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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein seltsamer Text im Tanach (827 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2012 um 12:14 Uhr (Zitieren)
Am fünften Tag des vierten Monats im 30. Jahr begab es sich, daß ich mich bei der Verbanntengemeinde am Flusse Kebar aufhielt. Da tat sich der Himmel auf, und ich sah göttliche Schauungen.
Am fünften des Monats - es war das fünfte Jahr der Verschleppung des Königs Jojachin - erging das Wort des Herrn an Ezechiel, den Sohn des Busi, den Priester, im Land der Kaldäer am Kebarfluß. Es kam dort über mich die Hand des Herrn.
Ich schaute, und siehe: Ein Sturmwind kam vom Norden her, eine gewaltige Wolke loderndes Feuer mit Glanz rings um sie her; aus seinem Innern strahlte es wie blinkendes Glanzerz, aus der Mitte des Feuers.
Aus ihm heraus erschien etwas, das vier lebendigen Wesen glich. Ihr Aussehen aber war dieses: sie hatten Menschengestalt.
Ein jedes hatte vier Gesichter und ein jedes vier Flügel.
Ihre Füße waren gradlinig und ihre Fußsohlen wie die Fußsohlen eines Kalbes; sie funkelten wie poliertes Erz.
Menschenhände hatten sie unter ihren Flügeln an den vier Seiten; die Gesichter und die Flügel der vier Wesen - ihre Flügel berührten nämlich einander - wandten sich beim Gehen nicht um; ein jedes ging gerade vor sich hin.
Ihre Gesichter aber sahen so aus: Ein menschliches Antlitz und dazu ein Löwenantlitz in Richtung nach rechts bei jedem der Vier, ein Stiergesicht nach links bei jedem der Vier und ein Adlergesicht bei jedem der Vier.
(Ihre Gesichter) und ihre Flügel waren nach oben ausge-spannt. Bei jedem berührten sich je zwei, und zwei bedeckten ihre Körper.
Jedes Lebewesen ging geradeaus vor sich hin; wohin der Geist sie zu gehen antrieb, dahin gingen sie. Sie wandten sich nicht beim Gehen.
Zwischen den Lebewesen war etwas, das aussah wie brennende Feuerkohlen, wie Fackeln, die zwischen den Lebewesen hin- und herfuhren; das Feuer hatte einen hellen Glanz, und aus dem Feuer zuckten Blitze hervor.
Und die Lebewesen eilten hin und her, daß es aussah wie Blitze.
Ich schaute auf die lebenden Wesen und sah, daß auf der Erde neben jedem der vier Lebewesen sich ein Rad befand.
Die Räder hatten das Aussehen und waren verfertigt wie blinkende Tarsissteine; alle vier hatten dieselbe Gestalt und waren so gearbeitet, als wäre ein Rad inmitten des anderen.
Nach den vier Richtungen konnten sie laufen; sie bogen nicht ab, wenn sie liefen.
Auch Felgen hatten sie. Ich schaute und siehe da, ihre Felgen waren bei allen Vieren ringsum voller Augen.
Wenn die Lebewesen sich bewegten, gingen auch die Räder neben ihnen; erhoben sich die Lebewesen von der Erde, so erhoben sich auch die Räder.
Wohin der Geist sie zu gehen antrieb, gingen sie; die Räder erhoben sich gleichzeitig mit ihnen, weil der Geist der Lebewesen in den Rädern war.
Wenn die einen gingen, gingen auch die anderen; blieben jene stehen, so standen auch diese; erhoben sie sich von der Erde, dann erhoben sich auch die Räder gleichzeitig mit ihnen, weil der Geist der Lebewesen in den Rädern war.
Was man über den Häuptern der Lebewesen sehen konnte, war wie eine feste Platte, wie das erschreckende Blitzen von Bergkristall, nach oben hin ausgebreitet über ihren Häuptern.
Unterhalb des festen Gewölbes waren ihre Flügel, einer neben dem anderen ausgespannt, während bei einem jeden je zwei ihre Leiber bedeckten.
Ich hörte das Rauschen ihrer Flügel, das dem Rauschen vieler Wasser, der Donnerstimme des Allmächtigen glich; wenn sie sich in Bewegung setzten, gab es ein lautes Getöse wie das Getöse eines Heerlagers. Standen sie still, so ließen sie ihre Flügel sinken.
Das Geräusch verbreitete sich auch oberhalb der festen Platte, die über ihren Häuptern war; standen sie aber still, dann ließen sie ihre Flügel sinken.
Oberhalb der festen Platte über ihrem Haupte war etwas, das wie ein Saphirstein aussah, etwas, das einem Throne gleichsah; auf dem thronähnlichen Gebilde war oben darauf eine Gestalt, die einem Menschen glich.
Dann schaute ich etwas wie blinkendes Glanzerz, das wie Feuer aussah, von einem Lichtkreis umrandet; es reichte von der Stelle an, die seinen Hüften gleichsah, nach aufwärts. Von der Stelle an, die seinen Hüften gleichsah, nach abwärts sah ich etwas, das wie Feuer aussah. So war er ringsum von Lichtglanz umgeben.
Gleich dem Bogen im Gewölk an Regentagen sah der Glanz rings um ihn aus. Dies war der Anblick von dem, was der Herrlichkeit des Herrn glich. Als ich das schaute, fiel ich auf mein Angesicht nieder und hörte jemand laut reden.
Er sprach zu mir: „Menschensohn, stelle dich auf deine Füße, ich rede mit dir!“
Da er mit mir redete, fuhr ein Geist in mich und stellte mich aufrecht; ich vernahm, wie er mit mir redete.
Er sprach zu mir: „Menschensohn, ich sende dich zu den abtrünnigen Söhnen Israels, die von mir abgefallen sind. Sie und ihre Väter verfehlten sich gegen mich bis zum heutigen Tag. [...]“

[Ezechiel 1,1 - 2,3]

Es ist, als ob der Prophet die Landung von Außerirdischen beschreiben wolle - in seiner Sprache, mit den Mitteln seiner Zeit: eine ihm unbekannte Technik.

Eine Vision der Phantasie ist, wie ein Traum, immer aus Elementen des eigenen Lebens zusammengesetzt. Man träumt nicht eine Technik, wie es sie 2500 Jahre später geben wird: Hubschrauber, Raketen etc.

Nein, ich bin kein Däniken-Sympathisant.
Sehr seltsam.
Re: Ein seltsamer Text im Tanach
ανδρέας schrieb am 29.05.2012 um 18:45 Uhr (Zitieren)
Das ist die Merkabavision des Ezechiel (Gottes Thronwagen).

Gemäß der Mischna (Chagiga 2, 1) ist es verboten, auch nur eine Person in der Einleitung des Buches Ezechiel zu unterrichten, sofern dieser Schüler nicht weise ist und fähig ist, den Stoff selbst zu verstehen.


http://de.wikipedia.org/wiki/Merkaba

Dafür sind wir nicht weise und fähig genug. Wir sind ja auch nur Gojim.
Re: Ein seltsamer Text im Tanach
διψαλέος schrieb am 30.05.2012 um 00:33 Uhr (Zitieren)
ach,
eine einfache Erklärung eines '68ers:
der muß verdammt gutes Zeuchs geraucht haben...
Re: Ein seltsamer Text im Tanach
Γραικίσκος schrieb am 30.05.2012 um 12:26 Uhr (Zitieren)
Die Drogenvermutung liegt natürlich nahe, allzunahe vielleicht.

Ich versuche, mein Problem mit ihr nochmals, hoffentlich deutlicher zu artikulieren:

Wenn jemand träumt oder halluzinogene Drogen nimmt, kann er äußerst seltsame Dinge sehen. Die Bestandteile dieser Visionen werden aber immer aus seiner Lebenswelt, einschließlich der Mythen seiner Zeit, stammen. Er wird Drachen oder Engel oder Menschen mit zwei Köpfen, er wird sich für einen Pinguin halten usw.

Wenn jedoch heute jemand (neutral gesagt:) ein Erlebnis beschriebe, in dem merkwürdige, in seiner Zeit völlig unbekannte technische Details vorkämen, und wenn dann 2500 Jahre später Leute, die den Bericht lesen, sagten: "Der Mensch beschreibt ein Blirbs, eindeutig ein Blirbs! Und dann beschreibt er auch noch ein Turpp! Er beschreibt sie mit den sprachlichen Mitteln seiner Zeit, aber er beschreibt ein Blirbs und ein Turpp, so wie wir sie heute kennen!", dann wäre das doch sehr, sehr seltsam, oder?

Und mit gleicher Deutlichkeit erkenne ich im Ezechiel-Text 1. eine Rakete und 2. einen Hubschrauber.

Wie Ezechiel dies deutet, was er da gesehen hat (natürlich mit den Mustern seiner Zeit), interessiert mich weit weniger. Ich frage mich eher: Was hat er da gesehen?
Re: Ein seltsamer Text im Tanach
διψαλέος schrieb am 30.05.2012 um 16:25 Uhr (Zitieren)
Galilei:
Um mit einiger Zuversicht die Rotation der Son-
ne zu beweisen. Meine Absicht ist nicht, zu beweisen, daß
ich bisher recht gehabt habe, sondern: herauszufinden, ob.
Ich sage: laßt alle Hoffnung fahren, ihr, die ihr in die Be-
obachtung eintretet. Vielleicht sind es Dunste, vielleicht
sind es Flecken, aber bevor wir Flecken annehmen,
welche uns gelegen kamen, wollen wir lieber annehmen, daß
es Fischschwanze sind.
Ja, wir werden alles, alles noch
einmal in Frage stellen. Und wir werden nicht mit Sie-
benmeilenstiefeln vorwartsgehen, sondern im Schnecken-
tempo. Und was wir heute finden, werden wir morgen
von der Tafel streichen und erst wieder anschreiben, wenn
wir es noch einmal gefunden haben. Und was wir zu fin-
den wunschen, das werden wir, gefunden, mit besonderem
Mißtrauen ansehen.


Bert Brecht, Das Leben des Galilei
Re: Ein seltsamer Text im Tanach
Hylebates schrieb am 31.05.2012 um 10:58 Uhr (Zitieren)
Was hat er da gesehen?

Ich kann mir anhand der Beschreibung nicht vorstellen, was er da gesehen hat. Auf der von ανδρέας verlinkten Seite ist immerhin ein Rad abgebildet, von dem ich denke, dass es der Beschreibung nahekommt. Wie ein Hubschrauberteil sieht es nicht aus, aber es ist wohl auch nicht im Hubschrauberteil beschrieben, oder?
Ich bin mir auch nicht sicher, ob es so ist, dass notwendigerweise ein Hubschrauber und eine Rakete (?) beschrieben werden. Das ist Deine Interpretation und wahrscheinlich gibt es viele Gründe für die Interpretation - ist es aber wirklich so? Der Gedanke ist interessant.
Was sagt eigentlich Däniken dazu?
Re: Ein seltsamer Text im Tanach
Γραικίσκος schrieb am 31.05.2012 um 16:47 Uhr (Zitieren)
Ein Sturmwind kam vom Norden her, eine gewaltige Wolke loderndes Feuer mit Glanz rings um sie her; aus seinem Innern strahlte es wie blinkendes Glanzerz, aus der Mitte des Feuers.

Wenn das keine Raketenlandung beschreibt, dann weiß ich es nicht.
Re: Ein seltsamer Text im Tanach
ανδρέας schrieb am 31.05.2012 um 20:05 Uhr (Zitieren)
Physikalische Interpretationen für mystische Erfahrungen sind eigentlich kaum möglich. Es gibt keine Zeugen, wenn man vom Erzähler absieht. Die Sache fand in der Wüste statt: Luftspiegelung ? Nahtoderlebnis nach Sonnenstich? Dehydrierung mit eihergehenden Halluzinationen? Kugelblitze in einer Staubwolke?
Re: Ein seltsamer Text im Tanach
διψαλέος schrieb am 01.06.2012 um 00:42 Uhr (Zitieren)
tja,
den Peyote-Kaktus (Mescalin, "Trip") gibt und gab es in Mesopotamien ja nicht,
aber vielleicht schon "schwarzen Afghan"?
Im Übrigen halte ich auch die Visionen eines
bekannten Religionsstifters, der die letzte der Monotheistischen verursacht hat,
für durch irgendwelche Halluzigonene verursachte...
Re: Ein seltsamer Text im Tanach
Hylebates schrieb am 01.06.2012 um 10:00 Uhr (Zitieren)
"eines bekannten Religionsstifters": Hubbard? Ach, nee, kein Monotheist! Guru Nanak, Baha'Ulla?

Ja, aber muss es eine Raketenlandung sein? Es könnte auch Gottes Wagen sein, oder? Oder eines Feuerwolke, aus der es wie blinkendes Glanzerz strahlt.
Ist schon klar, was Du meinst, aber: Ist das nicht eine interpretatio moderna?
 
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