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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Wer hätte das gedacht? (423 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 03.06.2012 um 17:54 Uhr (Zitieren)
Alfred N. Whitehead bezieht sich auf Zenons Paradoxie vom fliegenden Pfeil.
[...] [William] James verweist auch auf Zenon. Im wesentlichen stimme ich mit seinen von Zenon hergeleiteten Argumenten überein; ich glaube jedoch nicht, daß er hinreichend auf diejenigen Elemente in Zenons Paradoxien eingeht, die von unzulänglichen mathematischen Kenntnissen herrühren. Ich bin aber mit ihm der Ansicht, daß ein gültiges Argument verbleibt, wenn man die schwachen Stellen beseitigt.
Das Argument bringt, soweit es gültig ist, einen Widerspruch aus den folgenden zwei Prämissen zum Vorschein: (i) daß aus einem Werden etwas (res vera) wird, und (ii) daß jeder Akt des Werdens in frühere und spätere Abschnitte teilbar ist, die selbst Akte des Werdens sind. Man denke zum Beispiel an einen Akt des Werdens während einer Sekunde. Dieser Akt kann in zwei Akte geteilt werden, die in der ersten bzw. in der zweiten Hälfte der Sekunde stattfinden. Daher setzt, was während der ganzen Sekunde wird, das voraus, was während der ersten halben Sekunde wird. Entsprechend setzt, was während der ersten halben Sekunde wird, das voraus, was während der ersten Viertelsekunde wird und so weiter bis ins Unendliche. Wenn wir also den Werdensprozeß bis zum Beginn der jeweiligen Sekunde untersuchen und die Frage stellen, was dann wird, kann keine Antwort gegeben werden. Denn jedes Gebilde, das wir bezeichnen, setzt ein früheres voraus, das nach dem Beginn der Sekunde und vor dem Bezeichneten wurde. Deshalb gibt es kein Werdendes, das einen Übergang in die jeweilige Sekunde bewirken könnte.
Man umgeht die Schwierigkeit nicht, indem man annimmt, daß in jedem nicht-extensiven Zeitpunkt etwas wird, denn zu Beginn der Zeitsekunde gibt es keinen nächsten Punkt, an dem etwas werden könnte.
Zenon scheint dieses Argument in seinem Paradoxon vom ‚fliegenden Pfeil‘ dunkel erahnt zu haben. Aber die Einführung der Bewegung bringt auch unwichtige Einzelheiten mit sich. Die wahre Schwierigkeit besteht darin, zu verstehen, wie der Pfeil den Zeitverlauf überlebt. [...]

[Quelle: Alfred North Whitehead, Prozeß und Realität. Entwurf einer Kosmologie. Frankfurt/Main 1979, S. 141 f.]

Den 'Achilles und die Schildkröte' hält Whitehead hingegen für ungültig, weil "auf seiner [sc. Zenons] Unkenntnis der Theorie von den unendlichen konvergierenden Reihen" beruhend.

Re: Wer hätte das gedacht?
Γραικίσκος schrieb am 03.06.2012 um 18:12 Uhr (Zitieren)
Das schreibt Alfred N. Whitehead, der Verfasser der "Principia Mathematica", nicht John Smith!
Re: Wer hätte das gedacht?
Γραικίσκος schrieb am 05.06.2012 um 18:33 Uhr (Zitieren)
Geht diese Argumentation von Whitehead zugunsten von Zenon hier so glatt durch?
Re: Wer hätte das gedacht?
ανδρέας schrieb am 05.06.2012 um 19:27 Uhr (Zitieren)
Denn jedes Gebilde, das wir bezeichnen, setzt ein früheres voraus, das nach dem Beginn der Sekunde und vor dem Bezeichneten wurde. Deshalb gibt es kein Werdendes, das einen Übergang in die jeweilige Sekunde bewirken könnte.


Die Unterteilung in Zeitabschnitte ist doch künstlich. Die Abschnitte (Zeit) sind doch ein fließender Ablauf, der nirgendwo innehält. Etwas passiert. Wir messen es dann mit Skalen, die zweckmäßig sind. Der Buchstabe bewirkt ja auch nicht den Fortlauf des Textes. Oder haben ich das falsch verstanden?
Re: Wer hätte das gedacht?
Γραικίσκος schrieb am 05.06.2012 um 20:00 Uhr (Zitieren)
Die Zeit ist ein Kontinuum? Gibt es da nicht die Planck-Zeit?
Re: Wer hätte das gedacht?
ανδρέας schrieb am 05.06.2012 um 20:25 Uhr (Zitieren)

Unterhalb dieses Abschnitts (der Planck-Zeit) würde die Zeit physikalisch in Sprüngen verlaufen- nimmt man an. Aber meine Frage war: wieso soll "ein Werdendes den Übergang in die jeweilige Sekunde bewirken"?
Bewirkt ein Buchstabe den Übergang in den nächsten? Er zeigt lediglich, bewirkt aber nicht, den weiteren Zeitablauf - den Text. Oder? Zeit wird nicht bewirkt. Ein Metermaß bewirkt ja auch nicht den nächsten Meter.
Re: Wer hätte das gedacht?
Γραικίσκος schrieb am 05.06.2012 um 20:36 Uhr (Zitieren)
Die wahre Schwierigkeit besteht darin, zu verstehen, wie der Pfeil den Zeitverlauf überlebt.

Hierin muß also die Schwierigkeit liegen, die Whitehead sieht.
Ich fasse das so auf: Was den Zustand des Pfeils zum Zeitpunkt tn bewirkt, muß im Zeitpunkt tn-1/2 liegen, dies wiederum in t-3/4 usw.
Daher setzt, was während der ganzen Sekunde wird, das voraus, was während der ersten halben Sekunde wird. Entsprechend setzt, was während der ersten halben Sekunde wird, das voraus, was während der ersten Viertelsekunde wird und so weiter bis ins Unendliche. Wenn wir also den Werdensprozeß bis zum Beginn der jeweiligen Sekunde untersuchen und die Frage stellen, was dann wird, kann keine Antwort gegeben werden. Denn jedes Gebilde, das wir bezeichnen, setzt ein früheres voraus, das nach dem Beginn der Sekunde und vor dem Bezeichneten wurde.

Daraus folgert Whitehead dann:
Deshalb gibt es kein Werdendes, das einen Übergang in die jeweilige Sekunde bewirken könnte.

Puh!
Re: Wer hätte das gedacht?
Γραικίσκος schrieb am 05.06.2012 um 20:37 Uhr (Zitieren)
... in tn-3/4 ...
Re: Wer hätte das gedacht?
ανδρέας schrieb am 05.06.2012 um 21:14 Uhr (Zitieren)

Tja, ähm. Puh. Fliegt der Pfeil Whiteheads oder tut er es nicht? Ist das "Werden" überhaupt jemals abgeschlossen? Ändert sich etwas nicht stets. Der Pfeil wurde irgendwann vorher in Bewegung versetzt (Bogen) , mit Bewegungsenergie versorgt und bewegt sich nun. Ignoriert er den Anfangspunkt, indem er unendlich kleine Zeitabschnitte konstruiert und kein Ende (also den Anfangspunkt) findet?
Ich verstehe sein Konzept von Zeit nicht, denke ich.
Gibt es für ihn überhaupt Materie oder nur Ereignisse?

 
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