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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Diät der Gladiatoren; Gladiatoren heute (776 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 03.06.2012 um 15:03 Uhr (Zitieren)
[...] Der Zertrümmerung eines Klischees kommt gleich, was österreichische Forscher in diesem Zusammenhang zu beweisen trachten. So gehen derzeit Chemiker und Mediziner den Ernährungsgewohnheiten der Gladiatoren auf den Grund. Mittels sogenannter Spurenelemente-Analysen nehmen sie die Knochensubstanz genauer unter die Lupe, welche aus dem Friedhof nahe dem antiken Ephesos (einst Hauptstadt der Provinz Asia; heute Selsuk in der Türkei) stammt, wo siebzig Gladiatoren bestattet sind. In Ephesos leitet das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) die Ausgrabungen, der Gladiatoren-Friedhof gilt als einzigartig.
Im Mittelpunkt der bisherigen Untersuchungen an den menschlichen Überresten standen Verletzungen, welche die Kämpfer in der Arena erlitten und die noch heute an den Knochen nachzuvollziehen sind. Nun wollen die Wissenschaftler der Medizin-Universität Wien im Auftrag des ÖAI klären, welche Nahrungsmittel die römischen Kämpfer bevorzugten und welcher Ernährungsweise sie sich unterwarfen. Die Spurenelemente in den Knochen lassen Rückschlüsse zu, welche Kost ein Mensch während seines Lebens hauptsächlich zu sich nahm, der jeweilige Anteil an Fisch, Fleisch, Getreide, Hülsenfrüchten oder Beeren kann bestimmt werden. Mit Hilfe eines Schallmeßgerätes wird die chemische Zusammensetzung von Knochenzellen untersucht, woraus sich der Verzehr erschließen läßt. Ernährt sich ein Mensch „ausgewogen“, so weisen seine Zellen gleich hohe Konzentrationen von Zink und Strontium auf; bei Vegetariern überwiegt Strontium.
So deuten erste Wiener Untersuchungen darauf hin, daß Gerste, Bohnen und andere Hülsenfrüchte sowie getrocknete Früchte zur Hauptnahrung der Gladiatoren gehörten. Diese „Diät-Kost“ bereitete ihnen zwar wohl nicht allzu viel Genuß, gab den Gladiatoren allerdings Kraft und machte sie fett. Damit werden Überlieferungen bestätigt, wonach die Kämpfer fettleibig waren; die Fettschicht gilt – zumindest bis zu einem gewissen Grad – als Schutz gegen Hiebe. Das effektive Gewicht von Gladiatoren lasse sich anhand der Knochen allerdings nicht mehr nachweisen, schränkt einer der Wissenschaftler ein. Die Spurensuche-Analysen werden in den kommenden Wochen und Monaten komplettiert, so daß alsbald ein vollständiges Bild über Gestalt und Ernährungsweise von Gladiatoren entstehen dürfte. Fest steht schon jetzt, daß es dem in Hollywood-Filmen geprägten entgegensteht: Darin sind Gladiatoren als muskulös, schlank und durchtrainiert dargestellt worden. Die Untersuchung der Fußknochen erbrachte indes, daß die Kämpfer in der Arena nicht Sandalen trugen, sondern barfüßig aufeinander einschlugen. Für die Arena in Carnuntum dürfte daher wie für „Brot und Spiele“ in Rom oder sonst wo gelten: Gladiatoren sahen wohl nicht aus, wie sie uns Filme wie „Spartacus“ oder „Gladiator“ nahebringen, sondern wie übergewichtige Ringer – somit gemäß der ebenfalls überlieferten Sentenz: „Laßt dicke Männer um mich sein.“
An den Wiener Erkenntnissen werden sich kaum jene „Neureichen“ orientieren, die, wie einem unlängst in der (slowakischen) Zeitung „Narodna Obroda“ erschienenen Bericht zu entnehmen, an einem „streng geheimen“ Ort zum Eintrittspreis von umgerechnet 630 Euro Gladiatorenkämpfen als neuer Volksbelustigung beiwohnen. Anders als in Rußland werde in der Tschechischen Republik allerdings nicht bis zum Tod der Gladiatoren gekämpft, hieß es in dem Artikel, schwere Verletzungen habe es aber schon gegeben. Und die Organisatoren hätten zugegeben, daß kein Gladiator mehr als 30 Kämpfe durchhalte. Die Kämpfe der mit Helmen, Mundschutz und Boxhandschuhen ausgestatteten Gladiatoren fänden in einem früheren sowjetischen Armeestützpunkt auf einem von einem Metallkäfig umgebenen, etwa zehn Quadratmeter großen Areal statt. Dabei gebe es nur eine Regel: den Gegner so niederzuschlagen, daß er nicht mehr aufstehen könne. Erlaubt sei fast alles: Schläge unter die Gürtellinie, Quetschen, Schmettern; Hautfetzen, ausgerissene Haarbüschel und Blutströme seien die Folge. Nach ungefähr einer Stunde bleibe der eine der beiden Kämpfer regungslos auf dem Zementboden liegen, sein „Trainer“ erkläre den Kampf für beendet.
Die Zuschauer verschafften sich zusätzlichen Nervenkitzel durch Wetten, wobei der Mindesteinsatz 50000 Kronen (1578 Euro) betrage. Je Sieg gebe es 50000 Kronen, nach der dritten Niederlage sei der Gladiator aus dem Rennen. Zustände – fast wie im alten Rom.

(Frankfurter Allgemeine vom 15. April 2004)
Re: Die Diät der Gladiatoren; Gladiatoren heute
Γραικίσκος schrieb am 03.06.2012 um 15:58 Uhr (Zitieren)
Gibt es sowas nicht auch in Rußland?
 
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