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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Rächer der Völker (353 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 23.05.2012 um 14:16 Uhr (Zitieren)
François René Vicomte de Chateaubriand
(1768-1848)

[...] Wenn man im Schweigen der Erniedrigung nur noch die Kette des Sklaven und die Stimme des Denunzianten hört, wenn alles vor dem Tyrannen zittert und es ebenso gefährlich ist, sich seine Gunst zuzuziehen wie seine Ungnade, dann erscheint der Historiker, der mit der Rache der Völker beauftragt ist. [...]

[Artikel im Mercure de France über Napoléon I., 1807]

Aufgrund dieses Zeitungsartikels wurde Chateaubriand von Napoléon in die Verbannung geschickt, der ihn aber – wie er sagte – statt dessen am liebsten „auf den Stufen der Tuilerien hätte niedersäbeln lassen“.
Re: Der Rächer der Völker
Γραικίσκος schrieb am 23.05.2012 um 21:02 Uhr (Zitieren)
Das ist eine schöne Aufgabe für Historiker; doch sie kommen ihr nicht sehr häufig nach.
Re: Der Rächer der Völker
ανδρέας schrieb am 23.05.2012 um 21:04 Uhr (Zitieren)

Die Erkenntnis kommt ja auch überwiegend mit zeitlichem Verzug. Historiker sind meist keine Volkstribunen.
Jedenfalls nicht für die Generation, die den Schaden hatte.
Re: Der Rächer der Völker
Γραικίσκος schrieb am 23.05.2012 um 21:11 Uhr (Zitieren)
Oft nicht. Aber es sind die interessanteren Historiker, die Chateaubriands Vorgabe folgen. In meiner Jugend hatte Solschenizyns Archipel GULag eine solche Funktion und Wirkung, weshalb man es damals auch ein "Jahrhundertbuch" genannt hat.
Ludwig Quiddes Abrechnung mit Kaiser Wilhelm II. ("Caligula") war auch von dieser Art.

Natürlich müssen solche Historiker durchaus fürchten, "auf den Stufen der Tuilerien niedergesäbelt" zu werden; dieses Risiko macht sie vermutlich auch so selten.
Re: Der Rächer der Völker
ανδρέας schrieb am 23.05.2012 um 22:17 Uhr (Zitieren)
Die Ereignisse sind allerdings meist bereits geschehen. Helmut Kohl war ja auch Historiker und hat sich beteiligt. Dann wird der Historiker zum Akteur. Aber "es ist jetzt nicht die Stunde" ... wie Helmut oft zu sagen pflegte.

Aufgabe des Historikers ist es nicht, Tugendpreise zu verteilen, Denkmalsentwürfe vorzuschlagen, noch irgendeinen Katechismus aufzustellen; er hat vielmehr das am wenigsten Individuelle in den Ereignissen zu verstehen; die Fragen, die Chronikschreiber interessieren und Romanschriftsteller begeistern, läßt er am liebsten beiseite."
- Georges Sorel, Réflexions sur la violence, Vorwort
 
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