Der Gedanke der Ewigen Wiederkehr des Gleichen in der Antike (537 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 23.05.2012 um 14:22 Uhr (Zitieren)
[Buch Prediger 1,1-10]
[269c-270a]
[XVII, 3]
Re: Der Gedanke der Ewigen Wiederkehr des Gleichen in der Antike
ανδρέας schrieb am 23.05.2012 um 19:03 Uhr (Zitieren)
Haschen nach Wind – alles ist vergänglich
Als ich aber ansah alle meine Werke, die meine Hand getan hatte, und die Mühe, die ich gehabt hatte, siehe, da war es alles eitel und Haschen nach Wind und kein Gewinn unter der Sonne. (Koh 2,11 )
Wenn im Unendlichen dasselbe
Sich wiederholend ewig fließt,
Das tausendfältige Gewölbe
Sich kräftig ineinander schließt,
Strömt Lebenslust aus allen Dingen,
Dem kleinsten wie dem größten Stern,
Und alles Drängen, alles Ringen
Ist ewige Ruh in Gott dem Herrn.
(Goethe)
Re: Der Gedanke der Ewigen Wiederkehr des Gleichen in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 23.05.2012 um 21:03 Uhr (Zitieren)
Nicht: alles ist vergänglich, sondern:
Aber Goethe trifft es schon.
Re: Der Gedanke der Ewigen Wiederkehr des Gleichen in der Antike
Φιλομαθής schrieb am 23.05.2012 um 22:14 Uhr (Zitieren)
Ich weiß nicht, ob ich Nietzsche hierin recht verstanden hatte, aber sein Gedanke entstand wohl aus der cartesisch-mechanistischen Vorstellung von einer Welt, die zwar eine sehr große, aber endliche Zahl von Teilchen und Zuständen beherberge, so dass sich irgendwann (in einer unendlich angenommenen Zeit) alle Teile in einer Lage zueinander befinden müssten, in der sie sich schon einmal befunden haben, und als Folge davon sich alle daraus ergebenden Zustände wiederholen müssten.
(Wir hätten heute dagegen zunächst den Einwand vorzubringen, weshalb man zwar von einer unendlichen Zeit und nicht auch von einem unendlichen Raum ausgehen sollte, woraus sich auch eine unendliche Zahl von Zuständen der in ihm enthaltenen Gegenstände ergäbe. Weiterhin hat die moderne Physik erwiesen, dass man aus dem Zustand eines Teilchens nicht seinen künftigen Zustand vorhersagen kann, selbst wenn nur zwei Möglichkeiten vorliegen.)
Mir scheint, Nietzsche hat diese Vorstellung von der ewigen Wiederkehr als eben jenen "metaphysischen Rucksack" getragen, den er bei anderen Denkern kritisierte, und dank dessen er seinen Materialismus so schonungslos betreiben konnte.
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Bei den antiken Beispielen erkennen wir noch einen Nachhall des zyklischen Zeitbegriffs wie er in vielen Naturreligionen vorherrschend war.
Merkwürdig ist es zu sehen, wie Aristoteles die lineare Zeitachse (die ja eine Errungenschaft erst einer Kultur ist, die über ein Gedächtnis verfügt, das über zwei oder drei Generationen hinausreicht), wieder zu einem Kreis umbiegt.
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Beides - Linearität und Periodizität - ist in der unmittelbaren Lebenserfahrung des Menschen angelegt: erstere erfährt er im unumkehrbaren Alterungsprozess, letztere in den wiederkehrenden astronomischen Erscheinungen (Tag und Nacht, Jahreszeiten).
Re: Der Gedanke der Ewigen Wiederkehr des Gleichen in der Antike
ανδρέας schrieb am 23.05.2012 um 22:24 Uhr (Zitieren)
Ja Φιλομαθής,
es ist wie mit Krawatten. Lasse sie 20 Jahre im Schrank hängen - und sie sind (leicht aufgebügelt) gänzlich modern und nur der Halsumfang des Trägers gibt dem Bild die aktuelle Note.
Ich widme mich nun im täglichen Zyklus den Verrichtungen der Nacht.
Re: Der Gedanke der Ewigen Wiederkehr des Gleichen in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2012 um 20:31 Uhr (Zitieren)
Laut Hegel übersehen sowohl die Auffassung von der Linearität als auch die von der zyklischen Struktur der Geschichte die Natur des Geistes: er lernt dazu.
Re: Der Gedanke der Ewigen Wiederkehr des Gleichen in der Antike
ανδρέας schrieb am 24.05.2012 um 21:53 Uhr (Zitieren)