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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Thebaner und der Zweite Attische Seebund (1008 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2012 um 17:18 Uhr (Zitieren)
URKUNDE DES ZWEITEN ATTISCHEN SEEBUNDES
(Februar/März 377 v.u.Z.)

Im Archontat des Nausikinos

Kallibios Sohn des Kephisophon aus Paiania war Schreiber.

Während der siebenten Prytanie der Hippothontis; den Beschluß faßten Rat und Volk, Charinos aus (dem Demos) Athmonia führte den Vorsitz, Aristoteles stellte den Antrag: zu gutem Glück der Athener und der Bundesgenossen der Athener; damit die Spartaner die Griechen frei und unabhängig in Ruhe leben lassen im sicheren Besitz ihres gesamten Gebietes und damit gültig sei und für immer bleibe der gemeinsame Friede, den die Griechen und der Großkönig gemäß den Verträgen geschworen haben, solle vom Volk beschlossen sein: wenn einer von den Griechen oder den Barbaren, die auf dem Festland wohnen, oder von den Inselbewohnern, soweit sie nicht dem Großkönig unterstehen, Bundesgenosse der Athener und ihrer Bundesgenossen sein will, so soll ihm das möglich sein, indem er zugleich frei bleibt und unabhängig, nach der Verfassung lebt, die er gerade wünscht, weder eine Besatzung aufnimmt noch einen Beamten annimmt noch Tribut zahlt, vielmehr unter denselben Bedingungen wie die Chier und die Thebaner und die anderen Bundesgenossen.
Denen, die mit den Athenern ein Bündnis geschlossen haben und mit deren Bundesgenossen, soll das Volk allen Grundbesitz überlassen, der gerade als privates oder öffentliches Vermögen den Athenern gehört, in dem Land derer, die das Bündnis schließen, und dafür soll es ihnen eine Garantie geben. Wenn es aber vorkommt, daß für eine der Städte, die ein Bündnis mit den Athenern schließen, in Athen peinliche Stelen sind, soll der jeweils amtierende Rat ermächtigt sein, sie zu vernichten. Vom Archontat des Nausikinos an soll es weder privat noch öffentlich einem Athener erlaubt sein, in den Ländern der Bundesgenossen ein Haus zu erwerben noch ein Grundstück, weder durch Kauf noch gegen eine Hypothek noch sonst eine Art und Weise. Wenn aber jemand etwas kauft oder erwirbt oder durch Hypothek bekommt, auf welche Art auch immer, soll es jedem beliebigen Bundesgenossen möglich sein, bei den Bevollmächtigten der Bundesgenossen Anzeige zu erstatten. Die Bevollmächtigten hinwiederum sollen es verkaufen und die Hälfte dem geben, der die Anzeige erstattet hat, das übrige soll Gemeingut der Bundesgenossen sein.
Wenn ferner einer in den Krieg eintritt mit denen, die das Bündnis geschlossen haben, zu Lande oder zu Wasser, sollen die Athener und die Bundesgenossen diesen zu Lande und zu Wasser mit aller Macht im Rahmen des Möglichen helfen.
Wenn aber einer, sei er Beamter oder Privatmann, diesem Beschluß zuwider den Antrag stellt oder eine Abstimmung darüber herbeiführt, daß man irgendeine von den Bestimmungen dieses Beschlusses streichen müsse, dann soll er seine Rechte verlieren und sein Besitz soll dem Staat verfallen und der Göttin der zehnte Teil und bei den Athenern und den Bundesgenossen soll er als Verräter am Bündnis gerichtlich verfolgt werden. Sie sollen ihn mit dem Tode oder der Verbannung von überall bestrafen, wo die Athener und die Bundesgenossen die Machthaber sind. Wenn er mit dem Tode bestraft wird, darf er nicht in Attika und nicht im Gebiet der Bundesgenossen begraben werden.
Diesen Beschluß aber soll der Schreiber des Rates auf eine steinerne Stele schreiben und neben dem Zeus Eleutherios aufstellen lassen, das Geld für die Inschrift der Stele, sechzig Drachmen, sollen von den zehn Talenten die Schatzmeister der Göttin geben. Auf diese Stele soll man die Namen der Städte schreiben, die verbündet sind, und (der Stadt), die jeweils sonst Bündnerin wird. Das soll man aufschreiben, das Volk aber soll ungesäumt drei Gesandte nach Theben wählen, welche die Thebaner überreden sollen, so gut sie können.
Folgende wurden gewählt: Aristoteles aus Marathon, Pyrrandros aus Anaphlystos, Thrasybulos aus Kollytos.
Folgende Städte sind Bündner der Athener: [Es folgen die Namen, die in der Reihe des Eintritts weitergeführt werden.]

[Quelle: Gerhard Pfohl (Hrsg.), Griechische Inschriften des privaten und öffentlichen Lebens. München o.J., S. 107-111]

Soweit die Urkunde. Was mir unklar bleibt, ist die Rolle der Thebaner bei diesem Vertrag. Laut der ersten Hervorhebung gehören sie bereits dazu, laut der zweiten Hervorhebung sollen sie erst noch zur Teilnahme überredet werden.
Versteht das jemand?
Meine Frage ist natürlich auf den Zeitpunkt 377 bezogen.
Re: Die Thebaner und der Zweite Attische Seebund
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2012 um 17:34 Uhr (Zitieren)
Ah, anscheinend hatte Sparta 382 Thebens Burg besetzt, und gegen Sparta sollte sich der Seebund richten. Die Athener möchten anscheinend Theben in das Bündnis hineinziehen und gehen, da es deren Interessen entspricht, davon aus, daß sie dem Angebot folgen werden.
Kann es so verstanden werden?
Re: Die Thebaner und der Zweite Attische Seebund
διψαλέος schrieb am 28.05.2012 um 17:54 Uhr (Zitieren)
hach...
das kann man nicht alles mit wenigen Sätzen beschreiben.
Daher stichwortartig:
a) der erste Seebund entwickelte sich ja zu einer Athener "Diktatur" über die Bundesgenossen.
b) Athen wollte das vergessen machen.
c) Theben hatte zu diesem Zeitpunkt hervorragende Strategen und Heerfüher
(einige Jahre später schlug Theben Sparta so vernichtend, das Spartas Rolle als militärische Landmacht gebrochen war.)
d) Theben hat es geschafft, Boötien zu einen.
e) Ganz im Norden regte sich schon der Makedonier
f) der neue Seebund war explizit nicht gegen Persien gerichtet: Theben war in den Perserkriegen zeitweise mit den Persern verbündet, bzw. hielt sich Neutral. (Theben spielte immer noch die persische Karte)

g) Athen wollte so zumindest ein Auge auf Theben haben, daher Zugeständnisse an mögliche Bündner
(aber eigentlich war das gezielt für Theben gedacht.)

Der Plan ging ja auch auf:
die Landmacht Sparta wurde besiegt und somit drohte aus dieser Ecke für Athen keine Gefahr.
Der Verlauf des Peleponnesischen Kriege sollte sich nicht wiederholen....

Tja, das Endergebnis war aber, daß Philip II. den allermeisten Profit davon hatte...

DAS haben die Athener nicht auf dem Plan gehabt!

Re: Die Thebaner und der Zweite Attische Seebund
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2012 um 17:59 Uhr (Zitieren)
f), das Bündnis mit dem Großkönig, wird im Text erwähnt.

g) bezieht sich auf meine Frage, macht aber die zwiespältige Einordnung Thebens in dem Vertrag nicht ganz klar. War Theben damals bereits Bündnispartner, oder sollte es einer werden?
Re: Die Thebaner und der Zweite Attische Seebund
διψαλέος schrieb am 28.05.2012 um 18:37 Uhr (Zitieren)
Theben war Gründungsmitglied, beitragsfrei!

Im Übrigen ist das alles, wie so oft und typisch für die griechische Geschichte, ziemlich unübersichtlich...

Stoff für Vorlesungen eines ganzen Semesters...
 
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