Γραικίσκος schrieb am 12.07.2009 um 09:25 Uhr (Zitieren)
Zur Einführung in das Werk dieses letzten berühmten Heiden der Antike, der (natürlich) griechisch geschrieben hat.
[Quelle: Julian Apostata, Misopogon 388 B ff.; zitiert nach: Hartmut von Hentig (Hrsg.), Weltmacht Rom. Glanz und Niedergang des großen Imperiums. München o.J., S. 146-149]
Re: Julian-Projekt #1
Γραικίσκος schrieb am 12.07.2009 um 10:14 Uhr (Zitieren)
Übrigens verrät wohl schon der Titel der Schrift eine gehörige Portion Selbstironie beim Verfasser.
Re: Julian-Projekt #1
Ὑληβάτης schrieb am 12.07.2009 um 18:40 Uhr (Zitieren)
Warum denn "Projekt"?
Eine ganz vorzügliche Stelle!
Julian ist doch wohl ein Heide, der von Göttern spricht, aber der klassische, d.h. der antike Polytheist scheint er nicht mehr zu sein. Immerhin haben seine Götter offenbar etwas gegen ein ausschweifendes Leben. Ein asketischer Zeus? Ein Dionysos, der womöglich zu heftigen Weingenuss bestraft?
Könnte man wohl sagen, dass Julian ein christlicher Heide ist, oder ist die Askese ein Zug der Zeit?
Re: Julian-Projekt #1
Γραικίσκος schrieb am 12.07.2009 um 19:35 Uhr (Zitieren)
Es ist so die Art von Askese, wie sie dem Diogenes von Sinope eigen ist: eine Verachtung materieller Genüsse & weltlicher Freuden. Andererseits betont Diogenes nicht derart seine Gottgläubigkeit, so daß Julian wohl wirklich ein "christlicher Heide" ist - was sich in dem Beinamen "Apostata" ja im Grunde auch ausdrückt.
Projekt heißt es deshalb, weil noch einige Teile folgen könnten (daher auch #1), wenn das Thema auf Interesse stößt. Diesen Stoff kann ich jedenfalls auch aus dem Urlaub liefern.
Re: Julian-Projekt #1
Ὑληβάτης schrieb am 12.07.2009 um 20:22 Uhr (Zitieren)
Vor allem sind Julians Götter asketisch und wollen Askese vom Menschen - oder kümmern sich eben nicht darum.
Wie kommt er eigentlich darauf, "Unterwerfung unter die Götter" als "Sklaverei" zu bezeichnen? Oder ist das sozusagen oratio obliqua?
Ich bin - auf meine eher passive Art - durchaus interessiert an Julian. Allerdings ohne bestimmtes Vorwissen.
Re: Julian-Projekt #1
Bibulus schrieb am 12.07.2009 um 20:33 Uhr (Zitieren)
der Apostat soll ja mit seinen letzten Atemzügen Christus doch noch anerkannt haben...
Re: Julian-Projekt #1
Ὑληβάτης schrieb am 12.07.2009 um 20:59 Uhr (Zitieren)
Darwin soll das auch getan haben.
Re: Julian-Projekt #1
Bibulus schrieb am 12.07.2009 um 21:02 Uhr (Zitieren)
Es gab so einige Persönlichkeiten,
die im letzten Lebensaugenblick....
Re: Julian-Projekt #1
Γραικίσκος schrieb am 12.07.2009 um 22:11 Uhr (Zitieren)
Das bezweifle ich, daß Julian Apostata im letzten Augenblick noch die Seite gewechselt hat. Sowas erfinden kirchliche Tendenzschriftsteller gern, als ob es ein Argument wäre. ("Nazarener, du hast doch gesiegt!") Glauben möchte, daß er etwas der folgenden Art gesagt hat:
Das hätte zumindest auch zu seinem Leben gestimmt.
Re: Julian-Projekt #1
Γραικίσκος schrieb am 12.07.2009 um 22:12 Uhr (Zitieren)
Glauben möchte ich ...
Re: Julian-Projekt #1
Γραικίσκος schrieb am 12.07.2009 um 22:24 Uhr (Zitieren)
Ah! Hier, ich habe Julians letzte überlieferte Worte gefunden:
Das ist nun doch etwas asketischer, was hier ja schon als Julians Charakterzug bemerkt worden ist - asketischer als der durch & durch ironisch-gelassene Dschuang Dsi.
Re: Julian-Projekt #1
Γραικίσκος schrieb am 13.07.2009 um 09:08 Uhr (Zitieren)
Ist es nicht so, daß der griechischen und auch der lateinischen Sprache ein Wort für freiwillige, gerne geleistete Dienstbarkeit fehlt? Immer nur δουλεία, δοῦλος. Korrigiere mich, wenn ich mich irre; ich kann's hier nicht überprüfen.
Auch die Gleichnisse des NT verwenden durchgängig diesen Begriff, und sie formulieren eine Analogie: So wie der Sklave zu seinem Herrn, so verhält sich der Mensch zu Gott.
So der Apostel Paulus in seinem Brief an die Kolosser 3,22 - 4,1.