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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Julian-Projekt #3 (753 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 14.07.2009 um 09:20 Uhr (Zitieren)
Interessant finde ich auch, wie Julian in einem Brief an die Bewohner von Alexandria (ca. 362) diese durch einen Appell an die alten Zeiten vom falschen Glauben abzubringen versucht:

Julianus an die Bürger von Alexandria

Wenn euer Stadtgründer einer von den (Galiläern ) wäre, die ihr eigenes Gesetz übertreten und dafür die verdiente Strafe erlitten haben, da sie sich für ein Leben außerhalb des Gesetzes entschieden und eine umstürzlerische Verkündigung und Lehre einführten, selbst wenn das zuträfe, gäbe es keine Veranlassung, daß von euch nach Athanasios verlangt wird. Da nun aber Alexander der Begründer eurer Stadt ist, und da ihr zu ihrem Schutzgott den König Sarapis zusammen mit seiner jungen Mitherrscherin und Königin von ganz Ägypten Isis habt, (befindet ihr euch in keiner heilen Verfassung), da ihr euren Eifer nicht der heil gebliebenen Stadt, sondern ihrem erkrankten Teil zuwendet, (der) sich anmaßt, im Namen der ganzen Stadt zu sprechen.
Zutiefst beschämt es mich, bei den Göttern, ihr Bürger von Alexandria, wenn überhaupt einer unter euch bekennt, er sei Galiläer. Die Väter der echten Hebräer haben einstmals den Ägyptern Knechtsdienste geleistet, jetzt aber nehmt ihr, Bürger von Alexandria, die Bezwinger der Ägypter - euer Stadtgründer hat ja die Ägypter unterworfen! -, im Widerspruch zu euren geheiligten Traditionen eine freiwillige Knechtschaft unter Menschen, die ihre überkommenen Glaubenslehren der Geringschätzung preisgegeben haben, auf euch, und keine Erinnerung kommt euch an den Segen jener alten Zeit, als ganz Ägypten Gemeinschaft mit den Göttern hatte und wir alle zahlreiche Güter genießen durften. Aber was haben jene, die diese neue Verkündigung bei euch eingeführt haben, in eurer Stadt Gutes gestiftet, das sagt mir einmal! Euer Stadtgründer war ein göttergläubiger Mann, Alexander der Makedone; er glich keinem dieser Menschen noch den Hebräern insgemein, die doch weit besser sind als jene. Ihnen war auch Ptolemaios, der Sohn des Lagos, überlegen ; Alexander aber hätte sogar den Römern, wenn er zum Kampf gegen sie angetreten wäre, alle Anstrengung abgefordert. Weiterhin haben dann nach dem Gründer die Ptolemäer eure Stadt wie ihre eigene Tochter gehegt und sie gewiß nicht mit den Worten Jesu groß gemacht, ihr nicht mit der Lehre der verhaßten Galiläer die Verwaltung geschaffen, durch die sie jetzt so glücklich ist. Zum dritten: Als wir Römer die Herren Ägyptens geworden waren, nachdem wir es den schlecht regierenden Ptolemäern weggenommen hatten, sagte Augustus während seines Aufenthalts in eurer Stadt in einer Ansprache zu euren Mitbürgern: „Bürger von Alexandria, ich spreche eure Stadt von jeder Schuld los, aus Ehrfurcht vor dem großen Gott Sarapis, aus Achtung vor dem Volk und der Größe der Stadt; ein drittes Motiv meines Wohlwollens für euch ist mein Gefährte Areios “. Dieser Areios, ein Philosoph, war ein Bürger eurer Stadt und zugleich ein Vertrauter des Caesar Augustus.
Solcher Art sind, mit kurzen Worten gesagt, die besonderen Vorzüge, die ihr mit eurer Stadt den olympischen Göttern verdankt; die Mehrzahl übergehe ich, um Weitschweifigkeit zu vermeiden, mit Stillschweigen. Wie solltet ihr aber jene anderen Segnungen nicht kennen, die Tag um Tag, nicht nur einzelnen Menschen, einem einzelnen Volk, einer einzelnen Stadt, sondern ganz allgemein der gesamten Welt insgemein von den sichtbaren Göttern geschenkt werden? Seid ihr als einzige bar des Empfindens für den von Helios herniederströmenden Glanz? Wißt ihr als einzige nicht, daß durch ihn Sommer und Winter entstehen? Ist euch als einzigen unbekannt, daß alles Leben von ihm geschaffen, alle Bewegung von ihm hervorgerufen wird? Nehmt ihr nicht wahr, wie großer Segnungen Urheberin Selene, die aus ihm und durch ihn Schöpferin aller Dinge ist, für eure Stadt darstellt? Und da wagt ihr es, keiner dieser Gottheiten eure Verehrung zu bezeigen, glaubt jedoch, daß Jesus, den weder ihr gesehen habt noch eure Väter gesehen haben, Gott das Wort sein müsse? Den aber, den von Anbeginn der Zeiten das gesamte Menschengeschlecht sieht und erblickt und verehrt und verehrend gedeiht, den großen Helios meine ich, das lebende, beseelte, vernunftbegabte, wohltätige Abbild des intelligiblen Vaters , (haltet ihr nicht für eine Gottheit)? Wenn ihr euch von mir, selbst bei der Knappheit meines Zuredens, leiten lassen wollt, so lenkt euch selbst zur Wahrheit zurück. Ihr werdet den rechten Weg nicht verfehlen, wenn ihr einem Manne folgt, der bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr ebenfalls jenen (falschen) Weg gegangen ist und, siehe, nun mit der Gnade der Götter sich das zwölfte Jahr auf diesem (richtigen) befindet.
Wenn ihr nun auf uns, euren Freund, hört, werdet ihr mir um so mehr Freude bereiten. Zieht ihr es aber vor, auf dem Aberglauben und der Katechese dieser verschlagenen Menschen zu beharren, so seid wenigstens untereinander eines Sinnes und trauert dem Athanasios nicht nach. Nur zu viele unter seinen Schülern gibt es, die imstande sind, eure Ohren sattsam zufriedenzustellen, wenn sie das Gelüst und Bedürfnis nach gottlosen Worten überkommt. Ja, wäre nur die Verworfenheit seiner gottlosen Schule auf Athanasios allein beschränkt! Nun habt ihr aber eine beachtliche Anzahl davon, und es besteht in dieser Hinsicht keine Not; wen auch immer ihr aus dieser Fülle wählt, er wird überall, wo es auf die Auslegung der Schriften ankommt, um nichts geringer sein als der von euch Vermißte. Wenn ihr aber aus Sehnsucht nach der sonstigen Befähigung des Athanasios - daß der Mann zu allem fähig ist, stelle ich seit langem fest - dieses Gesuch vorgebracht habt, so wisset, daß er gerade deswegen aus der Stadt verwiesen wurde. Denn ein Mann der ständigen Umtriebe ist nicht geeignet, eine Gemeinde zu leiten. Wenn es sich dabei aber nicht einmal um einen Mann, sondern um einen armseligen Zwerg handelt wie ihn, der es für Größe hält, daß er seinen Kopf aufs Spiel setzt, so kann das nur einen Anlaß zur Unordnung abgeben. Damit sich dergleichen nicht bei euch abspielt, habe ich ihn daher schon zuvor aus eurer Stadt verbannt, jetzt aber verweise ich ihn aus ganz Ägypten.

Dies ist unseren Bürgern von Alexandria öffentlich bekanntzumachen.


[Quelle: Julian, Briefe. Herausgegeben von Bertold K. Weis. München 1973, S. 191-195]

Tja, die Sonne kann man sehen, den Gott der Christen nicht.
Re: Julian-Projekt #3
Ὑληβάτης schrieb am 14.07.2009 um 09:35 Uhr (Zitieren)
Bezieht er sich hier nicht wieder auf christliche Gedanken?
das lebende, beseelte, vernunftbegabte, wohltätige Abbild des intelligiblen Vaters


Es ist interessant, eine heidnische Mission zu lesen. Er spricht ja wie ein Johannes:
Ihr werdet den rechten Weg nicht verfehlen
zusammen mit der persönlichen "Bekehrungsgeschichte". Man sieht schon, bei wem er gelernt hat!
Re: Julian-Projekt #3
Γραικίσκος schrieb am 14.07.2009 um 10:26 Uhr (Zitieren)
Das sind gute Beobachtungen, die Du da machst. Mir ist das noch nicht so aufgefallen. Es ist ein christlich infiziertes Heidentum. Oder er benutzt solche rhetorischen Figuren, um für die Adressaten eingängiger zu sein?
Re: Julian-Projekt #3
Ὑληβάτης schrieb am 14.07.2009 um 10:30 Uhr (Zitieren)
Wollte Julian nicht das Heidentum wieder aufbauen, indem er heidnische Krankenhäuser oder so etwas einrichtet und den Sonnengott stärker herausstellt? "christlich infiziertes Heidentum" ... das klingt gut.
Re: Julian-Projekt #3
Γραικίσκος schrieb am 14.07.2009 um 10:42 Uhr (Zitieren)
Das Christentum ist eben eine hochgradig infektiöse Religion. Es infiziert alle, die mit ihm in Berührung kommen. Was mir auffällt (oder ich habe es bloß noch nicht bemerkt), ist, daß Julian noch nicht vom Gefühl der Sündhaftigkeit infiziert zu sein scheint. Und das ist etwas, das man sich beim Kontakt zum Christentum sehr schnell einfängt.
Das, das Konzept der Sünde, ist ja dermaßen unheidnisch, daß in Dantes "Göttlicher Komödie" Odysseus und Diomedes nicht einmal kapieren, warum sie in der Hölle sind.
 
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