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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Übel der Philosophie, islamisch gesehen (358 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 01.05.2012 um 14:00 Uhr (Zitieren)
al-Ghazālí
(1058-1111)

DER ERRETTER AUS DEM IRRTUM

Die Übel,
die durch die Philosophie entstehen können


Durch die Vermischung der prophetischen und mystischen Reden in ihren Schriften entstanden zwei weitere Übel, und zwar eines für denjenigen, der die Philosophie akzeptiert, und ein anderes für den, der sie ablehnt.

a) Das Übel, das für denjenigen entstehen kann, der die Philosophie zurückweist

Dieses Übel ist sehr groß. Denn eine Gruppe von Einfältigen glaubt, sofern diese Reden (der Propheten und Mystiker) in den Büchern der Philosophen wiedergegeben und mit ihrer Falschheit vermischt wurden, sollten sie gemieden werden und unerwähnt bleiben. Ja, sie finden es sogar verwerflich, sie zu zitieren, weil sie (diese Reden) zum ersten Mal nur von ihnen gehört haben. In ihren schwachen Köpfen kommen sie schnell zu der voreiligen Meinung, daß diese zitierten Äußerungen (der Propheten und Mystiker) falsch seien, weil der zitierende (Philosoph in anderen Dingen) Unrecht hat.
Ihr Beispiel ähnelt demjenigen, der die Aussagen eines Christen hört: „Es gibt keinen Gott außer Gott, und Jesus ist sein Gesandter.“ Er lehnt diese Aussage mit der Begründung ab, daß sie von einem Christen stammt. Er überlegt dabei nicht, ob der Christ wegen dieser Aussage oder wegen seiner Leugnung der Prophetie Muhammads – Friede sei über ihm – als Ungläubiger anzusehen ist. Wenn der Christ nur wegen der Leugnung der Prophetie Muhammads für ungläubig gehalten wird, darf ihm nicht in den Dingen widersprochen werden, in denen er nicht für ungläubig gehalten wird und die an sich wahr sind, auch wenn sie von ihm selbst als wahr erkannt werden. [...]
Das mindeste, was man von einem Gelehrten erwarten kann, ist, daß er sich von einem gewöhnlichen Tor unterscheidet. Er scheut niemals davor, den Honig zu kosten, selbst dann nicht, wenn er ihn in einem Schröpfglas findet. Er ist davon überzeugt, daß das Schröpfglas selbst das Wesen des Honigs nicht verändert. Die (natürliche) Abneigung (der Menschen) gegen solchen Honig gründet sich auf die Unwissenheit eines Ungebildeten, die daraus entsteht, daß das Schröpfglas für unreines Blut gemacht ist. Man vermutet, das Blut sei allein deshalb unrein, weil es sich in dem Schröpfglas befindet, weiß aber nicht, daß dies auf einer an sich vorhandenen Eigenschaft des Blutes selbst beruht. Wenn der Honig diese Eigenschaft (der Unreinheit) nicht an sich hat, dann erhält er sie (auch) nicht dadurch, daß er sich (in dem Schröpfglas) befindet. Er muß deshalb nicht unrein sein. Das aber ist der große Irrtum, in dem sich die Mehrheit der Menschen befindet: Wenn eine Aussage von einem guten Redner stammt, dem die Mehrheit vertraut, wird sie akzeptiert, auch dann, wenn sie falsch ist. Geht sie aber auf jemanden zurück, dem diese Mehrheit mißtraut, wird sie selbst dann abgelehnt, wenn sie wahr ist. Somit glauben sie das Wahre durch die Menschen zu erkennen, nicht aber die Menschen durch das Wahre. Dies aber ist der höchste Grad des Irrtums. Das ist das Übel für denjenigen, der die Philosophie zurückweist.

b) Das Übel, das aus der Annahme der Philosophie entstehen kann

Das andere Übel ergibt sich aus der Annahme der Philosophie. Wer in ihre Bücher [...] und anderes hineinblickt und dann auf die prophetischen Weisheiten und mystischen Ansprüche stößt, die sie in ihre Reden hineingemengt haben, wird das möglicherweise für gut halten, sie annehmen und auf sie vertrauen. Dann ist er allzu schnell bereit, ihre Falschheit, die damit vermischt ist, anzunehmen wegen der guten Meinung, die aus dem entstanden ist, was er gesehen und gebilligt hat. Die ist eine Art von Verführung zum Irrtum.
Aufgrund dieses Übels muß man vor der Lektüre ihrer Bücher warnen wegen der Täuschung und der Gefahr, die sie beinhalten. So wie man den ungeübten Schwimmer vor den Gefahren der Tiefe warnen muß, so auch die Menschen vor der Lektüre solcher Bücher. Und wie man die Knaben davor zurückzuhalten hat, Schlangen zu berühren, so muß man die Ohren davor bewahren, solche zweideutigen Worte zu hören. [...]

So verhält es sich auch mit der Nachbarschaft zwischen dem Wahren und dem Falschen. Sie macht das Wahre keineswegs unwahr und das Unwahre nicht wahr!
Das ist der Beitrag, den wir über das Übel und die Täuschung der Philosophie erwähnen wollen.

[Quelle: Abū-Hāmid Muhammad al-Ghazālī, Der Erretter aus dem Irrtum. Hamburg 1988, S. 26-30]
Re: Die Übel der Philosophie, islamisch gesehen
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 01.05.2012 um 18:27 Uhr (Zitieren)
Könntest Du bitte noch anführen, wer hier den munqidh übersetzt hat?
Re: Die Übel der Philosophie, islamisch gesehen
Γραικίσκος schrieb am 01.05.2012 um 19:52 Uhr (Zitieren)
falls Du eine unfachmännische Schreibweise akzeptierst:
Abd-Elsamad Abd-Elhamid Elschazli
Re: Die Übel der Philosophie, islamisch gesehen
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 01.05.2012 um 21:42 Uhr (Zitieren)
Warum sollte ich nicht? :-)
Danke!
 
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