α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ironie - Zynismus - Sarkasmus (2466 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 17.06.2012 um 15:18 Uhr (Zitieren)
Versuch einer Definition:
• Ironie ist das Sagen der Unwahrheit, ohne dabei zu lügen.
• Zynismus ist das spöttische Destruieren von Illusionen.
• Sarkasmus ist das bösartige (kränkende) Herabsetzen von für falsch gehaltenen Ansichten und Einstellungen anderer.
Ironisch kann man sich selbst gegenüber sein, zynisch und sarkastisch hingegen nicht: zynisch nicht, weil man nicht wissentlich in Illusionen befangen sein kann, sarkastisch nicht, weil man nicht sich selbst gegenüber eine bösartige Einstellung haben kann (jeder will für sich selbst das Gute).

Kann jemand das besser definieren?
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
ανδρέας schrieb am 17.06.2012 um 18:25 Uhr (Zitieren)
Die Definitionen sind klasse.
Da wir gerade Eis essen waren, fallen mir nur leckere Sachen ein:

Ironie ist der Zuckerguss mit dem man die Kritik am anderen so extrem versüßt, dass er sie schlucken muss.

Sarkasmus verzichtet auf den Zuckerguss. Man nimmt dafür Lebertran, um sich zu belustigen.

Zynismus verzichtet beim Servieren gänzlich auf Manieren.

Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
Γραικίσκος schrieb am 17.06.2012 um 20:09 Uhr (Zitieren)
Du hältst Sarkasmus für (relativ) 'netter' als den Zynismus? Das habe ich immer umgekehrt aufgefaßt - sozusagen als Steigerung: Ironie - Zynismus - Sarkasmus.
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
ανδρέας schrieb am 17.06.2012 um 20:32 Uhr (Zitieren)

Nein, nicht unbedingt netter. Aber die Manieren sollen zum Ausdruck bringen, dass der Zyniker die Wertehaltung der anderen ignoriert. Es war auch eher sinnlich-bildlich ausgedrück. Das hält einer sprachlichen Analyse natürlich nie stand.
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
filix schrieb am 17.06.2012 um 21:07 Uhr (Zitieren)
Die offerierte Definition der Ironie ist nicht klar vom Irrtum abgegrenzt; zudem gibt es Formen der Ironie, die ohne Unwahrheit auskommen.
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
ανδρέας schrieb am 17.06.2012 um 21:44 Uhr (Zitieren)
Vielleicht ...

Ironie: die Übertreibung oder Verstellung einer Aussage, wenn der Sprecher erwartet, dass die Beteiligten den gegenteiligen Sinn erkennen.
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
Γραικίσκος schrieb am 17.06.2012 um 21:45 Uhr (Zitieren)
Dann verbessere ich: "Ironie ist, die Wahrheit zu kennen, die Unwahrheit zu sagen und doch nicht zu lügen."

Was die behauptete Ironie ohne Unwahrheit angeht, so warte ich auf einen Beleg bzw. eine Erläuterung von Dir, wobei ich vermute, daß es sich zumindest um eine Übertreibung handeln müßte.
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
filix schrieb am 17.06.2012 um 23:00 Uhr (Zitieren)
Die Übertreibungen kann man noch als unwahr charakterisieren, aber das dritte im Wikipedia-Artikel aufgeführte Beispiel macht deutlich, dass Unwahrheit keine condicio sine qua non für Ironie ist. Des Weiteren lassen sich z.B. mit Ironiesignalen versehene rhetorische Fragen damit nicht erfassen oder im jeweiligen Kontext ironisch wirkende Bezeichnungen.
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
Γραικίσκος schrieb am 18.06.2012 um 15:52 Uhr (Zitieren)
Wahr und falsch können ja - so Aristoteles - nur Aussagesätze sein, keine Fragesätze. Immerhin tarnt sich eine rhetorische Frage als Frage, ohne eine zu sein.
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
arbiter schrieb am 18.06.2012 um 18:12 Uhr (Zitieren)
Die drei Begriffe bewegen sich doch auf verschiedenen Sprech- bzw. Handlungsbereichen; Ironie wird gewöhnlich als sprachliches Mittel definiert, das auch - neben anderen - genutzt werden kann für sarkastische kommunikative Akte. Zynismus beinhaltet eher den Vorwurf einer gewissen moral-aversen Haltung, die nicht zwingend mit bestimmten Typen von Sprechakten verbunden ist.
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
filix schrieb am 18.06.2012 um 21:38 Uhr (Zitieren)
Das dritte Beispiel im Wikipedia-Artikel zeigt, dass die Antwort qua Behauptung "Er ist stets außerordentlich gut gekleidet.“ auf die Frage nach eines bestimmten Politikers Vorzügen, wahr sein kann, ohne dass die Ironie verloren geht. Deswegen erfasst m.E. deine Definition diese Art der Ironie nicht.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass aus derselben nicht hervorgeht, dass diese Unwahrheit nicht beliebiger Natur sein darf, um Ironie zu konstituieren, weshalb in der von ανδρέας eingeworfenen,
geläufigen Definition vom Gegenteil des Gemeinten die Rede ist.

Die in derselben angesprochene Erwartungshaltung, dass die Beteiligten das auch erkennen, ist m.E. der unzureichende, weil ins Passive gewendete Hinweis darauf, dass der oder Sprecher/-in, soll die Ironie verstanden werden, so kommunizieren muss, dass die Adressaten diese Diskrepanz eindeutig erkennen: dafür reicht gelegentlich die Unwahrheit qua Gegenteil des Gemeinten unter der Annahme eines geteilten Horizonts nicht aus. Ironiesignale sind auch nicht allein verbaler Natur: oft machen - neben Akzentuierungen - erst mimisch-gestische Ausdrucksmittel den Unterschied klar.

Im anderen Thread wurde zudem ja festgestellt, dass der Wahrheitsbegriff jenseits der Einschränkung auf Aussagen zu problematisieren ist, will man verstehen, was in der Kommunikation die Wahrheit einer Mitteilung im Unterschied zur Wahrheit eines propositionalen Gehaltes einer solchen ist.

Zuletzt sei noch daran erinnert, dass in der Ideengeschichte dieser Struktur indirekter über das Gegenteil vermittelter Kommunikation zwischen Wahrhheit und Unwahrheit, Offenbarung und Verwirrung jede Menge erkenntnistheoretischer, ästhetischer, metaphysischer und ethischer Aufladung zuteilgeworden ist, bis sie nostra aetate als postmoderne Ironie jenen schwebenden Aufenthalt im Reich der großen Erzählungen der Theoriegeschichte begrifflich zu fassen sucht, der diese einklammernd zitieren, travestieren, reinvestieren usf. kann, ohne eine Letztentscheidung fällen und ein ganz unironisches Bekenntnis zu einer letzten Wahrheit liefern zu müssen.
Diesen Aspekt ignoriert eine sprachanalytische Betrachtung völlig, solange sie davon ausgeht, dass sich hinter dem Mittel ein tatsächlich eindeutig Gemeintes mit Gewissheit dechiffrieren lässt, und die Meidung der direkten Kommunikation bloß als psychologisch motivierter Akt aber nicht als grundsätzliche Erkenntnisdispostion ohne Alternative zu deuten ist.
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
Γραικίσκος schrieb am 18.06.2012 um 22:01 Uhr (Zitieren)
Wenn es so kompliziert steht, dann gibt es vermutlich gar keine Definition von Ironie, welche alle Fälle umfaßt - ein Verdacht, den man sich auf bei Wittgenstein (PU) bestätigen lassen kann, um dann auf sein Modell der Familienähnlichkeiten zurückzugreifen.

Woran erkennt man eigentlich, daß es sich um Ironie handelt?

Ich nehme mir einmal den Fall des Politikers vor, über dessen Vorzüge jemand sagt: "Er ist stets außerordentlich gut gekleidet.“ Wer das sagt, meint etwas anderes ("Er hat keine für sein Amt relevanten Vorzüge.") als das, was er sagt. Im Unterschied zur Lüge steht es aber hier so, daß die Hörer dies wissen und daß der Sprecher erwartet, daß sie es wissen. Es liegt also keine Täuschungsabsicht vor.

Treffe ich es so?
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
filix schrieb am 18.06.2012 um 22:58 Uhr (Zitieren)
Eigentlich müssen die Hörer zunächst nicht wissen, ob a) der besagte Politiker tatsächlich ein eitler Taugenichts ist, auch nicht, ob er b) wirklich einen guten Geschmack in puncto Kleidung hat oder nicht um die intendierte Ironie zu erkennen. Allein dass z.B. guter Kleidungsstil nicht als die vorrangige Tugend des Politikers gilt, derselbe auf die allgemeine Frage nach den Vorzügen als erster oder einziger genannt, signalisiert, dass es sich um ein Lob am falschen Platz handelt, das als Herabsetzung wirkt,
muss den Beteiligten klar sein.
Wir verstehen das Beispiel ja auch als Beispiel für Ironie ohne derlei demselben entnehmen zu können. Ob der Sprecher dabei lügt und eigentlich gar nicht der Auffassung ist, dass der Genannte ein unfähiger Geck ist, ist eigentlich irrelevant für die Ironie, vor allem dann, wenn das sein Publikum sehr wohl so sieht. Gleichwohl entfaltet die Ironie erst, wenn tatsächlich wahr ist, was sie
durch ihr Gegenteil oder die Fehlplatzierung mitteilt, ihre volle Wirkung. In der Ironie muss als Minimalbedingung das Gegenteil ostentativ kommuniziert werden - es muss dieser vielfältig realisierte und auf zahlreichen Voraussetzungen beruhende Akt der Umkehrung des Gemeinten als Form seiner Mitteilung deutlich werden, dieser ist allerdings von der Wahrheit/Unwahrheit der dabei kommunzierten propositionalen Gehalte stets zu unterscheiden und auch von der tatsächlichen Meinung dessen, der sich der Ironie bedient.
Re: Ironie - Zynismus - Sarkasmus
ανδρέας schrieb am 19.06.2012 um 17:46 Uhr (Zitieren)

Berüßung auf einem gesellschaftlichen Ball:

" Gnädige Frau, das Kleid steht Ihnen von Jahr zu Jahr schöner."

Ist das Ironie, Zynismus oder Sarkasmus?
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Küste

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.