr (Zitieren)
http://de.wikipedia.org/wiki/Heiligenschein

Christus als Sol Invictus gibt es auch. In diesem Falle war anscheinend ein Papst der auftraggebende Künstler.

Über den Bildner der erstgenannten Skulptur sagt das Buch nichts ... so er denn bekannt ist.
Re: Christus als Apollon
ανδρέας schrieb am 27.03.2012 um 17:50 Uhr (Zitieren)

Ist es denn so ungewöhnlich, dass ein neuer Gott in ein Verhältnis zu einem bekannten Gott gesetzt wird? Einen bekannten Bezugspunkt neu zu definieren ist sicher einfacher und leichter zu vermitteln, als aus dem Nichts einen unvertrauten Gott zu installieren. Anerkennung entsteht ja aus Vertrauen.
Re: Christus als Apollon
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 27.03.2012 um 17:50 Uhr (Zitieren)
Könntest Du das Bild mit einem weniger kleinen Ausschnitt hochladen, bitte? (Und angeben, wo Du es gefunden hast?)
Danke!
Re: Christus als Apollon
Γραικίσκος schrieb am 27.03.2012 um 17:51 Uhr (Zitieren)
Ich vermute (!) ja, daß die Christen sich zur Popularisierung ihrer eigenen Vorstellungen auf verbreitete Traditionen bezogen haben - so lange, bis sie sich als Staatsreligion etabliert hatten und alles Heidnische verbieten konnten.
(In Trier zeigt man eine von Christen gesteinigte Venus-Statue.)
Re: Christus als Apollon
Γραικίσκος schrieb am 27.03.2012 um 17:57 Uhr (Zitieren)
Quelle des Bildes:
Tim Cornell/John Matthews: Weltatlas der alten Kulturen: Rom. München 41990, S. 147


Die Vorlage ist so klein; das tut mir leid.
Original-Bildunterschrift:
Das Alte und das Neue in der späten griechisch-römischen Kultur am Beispiel einer faszinierenden Marmorstatue des 4. Jahrhunderts aus Athen. Christus erscheint als Apollo mit seiner Lyra - ein ungewöhnlich explizites Stück Synkretismus, das jedoch in besonderem Einklang mit der Tradition des kulturellen Zentrums Griechenlands steht.
Re: Christus als Apollon
Γραικίσκος schrieb am 27.03.2012 um 18:05 Uhr (Zitieren)
Den Ausschnitt wünsche auch ich mir größer; aber ich habe ihn nicht verändert und kann ihn auch nicht gegenüber der Vorlage verändern.
Re: Christus als Apollon
ανδρέας schrieb am 27.03.2012 um 18:11 Uhr (Zitieren)
Hier noch ein interessanter link zum Synkretismus der damaligen Zeit:

http://www.jesusneverexisted.com/melange.html
Re: Christus als Apollon
Φιλομαθής schrieb am 27.03.2012 um 19:53 Uhr (Zitieren)
ανδρέας schrieb am 27.03.2012 um 17:50 Uhr:
Ist es denn so ungewöhnlich, dass ein neuer Gott in ein Verhältnis zu einem bekannten Gott gesetzt wird?


Ich glaube schon, dass die Entwicklung, die das Christentum in Rom genommen hat, sehr speziell war. Gewöhnlich läuft die Installation einer neuen Religion ja so ab, dass die in einem Volk herrschende Religion als Aberglaube abgetan und das vorhandene Pantheon dämonisiert wird, während der neue Glaube als eine Art Aufklärung und Rationalismus auftritt. "Das, was ihr bisher als Götter verehrt habt, sind nichts weiter als böse Geister, die euch verführt und in Unwissenheit gehalten haben. In Wahrheit gibt es einen viel mächtigeren Gott, dem ihr huldigen müsst, um die wirkliche Gnade zu erfahren." Nach diesem Muster ging Zoroaster bei den Persern, Moses bei den Isrealiten, Bonifatius bei den Germanen vor.
Bei der Entstehung der römisch-katholischen Religion verlief die Sache genau andersherum. Und das liegt - wenn ich weiter spekulieren darf - daran, dass die alte römische Religion zwar einen ausgeprägten und starren Ritus hatte, durch den sie, als echte Staatsreligion, eng in die staatliche Organisation verflochten war, inhaltlich aber weigehend unbestimmt, frei von Glaubensgrundsätzen und fähig, die Götter aller zum Reich gehörenden Völker aufzunehmen.
Solange sich die Christen gegen den Staat und seine Riten stellten, standen sie in Opposition zum einzigen Kern des religiösen Empfindens der Römer und wurden bekämpft als Staatsfeinde und als Impii. Sobald sie merkten, dass nur sie sich gar nicht groß verrenken brauchten, um ihren Glauben mit dem römischen Ritus kompatibel zu machen, begann der Aufstieg des Christentums. Die Hauptfeiertage des römischen Festkalenders werden in Einklang gebracht mit den christlichen Feiertagen, für das im römischen Glauben wichtige weibliche Prinzip wird die Bedeutung der Gottesmutter ausgebaut, die Rolle der Schutzgottheiten wird den Heiligen (die während der Christenverfolgungen in hinreichender Zahl geschaffen wurden) zugewiesen. Und so finden wir dann eben auch Christus in der Rolle des Sol invictus (Feiertag 25. Dezember).
Re: Christus als Apollon
ανδρέας schrieb am 27.03.2012 um 20:04 Uhr (Zitieren)
@Φιλομαθής,

das war sehr aufschlussreich! Die Überzeugungsarbeit scheint mir da sehr kultiviert zu sein - im Gegensatz zu der bei den Germanen.
 
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