Γραικίσκος schrieb am 16.07.2009 um 16:09 Uhr (Zitieren)
Im Griechischen wie auch im Lateinischen: Sonne - maskulin, Mond - feminin; entsprechend sind es die dazugehörigen Götter.
Vermutlich ist der dabei leitende Gedanke, daß Sonne Licht gibt (männlich: aktiv), während Mond Licht empfängt (weiblich: passiv).
(So auch im Französischen, fällt mir gerade auf.)
Im Deutschen nun steht es genau umgekehrt: die Sonne, der Mond.
Nur im Deutschen? Aber was mich mehr interessiert: Steht das in irgendeinem Zusammenhang mit Mythen bzw. mythischen Vorstellungen? Gibt es dahinter irgendeine Vorstellung, welche der scheinbar so simplen antiken Begriffskette "lichtspendend - aktiv männlich", "lichtempfangend - passiv - weiblich" entspricht?
Re: der Sonne und die Mond
Ὑληβάτης schrieb am 16.07.2009 um 17:25 Uhr (Zitieren)
Hey, den Gedanken hatte ich vor ca. zehn Jahren mal!
Alle romanischen Sprachen haben die "lateinische" Einteilung, nicht wahr?
Ich wälze mal 'n paar Bücher zu "Mond":
Kluges etymologisches Wörterbuch sagt, dass das mittelhochdeutsche man(e) maskulin oder feminin war, dass vom germanischen maenon kommt - maskulin. Gotisch mena ist auch maskulin.
"Mond" und "Monat" waren mal das gleiche Wort, das hängt natürlich mit "mensis" und "μήν" zusammen - beide feminin.
Das irische "gealach" ist auch feminin.
Ist schon auffällig, dass die Wortstämme so unterschiedlich sind, nicht wahr?
Zu den Mythen: Ich kenne gar keine germanischen Mythen, in denen Sonne und Mond Personen sind.
Wir forschen weiter! ...
Re: der Sonne und die Mond
Ὑληβάτης schrieb am 16.07.2009 um 19:01 Uhr (Zitieren)
Die Sonne ist - Achtung! - im Irischen feminin!
Kluge sagt, dass das germanische sunno feminin war, das gotische sunno ist feminin, es gibt wohl aber eine Stelle, an der es evtl. ein Neutrum ist. Mhd. sunne ist feminin, in Klammern: auch maskulin. Das hilft nicht viel, nicht wahr?
Auffällig ist, dass Sonne, Sol und Helios von der Sprachgeschichte nicht so weit auseinander liegen. Kluge vermutet, dass "Sonne" auf einen "l/n-Stamm" zurückgeht.
Ὑληβάτης schrieb am 17.07.2009 um 00:12 Uhr (Zitieren)
K&N Luftfilter?
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man sowas noch veröffentlichen darf. "Herdentier im bösesten Sinne", "Menschenungeziefer" ...
Ist das ein Buch über solche Theorien, oder ein Buch mit solchen Zitaten?
Re: der Sonne und die Mond
Bibulus schrieb am 17.07.2009 um 00:29 Uhr (Zitieren)
der Autor (Sievers) scheint sich in Heimatkunde zu üben...
Re: der Sonne und die Mond
Bibulus schrieb am 17.07.2009 um 00:31 Uhr (Zitieren)
allerdings auf einer Art und Weise...
Re: der Sonne und die Mond
Γραικίσκος schrieb am 17.07.2009 um 00:42 Uhr (Zitieren)
Beachte Vorwort & Einleitung: Der Autor Sievers stellt ein bestimmtes, 1922 erschienenes Buch vor.
Was ihn daran so interessiert und wie er darüber denkt - ich weiß es nicht.
Ich fand nur die Stelle interessant, an der gesagt wurde, die Germanen hätten keinen speziellen Sonnenkult gekannt, was ja eine hier geäußerte Vermutung bestätigt.
Re: der Sonne und die Mond
Ὑληβάτης schrieb am 17.07.2009 um 20:41 Uhr (Zitieren)
Auf der Wikipediaseite http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Sonnengottheit gibt es eine Reihe von Namen. Die unbekannten habe ich angeklickt und will deswegen eine Theorie zum Geschlecht von Sonne und Mond ausbreiten, die ich vor ca. 15 Jahren mal hatte.
Eindeutig weibliche Sonnengottheiten - denn neben dem Geschlecht der Wörter soll es auch um die Gottheiten gehen - sind Saulé (Balten) und Malina (Inuit). Die Germanen hatten wohl eine weibliche Sonne, die Südeuropäer nicht.
Kann es nicht sein, dass man die Sonne als männlich-aggressiv empfindet, wenn man in einer heißen Region wohnt, als mütterlich-wärmend, wenn sie nur an Tagen mit ungerader Quersumme des Monats scheint? Also: Wenn man sich freut, von der Sonne gewärmt zu werden, ist sie weiblich; wenn man am liebsten das ganze Jahr über im Schatten Siesta machen will, denkt man, dass es sich um einen aggressiven Krieger handelt.
Re: der Sonne und die Mond
Γραικίσκος schrieb am 17.07.2009 um 21:35 Uhr (Zitieren)
Das ist eine interessante Überlegung. Da habe ich gleich an die Klima- und Religionstheorie "Fudo" gedacht:
Watsuji, Tesuro: Fudo – Wind und Erde. Der Zusammenhang zwischen Klima und Kultur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992
Darin heißt es u.a.:
(aus einem Referat, das ein Freund von mir mal über diese Theorie gehalten hat)
Wenn ich mich recht erinnere, hat dieser Watsuji seine empirischen Untersuchungen nicht vollenden können und ist bis zu den Germanen nicht vorgedrungen.
Islam und Judentum sind Wüstenreligionen; der Buddhismus ist eine Monsunreligion.
Re: der Sonne und die Mond
Ὑληβάτης schrieb am 17.07.2009 um 22:32 Uhr (Zitieren)
Aja. Das klingt interessant.
Leider weiß ich nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber es gibt die Theorie, dass die Demokratie entstanden ist, weil man in Griechenland viel und lange im Freien sein kann. Da können sich alle zusammensetzen.