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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ungleichzeitigkeit (966 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 15.04.2012 um 15:44 Uhr (Zitieren)
Ein Fachmann hat mir einmal gesagt, daß es bei Übertragungen von Ereignissen via Film bzw. Bild, strenggenommen, keine Gleichzeitigkeit gebe. Jedes Bild, jeder Film durchlaufe einen - minimal zeitaufwendigen - Prozeß der Digitalisierung, d.h. ein Computerprogramm, und dieses Computerprogramm ermögliche es, Bilder und Filme in beinahe jeder Weise zu manipulieren.

Nun, manipuliert werden konnten Nachrichten natürlich auch in der Antike. Aber vollkommene Gleichzeitigkeit würde Echtheit verbürgen - und dies, verbürgte Echtheit, gibt es anscheinend auch heute nicht.
Re: Ungleichzeitigkeit
ανδρέας schrieb am 15.04.2012 um 16:14 Uhr (Zitieren)

Selbst, wenn die Information in Jetztzeit (also genau jetzt, stopp, nein, zu spät, also jetzt !!) eingeht, manipuliert das Gehirn sie ja auch noch. Die Realität ist ein Trugschschluss. Wir sehen immer nur Ausschnitte, weil Informationen gefiltert werden.
Und dieser Wirkung unterliegt auch jeder Chronist.

Re: Ungleichzeitigkeit
διψαλέος schrieb am 15.04.2012 um 16:16 Uhr (Zitieren)
Einstein zertrümmerte das universelle "jetzt"
Re: Ungleichzeitigkeit
Γραικίσκος schrieb am 15.04.2012 um 16:26 Uhr (Zitieren)
Einstein hat den Begriff der Gleichzeitigkeit, nunja, 'zertrümmert'.
Wenn wir nun so weit gehen wollen:
Die Realität ist ein Trugschschluss.

dann dürfte wir sie auch nicht mehr behaupten, sondern müßten jeder Aussage - zumindest stillschweigend - ein "aus meiner Sicht" hinzufügen. Oder? Jedenfalls aus meiner Sicht.
Re: Ungleichzeitigkeit
ανδρέας schrieb am 15.04.2012 um 16:31 Uhr (Zitieren)
Ja, wenn man das selbe Ereignis von mehreren Personen schildern lässt, hat man deutlich unterschiedliche Versionen. Das kann einem jeder Polizist bestätigen: das Fluchtfahrzeug hat dann mindestens 4 Farben, vereint 5 Marken und fuhr in alle zur Verfügung stehenden Himmelsrichtungen. Gemeinsam ist in allen Versionen nur eines - es ging so wahnsinnig schnell ...
Re: Ungleichzeitigkeit
Γραικίσκος schrieb am 15.04.2012 um 17:11 Uhr (Zitieren)
Unsere Sehnsucht nach Realität ist schwer auszurotten; selbst wenn wir sagen: es gibt nicht die Realität, sondern nur Interpretationen, dann soll in der Regel das real sein. Alles ist wirklich nur Interpretation.
Vom Alltag, wo man dann doch mit "wahr" und falsch" schnell bei der Hand ist, abgesehen. Köln verliert in Gladbach, das ist wahr, das ist real.
Re: Ungleichzeitigkeit
ανδρέας schrieb am 15.04.2012 um 17:26 Uhr (Zitieren)

3:o für Gladbach gegen die Ziegen ?

ἆρ' οὐκ ἐλυπήθης;
Re: Ungleichzeitigkeit
ανδρέας schrieb am 22.04.2012 um 12:38 Uhr (Zitieren)
Alles ist wirklich nur Interpretation.


Gestern kamm auf Spiegel Wissen TV ein sehr interessanter Beitrag zum Thema "Was ist Realität". Die Grundfragen der alten Griechen werden heute von Physikern und Mathematikern behandelt. Die Philosophen befassen sich heute wohl eher mit Sozialwissenschaft, Ethik, Poltik u.a. fassbareren Themen. Das finde ich schade. Da hat sich eine Wissenschaft m.E. abgekoppelt und in ein Nischendasein zurückgezogen. Vielleicht sollten heutigen Philosophen zumindest ein Basisstuduim in Mathematik und Physik absolvieren, um sich wieder mit den Fragen befassen zu können, die mit dem Stand der Naturwissenschaft im Einklang stehen. Die Philosophie war einmal die "Speerspitze" der Wissenschaft. Jetzt scheint sie mir eher die Rolle des Feuilletonisten auszufüllen.
Die Frage, was ist und wieso, hat die Philosophie vermutlich aufgegeben. Oder irre ich mich da völlig?
(Das ist ein ganz offene Frage und soll keine Beleidigung sein!)
Re: Ungleichzeitigkeit
Γραικίσκος schrieb am 22.04.2012 um 13:15 Uhr (Zitieren)
Die Frage, was ist und wieso, hat die Philosophie vermutlich aufgegeben.

Nein, das kann man nicht sagen; das ist wohl nur eine Frage der Wahrnehmung von Philosophie in der Öffentlichkeit. (Wenn alles Interpretation ist, dann unterliegt sicherlich auch die Frage, womit Philosophie sich heute beschäftigt, der Interpretation bzw. einer bestimmten Perspektive.)
Ich vermute (!), daß die Gesellschaft bzw. die Meinungsmacher in unserer Gesellschaft heute bestimmte Fragen eher an Naturwissenschaftler stellen und andere Fragen - ethische, soziale &c. - eher an Philosophen. Aber Richard David Precht und Peter Sloterdijk vertreten nicht die Philosophie. International schon gar nicht. (Nun, hier kennt man sie - aber wer kennt z.B. Manuel Bremer?)
Andere Philosophen sind an der Diskussion der Ergebnisse der Hirnforschung beteiligt, und in den USA kann man ein wiedererwachtes Interesse an Metaphysik und Ontologie beobachten. David Lewis' "On the Plurality of Worlds" hat mich stark beeindruckt, ist aber - bezeichnenderweise? - bis heute nicht ins Deutsche übersetzt worden.

In den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es eine lebhafte Diskussion, wohl von Karl Popper ausgelöst, unter Philosophen, die zugleich eine naturwissenschaftliche Ausbildung hatten, die sich jedoch auf wissenschaftsmethodische Fragen konzentrierte. Aber selbst in der damaligen Zeit ist der exzellente Aufsatz "Was es gibt" von Willard Van Orman Quine erschienen.

Ich erwähne soetwas hier auch gelegentlich; doch es ist und bleibt auch eine Frage der Wahrnehmung.

Stephen Hawking stimmt übrigens gerne in die Klage ein, die Philosophen hätten sich aus der naturwissenschaftlichen Diskussion zurückgezogen. Aber was Stephen Hawking von Philosophie versteht, kann die Katze auf dem Schwanz tragen.

Das ist auch ein Problem: Es gibt vermutlich keine Philosophen mehr, die - wie noch Kant - gleichzeitig naturwissenschaftliche Forschung betreiben - da ist wohl der Aufwand durch die zunehmende Spezialisierung im Wege. Es bleibt den Philosophen wohl nichts anderes übrig, als Spezialisten fürs Allgemeine zu sein.

Umgekehrt hat übrigens auch das Niveau der philosophischen Äußerungen von Naturwissenschaftlern seit der Zeit von Planck, Heisenberg, C. F. von Weizsäcker und Schrödinger rapide abgenommen. Hawking liegt da sozusagen voll im Trend. Letztlich muß man heute ein Fach mit allem Aufwand studieren, um sich kompetent äußern zu können - auch die Philosophie.

Was bleibt? Das interessierte und verständnisvolle Gespräch zwischen Menschen, die im Fachgebiet des jeweiligen Gesprächspartners nur Halbgebildete sind?
Re: Ungleichzeitigkeit
ανδρέας schrieb am 22.04.2012 um 13:35 Uhr (Zitieren)

Ja, mein "Urteil" ist sicher etwas hart. Naturwissenschaftler haben viele Fragen ja auch nicht beantwortet und der "Laie" vertraut hier auf Antworten, die er oft nicht nachvollziehen kann, er glaubt es also einfach. Es ist vielleicht auch Geschmackssache, aber ich finde, es gibt zu wenige B. Russels in der Philosophie. Dieser Zweig scheint mir schlicht unterrepräsentiert.
Als Hüter und Anwender des "freien Denkens" sind die Philosophen aber m.E. notwendig.
Re: Ungleichzeitigkeit
Γραικίσκος schrieb am 22.04.2012 um 13:43 Uhr (Zitieren)
Bertrand Russell war jemand, der in beiden Bereichen eine vollgültige Ausbildung besaß. Das gilt freilich auch für Imre Lakatos. Doch wer kennt Imre Lakatos?
Einer meiner Schüler hat Philosophie und Physik studiert und ist heute Philosophieprofessor in Mainz: Ralf Busse. Wer kennt Ralf Busse?
Wie gesagt: es ist auch eine Frage der Wahrnehmung.
Re: Ungleichzeitigkeit
ανδρέας schrieb am 22.04.2012 um 13:48 Uhr (Zitieren)

Ja, und die Wahrnehmung bestimmt wohl unsere Realität. Schwierig, schwierig ...
Re: Ungleichzeitigkeit
Γραικίσκος schrieb am 23.04.2012 um 07:36 Uhr (Zitieren)
Eine Philosophin, die Physik studiert hat und Bücher über den Bereich Physik/Philosophie schreibt: Brigitte Falkenburg.
Gestern wurde in der FAS im Rahmen eines Artikels über die Entdeckung weiterer Elementarpartikel ("Quasi ein Teilchen") aus ihrem Buch "Particle Metaphysics" zitiert.

***

Ich hoffe, daß nunmehr die Ansicht, "die" Philosophen heute befaßten sich nicht mehr mit Naturwissenschaften, dahin gelegt werden kann, wohin sie gehört: in die große Kiste mit der Aufschrift "Vorurteile".
Re: Ungleichzeitigkeit
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 23.04.2012 um 12:46 Uhr (Zitieren)
Vielleicht sollte man mal Prof. Lesch, Astrophysiker an der TU München erwähnen. Den kennen einige.
Re: Ungleichzeitigkeit
διψαλέος schrieb am 23.04.2012 um 18:06 Uhr (Zitieren)
ach, der Lesch...

eine Labertante...
Re: Ungleichzeitigkeit
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 24.04.2012 um 23:48 Uhr (Zitieren)
Ja, διψαλέος, wenn man ihn nicht kennt.
Er ist einer der wenigen Naturwissenschaftler,der als Nebenfach Philosophie studiert hat und heute an der Hochschule für Philosophie in München Naturphilosophie lehrt. Er ist auch einer der wenigen der wirklich intelligente Fragen stellt.
Philosophie stößt doch häufig an Grenzen, da bei genaueren Fragestellungen naturwissenschaftliche, sprachliche oder genaue historische Kenntnisse gefragt sind. Philosophie als Hauptfach isoliert ist sinnlos, allenfalls als Nebenfach.
Re: Ungleichzeitigkeit
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 24.04.2012 um 23:55 Uhr (Zitieren)
Frühere Philosophen waren immer "multi" und da hat Philosophie Sinn. Sonst bleibt es einfach nur ein geistiges Denken ohne wirklichen Bezug. Das können wir uns sparen.
Re: Ungleichzeitigkeit
διψαλέος schrieb am 25.04.2012 um 02:46 Uhr (Zitieren)
die fachliche Kompetenz von Prof. Lesch zweifle ich nicht an.
Du kennst seine Sendungen im ZDF?

Mich stören da seine Halbsätze.

(Wenn das ciceronische Rhetorik sein soll....)
 
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