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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Zwangskastrationen (512 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 13.04.2012 um 13:16 Uhr (Zitieren)
Mir bisher nur aus der Antike und von den Sängerknaben des Kirchenstaates bekannt. Heute steht ein Artikel ("Dass sie mich wieder zu fassen kriegen") über Zwangskastrationen in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in katholischen Jungenheimen der Niederlande in der FAZ.
Ein dort geschildertes Beispiel:
Zeitzeugen melden den Fall eines jungen Mannes, der in den fünfziger Jahren seine sexuelle Ausbeutung in einem katholischen Heim bei der Polizei anzeigte, danach in eine katholische Klinik eingewiesen und schließlich als Minderjähriger kastriert wurde. Die Begründung damals: Der Junge habe als perverser Homosexueller die Patres verführt.

Abschließend heißt es: "Der Historiker Jan Bank, Mitglied der Deetman-Kommission, erklärte jetzt, dass wohl selbst die 1200 Seiten des Berichts noch nicht alles katholische Unrecht umfassen: "Unser Werk ist unvollendet.'"
Re: Zwangskastrationen
Γραικίσκος schrieb am 13.04.2012 um 13:57 Uhr (Zitieren)
Einer der Täter, den ein ein Opfer als Leiter eines solchen Jungenheims (eines "Bordells für Jungen", wie das Opfer sagte), gegenüber der Staatsanwaltschaft besonders belastet hatte, "wurde ohne Strafverfolgung schnell nach Kanada versetzt, wo er wieder ein Kinderheim für Jungen eröffnete".
Re: Zwangskastrationen
ανδρέας schrieb am 13.04.2012 um 18:03 Uhr (Zitieren)

Die Personalauswahl in der kath. Kirche war wohl nicht durchgängig von der Nächstenliebe im biblischen Sinne geleitet.
Heute wurde vom Urteil gegen einen Lehrer in Hamburg berichtet, der eine 14-jährige Schülerin verführt hat. Er darf jetzt nicht mehr als Lehrer arbeiten und ist kein Beamter mehr.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/sex-mit-schuelerin-bewaehrungsstrafe-fuer-hamburger-lehrer-1.1331743

Entscheidend war das Obhutsverhältnis. Vor wenigen Tagen wurde ein Vertretungslehrer wegen der selben Angelegenheit freigesprochen - kein Obhutsverhältnis. Nunja.
Re: Zwangskastrationen
Γραικίσκος schrieb am 13.04.2012 um 19:41 Uhr (Zitieren)
Anscheinend vermag sich heute schon kaum noch jemand darüber aufzuregen, was die katholische Kirche in dieser Hinsicht alles gemacht hat bzw. noch macht.
Vor kurzem gab es in der FAZ einen Bericht über den Ordensgründer der "Legionäre Christi" (Marcial Maciel), der von Johannes Paul II. protegiert wurde und den Benedikt XVI., der sich heute gerne als Säuberer von Kindesmißbrauch präsentiert, zu Hausarrest & Schweigegebot "verurteilt" hat, obwohl er nicht nur (als Priester) mehrere Frauen, sondern Sex mit seinen eigenen Kindern gehabt hat.

http://de.wikipedia.org/wiki/Legion%C3%A4re_Christi

Man hängt kirchlicherseits solche Fälle traditionell nicht gerne an die große Glocke der staatlichen Strafverfolgung, wie sie für 'normale Menschen' gilt, sondern regelt sie lieber unauffällig, d.h. intern.
Re: Zwangskastrationen
ανδρέας schrieb am 13.04.2012 um 19:54 Uhr (Zitieren)

Es ist sehr schade, dass der Ruf der anständigen kath. Kleriker durch solche Beispile in Mitleidenschaft gezogen wird. Wobei diese krassen Fälle darüber hinweg täuschen, dass es das Problem auch außerhalb der Kirche gibt - besonders in den Familien. Die kath. Kirche sollte mal in die Zukunft schauen und sich fragen, wie lange sie ihre Personalauswahl über das Zölibat einer ungesunden Verengung unterziehen kann. Ein Mitschüler war bei Opus Dei. Mit 18 hatte er dann endlich eine Freundin. Wir hatten ihn schon rettungslos verloren gegeben. Er war alsbald geheilt. Dabei hätte er sicher einen guten Seelsorger abgegeben. Aber er wollte dann doch lieber was anderes studieren. Ich glaube es war Philosophie. Nunja.
Re: Zwangskastrationen
Γραικίσκος schrieb am 15.04.2012 um 17:57 Uhr (Zitieren)
Da ich gerade Klausuren zum "Dictatus Papae" und zur Bulle "Unam Sanctam" bearbeite, frage ich mich, ob nicht auch heute noch in den (Hinter-)Köpfen der katholischen Kirchenrepräsentanten die Vorstellung existiert, daß im Grunde kein Priester der weltlichen Obrigkeit untersteht. Jedenfalls hat das eine lange Tradition.
Re: Zwangskastrationen
ανδρέας schrieb am 15.04.2012 um 20:32 Uhr (Zitieren)
Das ist auch manchmal gut so, nämlich dann, wenn die Obrigkeit jenseits aller Menschenwürde handelt. Man nennt es Gewissen:

Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. …
Wieviel Dank ist die Menschheit schuldig diesen Blutzeugen nicht nur des Christenglaubens, sondern auch der Menschenwürde, die sie mit ihrem Blut und Leben verteidigt haben! Denn in dem Augenblick, in welchem die menschliche Obrigkeit in ihren Befehlen den klar erkannten, im eigenen Gewissen bezeugten Willen Gottes widerstreitet, hört sie auf, Gottes Dienerin zu sein, zerstört sie die eigene Würde, verliert sie das Recht zu gebieten, mißbraucht sie ihre Macht zu belohnen und zu bestrafen, und versucht sie freventlich, die von Gott gegebene Freiheit der menschlichen Persönlichkeit, das Ebenbild Gottes im Menschen zu erwürgen!

Kardinal von Galen (Xantener Viktorstracht 1936)

Es ginge auch ohne religiöse Bindung. ber das wäre rationaler als die meisten Menschen sind.

Re: Zwangskastrationen
Γραικίσκος schrieb am 15.04.2012 um 20:48 Uhr (Zitieren)
Meinst Du, daß dies das Motiv war, aus dem heraus die katholische Obrigkeit den Haupttäter, von dem hier die Rede ist, der niederländischen (nicht der nationalsozialistischen!) Obrigkeit durch eine rasche Versetzung nach Kanada entzogen hat? "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.")
Re: Zwangskastrationen
Γραικίσκος schrieb am 15.04.2012 um 20:53 Uhr (Zitieren)
Wir hatten solch einen Fall von priesterlicher Pädophilie in der Pfarre, in der ich als Jugendlicher aktiv war. Auch damals wurde der Täter der Strafverfolgung entzogen. Und ich glaube fürwahr, daß das zuständige Generalvikariat genau das gesagt hätte: Oberste Priorität hat es, Schaden von ("Unserer Heiligen Mutter der") Kirche abzuwenden.
Re: Zwangskastrationen
ανδρέας schrieb am 15.04.2012 um 20:58 Uhr (Zitieren)

Natürlich nicht. Allerdings darf man auch nicht alles über einen Kamm scheren. In diesemm Fall sollte sich der Schuldige der weltlichen Gerichtsbarkeit stellen.
Da liegt wirklich einiges im Argen. Schlimm wird es dann, wenn man die Ideologie über den Menschen stellt. Nazis, Kommunisten oder Religionsfanatiker u.a. sind da gefährlich. Im genannten Fall ist es Feigheit vor der Verantwortung.
 
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