Γραικίσκος schrieb am 06.06.2012 um 14:20 Uhr (Zitieren)
[Quelle: Jean de La Fontaine, Sämtliche Fabeln. Herausgegeben von Hermann Lindner. München 1978, S. 21-23]
Re: Freiheit vs. Verpflegung
Φιλομαθής schrieb am 06.06.2012 um 14:44 Uhr (Zitieren)
Seltsam ist mir immer jener Freiheitsbegriff erschienen, den vor allem die republikanische Rechte in Amerika vertritt, wonach jede Bestrebung des Staates, für eine gleichmäßigere Verteilung des Wohlstandes zu sorgen als eine Beschneidung persönlicher Freiheit begriffen wird. Im Begriff der Freiheit scheint auch ein gewisses Maß an Zivilisationsfeindlichkeit mitzuschwingen.
Re: Freiheit vs. Verpflegung
ανδρέας schrieb am 06.06.2012 um 18:45 Uhr (Zitieren)
Wölfe leben normalerweise in Rudeln. Da bestimmt die Hierarchie den Grad der Freiheit. Alphatiere fressen zuerst. Der letzte in der Reihe darf die Knochen ablutschen.
Im Grunde geht es um das "Risikoprinzip vs. Solidaritätsprinzip". Ein hoher Freiheitsgrad bedeutet auch, dass das Risiko hoch ist. Solidarität reduziert zwar das Risiko, mindert aber auch die Freiheit. Man sehe mal auf seine Steuern und Sozialabgaben. In Deutschland wollen alle möglichst viel Freiheit - aber wenn es kneift, schauen alle auf den Staat. Merkwürdig: als sich in der Finanzkrise viele Sparer um ihre aufgeschwatzten Geldanlagen sorgten, war der erste Ruf der nach staatlicher Unterstützung. Dabei gilt Vertragsfreiheit (nur die Toren signieren ohne zu studieren !). Ich habe mich da gefragt, ob die bedauernswert leichtgläubigen Menschen, die sich grandiose Gewinne von ihren Finanzanlagen versprachen ohne die geringste Ahnung davon zu haben, auch die Gewinne mit der Solidargemeinschaft geteilt hätten, wenn es geklappt hätte! Vermutlich hätten sie über die Steuern gejammert und einen Teil dem Finanzamt verschwiegen.
Gewinne werden individualisiert, Verluste gern sozialisiert - das gilt für alle Menschen.
Die Solidarität ist zwar ein hohes Gut, birgt aber auch Mitnahmeeffekte in sich, die in unserem Land selbstverständlich geworden sind.
Insofern ist mir der Wolf sympathisch. Er verteidigt seine Freiheit mit allen Konsequenzen inklusive Risiko. Das wird in Deutschland immer seltener, meine ich bemerkt zu haben.