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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ἀριστοτέλης καὶ δικαιοσύνη (326 Aufrufe)
ανδρέας schrieb am 10.06.2012 um 20:43 Uhr (Zitieren)
τὰ δὲ καλὰ καὶ τὰ δίκαια, περὶ ὧν ἡ πολιτικὴ σκοπεῖται, πολλὴν ἔχει διαφορὰν καὶ πλάνην, ὥστε δοκεῖν νόμῳ μόνον εἶναι, φύσει δὲ μή.


Ἀριστοτέλους Ἠθικὰ Νικομάχεια I. 3
Re: Ἀριστοτέλης καὶ δικαιοσύνη
Φιλομαθής schrieb am 12.06.2012 um 14:59 Uhr (Zitieren)
"Das Gute (Sittliche) und das Gerechte, womit sich die Politik (Staatswissenschaft) befasst, hat viel Gegensatz und Irrtum an sich, so dass es nur vom Brauch herzurühren scheint, nicht aber aus der Natur (... nur in der Gewohnheit begründet zu sein scheint, nicht aber in einer Naturnotwendigkeit)."

Anscheinend ist Aristoteles ein Vertreter der positiven Rechtsauffassung.
Re: Ἀριστοτέλης καὶ δικαιοσύνη
ανδρέας schrieb am 12.06.2012 um 17:25 Uhr (Zitieren)

Ja, das ist eine interessante Stelle. Recht als Konvention, vom Menschen geschaffen, nicht aber Naturrecht, das der Mensch quasi entdeckt. Das ist kein idealistischer, sondern ein pragmatischer Ansatz - und m.E. zeitlos gültig.
Re: Ἀριστοτέλης καὶ δικαιοσύνη
Φιλομαθής schrieb am 13.06.2012 um 12:28 Uhr (Zitieren)
Ob es denn gar keine im Wesen des Menschen angelegten Rechtsbegriffe gibt? Sollte man nicht bspw. das Recht auf körperliche Unversehrtheit als Naturrecht bezeichnen können?

Auch das Recht auf Rache und Vergeltung für erduldetes Unrecht scheint mir eine solche conditio humana zu sein, obwohl es von keinem höherentwickelten Staatswesen getragen werden kann, da die daraus resultierenden Fehden sein soziales Gefüge langfristig zerrütten würden. Aber wenn man sieht, dass zu allen Zeiten - von Christus bis Nietzsche - gegen die Rachlust angepredigt werden musste, dann scheint hier ein Wesenszug vorzuliegen, den Gewohnheit und Sitte nicht haben ausmerzen können.

Aber ich gebe dir recht, die Mehrzahl der Gesetze gewinnt ihre Autorität in nicht geringem Maße aus ihrem Alter. Die großen neuzeitlichen Gesetzeskodifikationen wie BGB oder Code civil sind ja weitgehend nur Bearbeitungen des unter Justinian erstellten Corpus iuris civilis. Und bis 1900 dienten in Deutschland Teile des letzteren (immerhin fast 1400 Jahre alt) tatsächlich noch der richterlichen Urteilsfindung.
Re: Ἀριστοτέλης καὶ δικαιοσύνη
Γραικίσκος schrieb am 13.06.2012 um 12:40 Uhr (Zitieren)
Es gibt ein interessantes Experiment über das Rechtsempfinden von Schimpansen. Sie waren darauf dressiert worden, irgendein Spielzeug aus ihrem Käfig herauszugeben im Austausch gegen etwas Leckeres. Im Angebot bei den Leckereien waren a) eine Gurkenscheibe (ganz nett) sowie b) eine Frucht*) (SEHR begehrt).

Das Experiment bestand nun darin, daß zwei Schimpansen in zwei Käfigen nebeneinander dieses Tauschspiel spielten. Der erste gab sein Spielzeug und erhielt eine Gurkenscheibe. Wie würde er nun reagieren, wenn sein Kumpel im Nachbarkäfig anschließend für das gleiche Spielzeug die ungleich wertvollere Frucht erhielte?

Getestet werden sollte, ob das Prinzip "Gleiches ist gleich zu behandeln" bei Schimpansen verankert ist.
Falls ja, sollte man dann nicht annehmen, daß es auch bei Menschen von Natur her verankert ist?

Etwa 50 % der Schimpansen haben heftig protestiert, darunter weit mehr Weibchen als Männchen.

Ich habe mir freilich gedacht, daß ich weit stärker beeindruckt gewesen wäre, wenn der bevorzugte Schimpanse diesen 'ungerechten' Vorteil zurückgewiesen hätte. Das kommt aber bei Schimpansen wohl nicht vor.

*) Leider erinnere ich mich nicht mehr, welche es war.
Re: Ἀριστοτέλης καὶ δικαιοσύνη
Φιλομαθής schrieb am 13.06.2012 um 18:32 Uhr (Zitieren)
Stimmt, das Gerechtigkeitsempfinden (immerhin in eigener Angelegenheit) als Veranlagung sollte damit bewiesen sein.

(Dieter Nuhr hat sich mal auf diesen Versuch bezogen und Frucht b war bei ihm eine Weinbeere.)
Re: Ἀριστοτέλης καὶ δικαιοσύνη
Γραικίσκος schrieb am 13.06.2012 um 19:05 Uhr (Zitieren)
Eine Weinbeere/Traube - ja, die war's!
Re: Ἀριστοτέλης καὶ δικαιοσύνη
Γραικίσκος schrieb am 13.06.2012 um 19:07 Uhr (Zitieren)
Interessant ist (was sich mit meiner Beobachtung bei Homines sapientes deckt): Frauen reagieren deutlich empfindlicher gegenüber Ungleichbehandlung als Männer.
Re: Ἀριστοτέλης καὶ δικαιοσύνη
ανδρέας schrieb am 13.06.2012 um 19:35 Uhr (Zitieren)
Frauen reagieren deutlich empfindlicher gegenüber Ungleichbehandlung als Männer.


Bemühen sich demnach Frauen auch stärker, andere gleich zu behandeln? Ich denke an Schwiegermütter, hübschere Schwestern/ Kolleginnen gleichen Alters, Stiefmütter mit eigenen Kindern ... ?
Re: Ἀριστοτέλης καὶ δικαιοσύνη
Γραικίσκος schrieb am 13.06.2012 um 19:59 Uhr (Zitieren)
Nein, das sind zwei sehr verschiedene Verhaltensmuster: sich über selbst erlittene Ungerechtigkeit beklagen und für die gerechte
Behandlung von anderen eintreten.
 
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