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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Wahnsinnige Welt (557 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2012 um 20:22 Uhr (Zitieren)
Marina Zwetajewa
(1892-1941)
März

O Tränen in den Augen!
Weinen des Zornes und der Liebe!
O Tschechei in Tränen!
Spanien in Blut!

O schwarzer Berg,
der du die ganze Welt verdunkelt hast!
Es ist Zeit, es ist Zeit, es ist Zeit,
dem Schöpfer die Eintrittskarte zurückzugeben.

Ich weigere mich zu sein.
Im Tollhaus der Unmenschen
Weigere ich mich zu leben.
Mit den Wölfen der Plätze

weigere ich mich zu heulen.
Mit den Haifischen der Ebenen
Weigere ich mich zu schwimmen
Im Strom der Rücken hinab.

Ich brauche weder die Löcher
der Ohren noch die weisen Augen.
Auf deine wahnsinnige Welt
habe ich nur eine Antwort: Weigerung.

[Quelle: Kay Borowsky / Ludolf Müller (Hrsg.), Russische Gedichte. Stuttgart 1983, S. 425]

Für einen Teil des Gedichtes kenne ich noch eine bessere Übersetzung:
Ich weig're mich zu leben
Im Tollhaus unter Vieh
Ich weig're mich, ich heule
Mit den Wölfen nie.

Ablehn' ich, was ich höre
Ablehn' ich, was ich seh'
In dieser Welt des Irrsinns
Gibt es nur eins: ich geh'.

Es soll das letzte Gedicht der Zwetajewa vor ihrem Suizid (1941) sein.
Re: Wahnsinnige Welt
διψαλέος schrieb am 24.05.2012 um 23:05 Uhr (Zitieren)
Bis jetzt war sie mir völlig unbekannt.
Ich nutze, Du verzeihst, die wikipedia,
um mich über sie zu informieren:
http://de.wikipedia.org/wiki/Marina_Iwanowna_Zwetajewa
Re: Wahnsinnige Welt
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 24.05.2012 um 23:29 Uhr (Zitieren)
Ich bewundere eher die Leute, die eine "wahnsinnige Welt" ertragen können und sich nicht umbringen. Es gibt viele, die viel Leid auf sich genommen haben in ihrer Vorgeschichte, z.T. erheblich mehr als unsere Dichterin hier, und heute ein glückliches Leben führen.
Nur mal zum Nachdenken ...
Re: Wahnsinnige Welt
διψαλέος schrieb am 25.05.2012 um 00:20 Uhr (Zitieren)
@Βοηθὸς Ἑλληνικός,
ja, das heldenhafte Aushalten und Ertragen.

Aber nicht jeder besitzt die geistige Konstitution eben dieses zu leisten.

"Durchhalteparolen" in der Psyachtrie bringen nix.

nix für ungut...








nur mal angemerkt:
Ich habe erst vor kurzem erfahren, woran ein guter Freund
wirklich verstorben ist: Er hat sich vor einem Zug geworfen.
Ich wußte, daß er erkrankt war und er hat sich von uns,
seinem Freundeskreis, zu einer "Therapie" verabschiedet.
Er nannte irgendeinen Kurort.
Einige Zeit später erhielten wir die Todesnachricht.
(An den Folgen seiner Erkrankung verstorben.)

aber, lassen wir das...
Re: Wahnsinnige Welt
Γραικίσκος schrieb am 25.05.2012 um 13:36 Uhr (Zitieren)
Der Zweite Weltkrieg machte Europa genauso unsicher und feindselig wie Russland, und Marina Zwetajewa fühlte, dass sie keine Wahl hatte – 1939 kehrte auch sie mit ihrem Sohn in die Sowjetunion zurück.

Den Schrecken, der sie erwartete, hatte sie nicht vorhergesehen. Unter Stalin war jeder, der im Ausland gelebt hatte, verdächtig, ebenso wie jeder Angehörige der vorrevolutionären Intelligenzija. Zwetajewas Schwester war bereits vor ihrer Rückkehr im Gefängnis, und obwohl Anastassja die Stalinzeit überlebte, sollten sich die Schwestern nie wiedersehen. Alle Türen hatten sich für Marina Zwetajewa geschlossen. Pasternak verschaffte ihr einige Übersetzungsarbeiten, aber die anerkannten sowjetischen Schriftsteller weigerten sich, ihr zu helfen, und ignorierten ihre Misere. Assajew, auf dessen Hilfe sie gehofft hatte, scheute vor ihr zurück, aus Angst um sein Leben und seine Karriere.

Efron und Ariadna wurden wegen Spionage inhaftiert. Es stellte sich heraus, dass Ariadnas Verlobter in Wirklichkeit ein Agent des NKWD war, der die Familie ausspioniert hatte. Efron wurde 1941 erschossen, Ariadna verbrachte 8 Jahre im Gefängnis. Nach Stalins Tod entlastete man beide von den Anschuldigungen.

1941 wurden Zwetajewa und ihr Sohn nach Jelabuga evakuiert, in die Tatarische autonome Republik. Sie hatten keinerlei Mittel zum Unterhalt. Georgi bedrängte seine Mutter in ihrer Armut und flehte sie an, den Ort zu verlassen; sie hatte keine Möglichkeit, seinen Forderungen nachzukommen, bemühte sich jedoch noch um eine Genehmigung, nach Tschistopol umzuziehen.

Am 31. August 1941 erhängte sich Marina Zwetajewa. Die genaue Lage ihres Grabes ist bis heute unbekannt.

(http://de.wikipedia.org/wiki/Marina_Iwanowna_Zwetajewa)

Diesen Suizid kritisiere, wer mag. Möge er in in 'interessanten Zeiten' leben!
 
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