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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Was ein Freund ist (430 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 24.04.2012 um 21:03 Uhr (Zitieren)
ἔστι γὰρ ὁ φίλος ἄλλος αὐτός.

(Aristoteles: Magna Moralia 2, 15)
Re: Was ein Freund ist
ανδρέας schrieb am 24.04.2012 um 21:22 Uhr (Zitieren)

Der Freund ist ein weiteres selbst (ein anderes "ich")
Re: Was ein Freund ist
Γραικίσκος schrieb am 25.04.2012 um 13:35 Uhr (Zitieren)
Ich frage mich, was Aristoteles dadurch ausschließen will; eine Affirmation ist ja immer auch eine Negation (des Gegenteils). Welche Art Wesen kann nicht mein Freund sein? Ein Tier (Hund) nicht? Ein Sklave (Untergebener) nicht? Eine Frau nicht für einen Mann?
Re: Was ein Freund ist
ανδρέας schrieb am 25.04.2012 um 17:19 Uhr (Zitieren)

Der Satz steht ja mal wieder ohne Zusammenhang. Folglich kann man nur spekulieren. Ich nehme an, dass Aristoteles als weiters "Ich" jemanden bezeichnet, der die eigenen Einstellungen, Vorstellungen, Meinungen, Wünsche und Hoffnungen, Geschmack, Interessen etc. zumindest weitgehend teilt und dem er vertraut, was auf Gegenseitigkeit beruht. Damit schließt er dann implizit alle aus, bei denen das nicht so ist.
Hund? Kaum. Sklave? Vielleicht. Frau? Möglich (stellt sich die Frauenfrage; ist sie Männern gleich?)
Re: Was ein Freund ist
Φιλομαθής schrieb am 25.04.2012 um 22:00 Uhr (Zitieren)
Von einem Freundschaftsverhältnis auf Augenhöhe zwischen Mann und Frau kann bei Aristoteles wohl nicht die Rede sein:
Gemäß einer jeden Staatsverfassung gibt es nun eine entsprechende Freundschaft ... Die Freundschaft ferner des Mannes mit der Frau ist dieselbe wie die in der Aristokratie. Sie richtet sich nach den Vorzügen jedes Teils und gesteht dem Besseren das größere Gut zu, und doch jedem das Gebührende; und gleiches gilt von dem Rechte. (NE 8, 1161a. Übers. E. Rolfes.)


Die Stelle zum Zitat oben ist falsch angegeben. Im genauen Wortlaut steht der Satz in der Nikomachischen Ethik (9. Buch, 1166a 31).
συνδιάγειν τε ὁ τοιοῦτος ἑαυτῷ βούλεται· ἡδέως γὰρ αὐτὸ ποιεῖ· τῶν τε γὰρ πεπραγμένων ἐπιτερπεῖς αἱ μνῆμαι, καὶ τῶν μελλόντων ἐλπίδες ἀγαθαί, αἱ τοιαῦται δ' ἡδεῖαι. καὶ θεωρημάτων δ' εὐπορεῖ τῇ διανοίᾳ. συναλγεῖ τε καὶ συνήδεται μάλισθ' ἑαυτῷ· πάντοτε γάρ ἐστι τὸ αὐτὸ λυπηρόν τε καὶ ἡδύ, καὶ οὐκ ἄλλοτ' ἄλλο· ἀμεταμέλητος γὰρ ὡς εἰπεῖν. τῷ δὴ πρὸς αὑτὸν ἕκαστα τούτων ὑπάρχειν τῷ ἐπιεικεῖ, πρὸς δὲ τὸν φίλον ἔχειν ὥσπερ πρὸς αὑτόν (ἔστι γὰρ ὁ φίλος ἄλλος αὐτός), καὶ ἡ φιλία τούτων εἶναί τι δοκεῖ, καὶ φίλοι οἷς ταῦθ' ὑπάρχει. πρὸς αὑτὸν δὲ πότερον ἔστιν ἢ οὐκ ἔστι φιλία, ἀφείσθω ἐπὶ τοῦ παρόντος·
Der Tugendhafte findet auch Gefallen an dem Verkehr mit sich selbst; denn daraus fließt ihm reiche Lust. Die Erinnerungen an seine Vergangenheit sind angenehm und die Hoffnungen auf seine Zukunft gut, solche Hoffnungen aber gewähren Lust; auch findet er in seinem Geiste immer Stoff zu wahren und nützlichen Betrachtungen. – Endlich teilt er Leid und Freude am meisten mit sich selbst: allezeit ist ihm das nämliche lieb und leid, und nicht bald dies bald das. Denn er ist so zu sagen über die Reue erhaben. Da sich nun ein jedes von diesen Dingen bei dem Tugendhaften im Verhältnis zu sich selbst vorfindet, und er gegen seinen Freund wie gegen sich selbst gesinnt ist – ist doch der Freund ein zweites Selbst –, so scheint auch die Freundschaft eines von diesen Dingen zu sein und Freunde diejenigen, bei denen sich diese Dinge finden. Ob es aber eine Freundschaft mit sich selbst gibt oder nicht, bleibe für jetzt dahingestellt. (Übers. E. Rolfes)


In den Magna Moralia 2, 15 (1213a) heißt es ähnlich:
εἰ δή τις ἐπὶ τὸν φίλον ἐπιβλέψας ἴδοι τί ἐστι καὶ ὁποῖός τις ὁ φίλος, τοιοῦτος οἷος ἕτερος εἶναι ἐγώ, ἄν γε καὶ σφόδρα φίλον ποιήσῃς, ὥσπερ τὸ λεγόμενον ἄλλος οὗτος Ἡρακλῆς, ἄλλος φίλος ἐγώ. (If, then, when one looked upon a friend one could see the nature and attributes of the friend, such as to be a second self, at least if you make a very great friend, as the saying has it, 'Here is another Heracles', a dear other self. - Übers. G. Stock)


Zur Ermittlung von Aristoteles' Freundschaftsbegriff müssten in der NE Buch 8, Kap. 13-16 und Buch 9 ganz sowie in den MM, Buch 2 die Kapitel 11-17 gelesen werden.

NE auf deutsch:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/2361/110

MM auf englisch:
http://archive.org/stream/magnamoralia00arisuoft#page/n28/mode/1up

Original bei Wikisource:
http://el.wikisource.org/wiki/%CE%91%CF%81%CE%B9%CF%83%CF%84%CE%BF%CF%84%CE%AD%CE%BB%CE%B7%CF%82
 
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