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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Können wir uns eine Opposition leisten? (256 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 30.03.2012 um 19:38 Uhr (Zitieren)
HYLAS: [...] Deine Abneigung dagegen, den Singularismen Einfluß auf die Geschicke des Gemeinwesens zuzuerkennen, bedeutet nicht mehr und nicht weniger als ein Verbot jeglichen „Politisierens“ innerhalb des sogenannten „Idealsystems“; und zwar verfolgt dies den Zweck, Abweichungen von seinem linearen Charakter unmöglich zu machen, und das wiederum bedeutet eine Einschränkung des Freiheitsgrads, die der Gesellschaft im Namen der Erhaltung und Stabilisierung des Systems aufgezwungen wird. Inwiefern ist denn ein solches Vorgehen besser als die Methoden der Tyrannen?

PHILONOUS: Aber Hylas, wenn wir ein „ideales“ System konstruieren, das wirklich optimal ist, so müssen wir es doch vor dem Zerfall bewahren und Vorkehrungen dagegen treffen, daß es sich in ein System verwandelt, das in verschiedener Hinsicht schlechter ist (ein oszillierendes z.B.). Bei der ganzen Sache geht es doch darum, daß diese Sicherungen der Konstruktion auf bestimmten gesellschaftlichen Automatismen beruhen und eben nicht auf der Wirkung repressiver Gewalt! In dem Moment, wo sich die Konstruktion eines Systems auf die Daten einer wissenschaftlichen Theorie stützt, kann es für beliebige Wünsche der Menschen, also auch für eine Art Mehrparteiensystem, keinen Platz mehr geben. Stell dir bitte den Bau eines Atomreaktors vor, der nicht nach einem einheitlichen Plan - gestützt auf die physikalische Theorie – abläuft, sondern von konkurrierenden „Programmen“ abhängig ist, die ad hoc von einzelnen Physikern erdacht wurden. Solch eine Konstruktion wird entweder mit der Explosion des Reaktors enden oder zu gar nichts führen. Nehmen wir einen weiteren Vergleich: Wenn wir anerkennen, daß die beste medizinische Waffe gegen Kinderlähmung die Impfung ist, so können wir nicht zulassen, daß statt einer Impfung irgendwelche Quacksalber versuchen, die Krankheit durch „Besprechen“ oder „Handauflegen“ zu heilen. Vom Standpunkt der wissenschaftlichen Soziologie sind Politiker Kurpfu-scher, die an den Krankheiten der Gesellschaft herumdoktern, im besten Falle noch intuitiv handelnde Praktiker ohne theoretisches Wissen. Wenn wir die Rolle der Wissenschaft zwar auf allen Gebieten anerkennen, es ihr aber dennoch untersagen, alle Menschen verpflichtende Thesen auf dem Gebiet der sozialen Beziehungen zu verkünden, dann kehren wir damit in die Zeiten vor Marx‘ Geburt zurück, mein Freund! Wenn nun ein Astronom sagt, daß die Sonne 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist, heißt das dann etwa, daß er den Menschen diese Behauptung „aufzwingt“? Deine Einwände sind methodologischer Nonsens und weisen einzig und allein darauf hin, welch riesige irrationale Widerstände man im Menschen überwinden muß, um ihn dahin zu bringen, daß er die objektiven soziologischen Gesetzmäßigkeiten und alle daraus resultierenden Konsequenzen anerkennt.
[...]

[Quelle: Stanislaw Lem, Dialoge. Frankfurt/Main 1981, S. 292 f.]

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Anmerkungen:
1) Lem hat die von George Berkeley eingeführten Dialogpartner Hylas und Philonous in mehreren Dialogen verwendet.
2) Vorsicht, Satiregefahr bei Lem!
Re: Können wir uns eine Opposition leisten?
ανδρέας schrieb am 30.03.2012 um 22:22 Uhr (Zitieren)
Die Partei, die Partei,
Sie hat immer recht
Und Genossen es bleibe dabei,
Wer da kämpft für das Recht,
Der hat immer recht
Gegen Lüge und Ausbeuterei.
Wer das Leben beleidigt,
Ist dumm oder schlecht,
Wer die Menschen verteidigt,
Hat immer recht.
So aus Lenin'schem Geist
Wird von Stalin geschweißt
Die Partei, die Partei, die Partei. ...


Und das war - leider - nicht nur eine Satire !
 
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