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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Platon in Bagdad (675 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 01.05.2012 um 12:17 Uhr (Zitieren)
John Freeley
Platon in Bagdad
Wie das Wissen der Antike zurück nach Europa kam
Stuttgart 2012
Klett-Cotta

Der Autor, US-Amerikaner von Geburt, lebt seit vielen Jahrzehnten in Istanbul und hat an einer dortigen Universität Physik und Wissenschaftsgeschichte gelehrt.
Die Schwerpunkte des Buches liegen bei Philosophie, Mathematik, Physik & Medizin.

Die Rezension des Buches in der FAZ schließt mit den schönen Worten, es erinnere "an jene Zeiten, da, wie Ernst Bloch es einmal ausdrückte, 'im Morgenland ein helleres Licht brannte als in Frankistan.'"
Re: Platon in Bagdad
ανδρέας schrieb am 01.05.2012 um 13:27 Uhr (Zitieren)

Bis vor kurzer Zeit waren noch ganz viele Platoons in Bagdad. Ob sie das helle Licht zurück gebracht haben?
Ich frage mich, wieso die sehr fortschrittliche Wissenschaft sich im Osmanischen Reich nicht weiter entwickelt hat. Die Renaissance wurde über den islamischen Kulturkreis und Byzanz angeregt.
Aber die Bewahrer dieses Wissens haben in den o.a. Bereichen den Anschluss verloren. Jedenfalls geben sie keine modernen Impulse mehr.


Re: Platon in Bagdad
filix schrieb am 01.05.2012 um 13:38 Uhr (Zitieren)
Honi soit...wer im Schlusswort der Rezension, das offensichtlich als einziges derselben Graeculus einer Mitteilung für wert erachtet, einen kulturhistorisch beflissenen, aber letztlich sentimentalen Exotismus wittert, der seinen billigen Groll gegen das gegenwärtige "Morgenland" in "zurechtgeborgten"(a) Worten mehr schlecht als recht verbirgt. Dass Qualitätsjournalismus
aus Frankfurdistan sich dabei verschämt auf die Zunge beißt und zum Zitat greift, wundert indes nicht, ist doch schon den deutschen Übersetzern des Werks das Kunststückchen gelungen, im Titel das schlechte Gewissen nur eine Buchstaben auf Abstand zu halten: Platoon in Bagdad.


(a) "Derart brannte in der damaligen arabischen Welt nicht nur eher Licht als in Frankistan, es brannte dort auch ein beweglicheres Licht als das spätere der europäischen Klosterschulen und der daraus entstandenen Universitäten." (E.Bloch: Avicenna und die Aristotelische Linke S.13)
Re: Platon in Bagdad
Γραικίσκος schrieb am 01.05.2012 um 14:17 Uhr (Zitieren)
Menschen, die im Diskurs mit der Unterstellung von Motiven (wer heute die islamische Tradition lobt, tut dies, um seinen Groll über den aktuellen Islam zu verbergen oder sein schlechtes Gewissen angesichts der aktuellen Politik gegenüber dem Islam zu beruhigen), sollte m.E. wenigstens hinzufügen, daß dies, vor allem bezogen auf einen einzelnen Menschen/Autoren, eine schwer oder gar nicht zu beweisende Behauptung ist - eben eine Unterstellung. Ein logisch unzulässiger Schluß von der Wirkung (Aussage) auf die Ursache (Motiv). Auch wenn sowas in Polemiken üblich sein mag.
Re: Platon in Bagdad
Γραικίσκος schrieb am 01.05.2012 um 14:19 Uhr (Zitieren)
Der von Freeley (oder seinem Verlag) gewählte Originaltitel lautet übrigens "Aladin's Lamp".
Re: Platon in Bagdad
filix schrieb am 01.05.2012 um 14:57 Uhr (Zitieren)
Ach, Graeculus, stell dich nicht naiv: das persönliche Motiv ist unerheblich - deshalb verfängt der Hinweis auf die möglicherweise beste Absicht (die im Übrigen da wäre?) nicht; die Methode bleibt sich gleich und ihr gilt die pointierte Bemerkung. Die Art und Weise, in der das gekürzte Zitat, am Schluss als Fazit in Erscheinung tritt, ist, vergleicht man es mit dem Original, das Zweifelhafte: im Erinnerungskristall genießt man das Edle der anderen Seite in den Archiven der Weltgeschichte und spielt durch das Abschneiden des historischen Bezugsrahmens des geliehenen Wortes mit dem Bezug zur Gegenwart. Dazu passt der übers Zitat, das Bloch als ganz unverdächtigen Zeugen aufruft, vermittelte metonymische Taschenspielertrick, der in groteskem Jargon erlaubt, von begrifflichen Ungetümen wie Morgenland und Abendland vergleichsweise zu reden. Folgerichtig ist schließlich, dass solchem Zauber aus deiner Tastatur keine Würdigung etwa der in nuce artikulierten Zusammenfassung der intellektuellen Leistung des Autors durch den Rezensenten antwortet, sondern ein ästhetisches Urteil. Es steht dir selbstredend frei,
deine Interpretation dieses Vorgangs hier vorzuführen. Ich bin gespannt.
Re: Platon in Bagdad
διψαλέος schrieb am 01.05.2012 um 16:13 Uhr (Zitieren)
Ich frage mich, wieso die sehr fortschrittliche Wissenschaft sich im Osmanischen Reich nicht weiter entwickelt hat.


Es gibt, wie Du Dir sicherlich denken kannst,
nicht eine Ursache, sondern ist die Folge
sehr vieler sich gegenseitig beeinflusst habenden
Ereignissen und Geschehnissen.
Stichworte:
Die osmanischen Eroberer bildeten zunächst nur eine dünne, militärische Oberschicht.
Die Verwaltung, Handel, etc. blieb aber weiterhin in den Händen der eroberten Völker,
vor allem bei den Griechen, Armeniern udn Juden.
Ja, der Sultan übernahm ganz bewusst byzantinische, bzw. römische Einrichtungen.

Das Steuersystem hemmte Nichtmuslime in der Entwicklung.

Das Osmanische Reich war immer ein "Militärstaat", zentarl auf die Person des Sultans ausgerichtet (osmanischer "Absolutismus").
Talentierte Osmanen suchten daher die Karriere beim Militär, nicht in der Wissenschaft.
usw...
Re: Platon in Bagdad
διψαλέος schrieb am 01.05.2012 um 19:48 Uhr (Zitieren)
ach ja, noch was, was zu einer "Stockung" der
Entwicklung geführt hatte:
Die Mongolen:
ca. 1400 überrannten sie die islamische Welt,
wichtige geistige Zentren wurden vernichtet.

Zwar erholten sich die Osmanen relativ schnell
und konnten ja dann auch das Osmanische Reich weiter ausdehnen, aber für die islamische Welt
war das eine Katastrophe (wie auch für die
osteuropäische: Russland wurde so jahrhundertelang von der Entwicklung
im übrigen Europa abgeschnitten).



Und das, obwohl die Mongolen schnell zum Islam konventierten.

Seltsamerweise trat dieser Effekt nicht in den
von ihnen eroberten Gebieten in Indien ein:
Die Mogul-Kaiser ("Mogul" = "Mongolen")
schufen zunächst ein blühendes Reich.
 
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