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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Lüge (397 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 28.03.2012 um 12:08 Uhr (Zitieren)
Die Lüge ist eine großartige Erfindung. Vor der Lüge waren nur Dinge in der Welt, die sind. Durch die Lüge kamen Dinge hinzu, die nicht sind, aber doch auf uns wirken.

[Helmut Krausser: Die letzten schönen Tage]
Re: Die Lüge
Φιλομαθής schrieb am 28.03.2012 um 15:16 Uhr (Zitieren)
So ähnlich äußert sich schon Leopardi, wenn er davon spricht, dass mit der Aufklärung und der damit verbundenen Zerstörung der Illusionen das Leben der Menschen trostloser geworden sei.

Und natürlich Wilde (The Decay of Lying):
Eine der Hauptursachen, die sich für den erstaunlich trivialen Charakter des größten Teiles der Literatur unserer Zeit anführen lassen, ist unzweifelbar der Verfall der Lüge als einer Kunst, einer Wissenschaft und einem geselligen Vergnügen. Die alten Geschichtsschreiber hinterließen uns wundervolle Dichtungen in der Form von Tatsachen; der moderne Romanschriftsteller langweilt uns mit Tatsachen, die er als Dichtung ausgibt. [...] Das Lügen und das Dichten sind Künste - Künste, die, wie Plato erkannte, miteinander in Zusammenhang stehen -, und sie verlangen das gewissenhafteste Studium und die uneigennützigste Hingabe. [...] Es war nicht immer so. Wir brauchen nicht von den Dichtern zu reden, denn sie sind, mit der einen unglücklichen Ausnahme Wordsworths, ihrer hohen Mission wirklich treu geblieben und besitzen den universellen Ruf der vollkommenen Unzuverlässigkeit. Aber in den Werken Herodots, den man trotz der dummen und kleinlichen Versuche moderner Halbwisser, seine Geschichtsaufzeichnungen mit der Wahrheit in Einklang zu bringen, mit Recht den "Vater der Lüge" nennen darf; in den veröffentlichten Reden Ciceros und den Lebensbeschreibungen des Sueton; bei Tacitus, wo er am größten ist; in der Naturgeschichte des Plinius; im Periplus des Hanno; in den gesamten frühen Chroniken; in den Lebensbeschreibungen der Heiligen; bei Froissart und Sir Thomas Mallory; in den Reisebeschreibungen von Marco Polo; bei Olaus Magnus und Aldrovandus und in Konrad Lycosthenes herrlichem Prodigiorum et Ostentorum Chronicon; in der Autobiographie von Benvenuto Cellini; in Casanovas Memoiren; in Defoes History of the Plague; in Boswells Life of Johnson; in den Depeschen Napoleons und in den Werken unseres eigenen Carlyle, dessen French Revolution einer der faszinierendsten historischen Romane ist, die je geschrieben wurden - in all diesen Werken nehmen die Tatsachen entweder die ihnen gebührende untergeordnete Stellung ein, oder sie sind wegen ihrer Langweiligkeit völlig ausgeschlossen worden.

Und dann folgt noch die Beweisführung, "dass das Leben die Kunst weit mehr nachahmt als die Kunst das Leben."
Re: Die Lüge
ανδρέας schrieb am 28.03.2012 um 18:49 Uhr (Zitieren)

Manchmal ist die Lüge aber auch nur eine Methode zur Erzeugenung von Illusionen zum Nutzen des Belogenen. Etwa dann, wenn die Wahrheit jede Hoffnung nimmt. Dies wäre dann eine fürsorgliche Lüge. Oder die Kategorie der Komplimente, die man macht, um den anderen in einen Zustand der Wohligkeit zu versetzen. Es gibt auch gut gemeinte Lügen.
Re: Die Lüge
Φιλομαθής schrieb am 28.03.2012 um 20:35 Uhr (Zitieren)
Eben das ist es, was die drei aufgeführten Herren sagen wollen: Lüge und Illusion dienen der Verschönerung des Lebens.
Re: Die Lüge
ανδρέας schrieb am 28.03.2012 um 20:45 Uhr (Zitieren)
Ja. Hätte das Spieglein an der Wand gelogen ... Schneewittchen hätte nie in den vergifteten Apfel beißen müssen. Ohne veritable Lüge hätte der Jäger Schneewittchen umgebracht.
Pia fraus!
 
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