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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Philosophie: An die Gebildeten unter ihren Verächtern (588 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 18.04.2012 um 13:54 Uhr (Zitieren)
Ein renommierter Philosoph hat Gedanken zu Papier gebracht, was man mit Philosophie anfangen kann:
Herbert Schnädelbach
Was Philosophen wissen und was man von ihnen lernen kann
München 2012
C. H. Beck

Ich hab's bestellt, aber noch nicht gelesen; es soll einer Rezension zufolge nicht trivial, sondern auf dem gegenwärtigen Stand der Forschung sein.
Re: Philosophie: An die Gebildeten unter ihren Verächtern
ανδρέας schrieb am 18.04.2012 um 17:31 Uhr (Zitieren)

Ist "unter ihren Verächtern" der Untertitel des Buches oder ein Kommentar?
Re: Philosophie: An die Gebildeten unter ihren Verächtern
Γραικίσκος schrieb am 18.04.2012 um 19:18 Uhr (Zitieren)
ein Schleiermacher-Zitat ...
Re: Philosophie: An die Gebildeten unter ihren Verächtern
ανδρέας schrieb am 18.04.2012 um 19:56 Uhr (Zitieren)
Oh, fühlte sich Schleiermacher verachtet?
Sich vor einem Verächter zu rechtfertigen, ist meist schlecht, denn, wer sich entschuldigt, klagt sich an. Nur die Gebildeten anzusprechen, ist falsch, denn Bildung und Weisheit sind nicht kongruent. Erklärte nicht Sokrates einem Sklaven mittels Hebammentechnik, wie man ein Quadrat verdoppelt? Gut ist es, wenn man mittels Philosophie praktische Lebensfragen behandelt, die sich in der Realität widerspiegeln und das Denken auf neue Gesichtspunkte aufmerksam macht, die man noch nicht kannte. Da ist der gesunde Menschenverstand keine schlechte Basis. Philosophie kann auch zeigen, dass es meist mehr Fragen als Antworten gibt.
Das macht Hochmütige demütig und erleichtert die Demütigen ihrer Last.

Re: Philosophie: An die Gebildeten unter ihren Verächtern
Γραικίσκος schrieb am 18.04.2012 um 21:29 Uhr (Zitieren)
Fr. Schleiermacher hat ein Buch "An die Gebildeten unter ihren Verächtern" über Religion geschrieben; ich dachte, daß man das noch kennt, und wollte nur auf diesen Titel anspielen.
Mittels dieser Anspielung wollte ich das Schnädelbach-Buch vorstellen.
Dies ist dann wohl mißlungen.
Re: Philosophie: An die Gebildeten unter ihren Verächtern
Φιλομαθής schrieb am 19.04.2012 um 11:40 Uhr (Zitieren)
Man kennt (nun ja, den Titel). Und wenn man mal etwas nicht kennt, helfen Google & Co. Also: Senke bitte nicht dein Niveau aus Rücksicht auf uns.
Re: Philosophie: An die Gebildeten unter ihren Verächtern
Γραικίσκος schrieb am 19.04.2012 um 17:57 Uhr (Zitieren)
Ich habe das Buch sogar in meinen Beständen gefunden:
Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern (Felix Meiner Verlag)
Gelesen habe ich es freilich nie.
Re: Philosophie: An die Gebildeten unter ihren Verächtern
filix schrieb am 19.04.2012 um 19:52 Uhr (Zitieren)
"Gelesen habe ich es freilich nie."
Was ausgesprochen schade ist, denn das Buch, das Schleiermacher den Vorwurf des Atheismus wie des Pantheismus eingebracht hat, ist auf eine sehr überraschende Weise modern und enthält, geboren aus dem Geist der Frühromantik, Bestimmungen von Religiosität, die, ehe sie dann in einer Fassung des Christentums als Metareligion (als "Religion der Religionen") gebunden werden, heute unter allgemeiner Spiritualität laufen würden: Anschauung und Anbetung des unendlichen, lebendigen Universum, furchtlos liebende Betrachtung des Weltgeistes in seinem spielerischen Wirken usf. "Sie (die Religion) entsagt hiermit, um den Besitz ihres Eigentums anzutreten, allen Ansprüchen auf irgend etwas [...] Sie begehrt nicht das Universum seiner Natur nach zu erkennen wie die Metaphysik, sie begehrt nicht aus Kraft der Freiheit und der göttlichen Willkür des Menschen es fortzubilden und fertig zu machen, wie die Moral. Ihr Wesen ist weder Denken noch Handeln, sondern Anschauung und Gefühl. Anschauen will sie das Universum in seinen eigenen Darstellungen und Handlungen will sie es andächtig belauschen, von seinen unmittelbaren Handlungen will sie sich in kindlicher Passivität ergreifen und erfüllen lassen." Ein singulärer Wahrheitsanspruch verträgt sich nicht mit der Natur dieser Idee von Religiosität, da das Universum in seine Unendlichkeit selbst immer neue Religionsformen gebären muss, da jede bestimmende, fixierende Form nur einen Aspekt isolieren kann, der in einer Zusammenschau nicht als Mangel sondern als das Wesen des Religiösen schlechthin begriffen werden muss. Es geht dabei allerdings nicht um Indifferenz im Sinne einer universalen Gleichheit aller Religion, darin liegt vielleicht der größte Abstand zur Gegenwart. Schleiermacher schafft mit der geschilderten Bestimmung nur eine andere Matrix der Betrachtung der Unterschiede. Es fehlt hierbei aber ein strenges Ordnungsprinzip, gedacht aus dem Begriff des Begriffs, wie es wenig später Hegel einsetzen wird, um diese Vielfalt der Erscheinungen im System erkennend zu bändigen und jeder ihren (in seiner Auffassung) notwendigen Platz zuzuweisen, vielmehr tritt bei Schleiermacher eine Art Phänomenologie der religiösen Empfindung an ihre Stelle: im Kern steht der intime Dialog des Endlichen mit dem Unendlichen, der sich in unterschiedlichen Religionen unterschiedlich vermittelt - weder Philosophie (als Wissenschaft) noch Geschichtsforschung werden dieser Entfaltung als solcher gerecht. Um zum Kern des spezifischen Wesens einer bestimmten Religion - sei es Judentum, Christentum usf. - zu gelangen, muss daher immer abstrahiert werden: "Nehmt einmal alles Politische, und so Gott will, Moralische hinweg, wodurch er (i.e. der Judaismus in der Diktion Schleiermachers) gemeiniglich charakterisiert wird; vergeßt das ganze Experiment den Staat anzuknüpfen an die Religion, daß ich nicht sage an die Kirche; vergeßt daß das Judentum gewissermaßen ein Orden war, gegründet auf eine alter Familiengeschichte, aufrecht erhalten durch die Priester; sehr bloß auf das eigentlich Religiöse darin, wozu dies Alles nicht gehört, und sagt mir welches ist die überall hindurchschimmernde Idee des Universums?" Nicht anders ist mit dem Christentum in der Betrachtung zu verfahren. Überhaupt ist das Buch voll von interessanten Effekten dieses Ansatzes: man findet beispielsweise auch die in diesem Forum immer wieder aufflammende Vorstellung (die selbst geschichtlich zu untersuchen zu den lohnendsten Aufgaben gehört, um die zeitgenössische Natur religiöser Empfindung im weitesten Sinn zu verstehen), dass spätestens im Christentum sozusagen das "Grundgute", Sanfte in diesem (hier durch Christus vermittelten) intimen Dialog von Endlichkeit und Unendlichkeit dominiert, was zu allerlei Unbehagen in der Lektüre von Texten führt, die das Schwert nicht den Frieden verheißen, woraus ähnliche hermeneutische Volten resultieren, wie sie mitunter auch hier geschlagen werden. Kurzum: eine Empfehlung.
Re: Philosophie: An die Gebildeten unter ihren Verächtern
filix schrieb am 19.04.2012 um 19:54 Uhr (Zitieren)
sehr bloß seht bloß
Re: Philosophie: An die Gebildeten unter ihren Verächtern
Γραικίσκος schrieb am 20.04.2012 um 19:00 Uhr (Zitieren)
Das ist ja ein engagiertes Plädoyer! Dann werde ich mir dieses Buch einmal näher anschauen.
 
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