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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein Text um Nichts (341 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 21.06.2012 um 23:46 Uhr (Zitieren)
[...] Letzte, uralte Fragen, Kleinmädchenposen in den allerletzten Laken, letzte Bilder, Ende der Träume, des Seins, das kommt, des Seins, das vergeht, des Seins, das war, Ende der Lügen. Ist es möglich, ist dies endlich was möglich ist, daß dieses schwarze Nichts samt seinen unmöglichen Schatten erlischt, dies endlich was zu machen ist, daß das Nicht-zu-Machende ein Ende nimmt und daß die Stille schweigt, sie fragt es sich, diese Stimme, die Stille ist, oder ich, wie soll man es wissen, mit meinem Ich aus drei Buchstaben, das alles sind Träume, Stillen, die einen soviel wert wie die anderen, sie und ich, sie und er, ich und er, und all die unsern, und all die ihren, und all die ihren, aber von wem, Träume von wem, Stillen von wem, alte Fragen, letzte Fragen, von uns, die Traum und Stille sind, aber es ist vorbei, wir sind vorbei, die nie gewesen sind, es wird da nichts mehr geben, wo es nie etwas gab, letzte Bilder. Und wer schämt sich bei jedem stummen Millionstel einer Silbe, mit einer unauslöschlichen Unendlichkeit von sich Biß auf Biß vertiefenden Gewissensbissen, diesseits vom mindesten Gemurmel, soviel Lügen hören zu müssen, sagen zu müssen, so oft dieselbe lügnerisch geleugnete Lüge, wer, dessen brüllende Stille Wunde des Ja und Messer des Nein ist, sie fragt es sich. Aber der Wunsch zu wissen, was aus ihm geworden, sie fragt es sich, er ist nicht dabei, das Herz ist nicht dabei, der Kopf ist nicht dabei, niemand fühlt etwas, fragt etwas, sucht etwas, sagt etwas, hört etwas, es ist die Stille. Es ist nicht wahr, doch, es ist wahr, es ist wahr und es ist nicht wahr, es ist die Stille und es ist nicht die Stille, es ist niemand da und es ist jemand da, nichts verhindert nichts. Und wenn die Stimme, die alte, schwächer werdende Stimme endlich schwiege, so wäre es nicht wahr, wie es nicht wahr ist, daß sie spricht, sie kann nicht sprechen, sie kann nicht schweigen. Und wenn es eines Tages an diesem Ort, wo es keine Tage gibt, der kein Ort ist, hervorgegangen aus der unmöglichen Stimme das nicht zu machende Sein gäbe und einen Beginn von Tageslicht, so wäre alles still und leer und schwarz wie jetzt, wie bald, wenn alles zu Ende, alles gesagt sein wird, sagt sie, murmelt sie.

[Quelle: Samuel Beckett, Erzählungen und Texte um Nichts. Frankfurt/Main 23. und 24. Tausend 1977, S. 166-168]
Re: Ein Text um Nichts
Γραικίσκος schrieb am 21.06.2012 um 23:56 Uhr (Zitieren)
Manchmal gibt es doch etwas Neues unter der Sonne. Dieses sprechende Verzweifeln an der Sprache - dafür hat die griechische Literatur kein Pendant.
 
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