Γραικίσκος schrieb am 14.07.2009 um 12:54 Uhr (Zitieren)
Während ein Experiment in den Naturwissenschaften dazu dient, eine Hypothese zu überprüfen ("Alle S sind P" kann nicht wahr sein, wenn ein Experiment ergibt, daß "Dieses S ist nicht-P"), werden in der modernen Philosophie Gedankenexperimente gerne & häufig dazu benutzt, um die Notwendigkeit einer Aussage zu überprüfen: "Alle S sind notwendigerweise P" ist dann falsch, wenn "Einige S sind nicht-P" denkbar bzw. möglich ist.
Die Überlegung ist also die: Der und der Ansicht bin ich. Daß dies notwendigerweise wahr ist, überprüfe ich, indem ich mir vorstelle, ob es denkbar bzw. möglich ist, daß das Gegenteil der Fall ist.
In der Antike haben sich Gedankenexperimente keiner vergleichbaren Beliebtheit erfreut. Bisher habe ich nur die folgenden gefunden, allesamt bei griechischen Autoren:
Also: dreimal Platon, einmal Aristophanes.
Kennt jemand noch weitere Gedankenexperimente ("Was wäre, wenn ...? Wäre das möglich oder unmöglich?") aus der Antike?
Re: Gedankenexperimente in der Antike
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 14.07.2009 um 19:25 Uhr (Zitieren)
Γραικίσκος schrieb am 14.07.2009 um 19:40 Uhr (Zitieren)
Das Schiff des Theseus
hatte ich unter "Paradoxien" gespeichert - eine andere Abteilung bei mir. Aber Du hast recht, das kann man auch als Gedankenexperiment ansehen.
Man müßte/könnte sich dann eine These über Identität dazu denken, welche durch dieses Gedankenexperiment überprüft wird.
Das ist übrigens genau das Thema des Dialogs von Stanislaw Lem, über den hier heute unter dem Stichwort "Hylas und Philonous" gesprochen worden ist.
Bezogen auf Menschen, wie Lem das auch mal in einem Hörspiel ("Schichttorte") thematisiert hat: Ab wieviel 'Ersatzteilen' (= Transplantationen) ist ein Mensch eigentlich ein neuer Mensch? Ab wann (wieviel Prozent tot) ist eine Frau eine Witwe, aber wann muß eine Lebensversicherung zahlen? usw. usw.
Nun, wie beim Schiff des Theseus, nur auf die Transplantationsmedizin bezogen ...
Re: Gedankenexperimente in der Antike
Γραικίσκος schrieb am 17.01.2012 um 20:08 Uhr (Zitieren)
Hier war einmal vom Schiff des Theseus die Rede.
Re: Gedankenexperimente in der Antike
ανδρέας schrieb am 17.01.2012 um 20:54 Uhr (Zitieren)
Ich hatte da mal vor Jahren ein Auto. Nach etlichen Reparaturen ... HÄTTE ICH MIR GLEICH EIN NAGELNEUES KAUFEN KÖNNEN! der unzuverlässige Charakter blieb dabei stets erhalten
Re: Gedankenexperimente in der Antike
διψαλέος schrieb am 17.01.2012 um 21:13 Uhr (Zitieren)
Der moderne Computer:
Hat man sich einen Computer samt Soft- und Hardware im Jahre 2002 gekauft,
so hat man durch updaten (der Software, z.B. neue Treiber) und upgraden (z.B. neue Speicher, neue Grafik-Karten) so was ähnlichen wie das Schiff des Theseus im Jahre 2012....
B-)
Re: Gedankenexperimente in der Antike
ανδρέας schrieb am 17.01.2012 um 21:26 Uhr (Zitieren)
Aber der Computer gewinnt dadurch ja eine ganz neue Qualität. Das Schiff des Theseus dagegen ist doch nur erneuert, nicht verbessert worden.
Re: Gedankenexperimente in der Antike
διψαλέος schrieb am 17.01.2012 um 21:31 Uhr (Zitieren)
äh...
@ανδρέας,
nicht in jedem Falle gewinnt der Computer an "Qualität", höchstens an "Quantität"...