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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Wie aus einem Kaiser ein Gott wird (469 Aufrufe)
Φιλομαθής schrieb am 23.06.2012 um 15:18 Uhr (Zitieren)
Die Zeremonie der kaiserlichen Apotheose in Rom wie Herodian sie schildert:
Es ist nämlich Brauch bei den Römern, diejenigen Kaiser zu vergöttern, welche bei ihrem Ableben Söhne als Nachfolger hinterlassen, und diese Ehre nennen sie Apotheose.

Es zeigt sich dabei in der ganzen Stadt eine Trauer, die mit religiöser Festlichkeit gemischt ist. Den Leichnam des Verstorbenen bestatten sie, wie andere Menschen, nur mit glänzendreichem Gepränge; dagegen bilden sie aus Wachs ein dem Verstorbenen vollkommen ähnliches Abbild, und stellen dasselbe auf einem großen elfenbeinenen hocherhöhten Bette, dem sie golddurchwirkte Teppiche unterbreiten, in der Eingangshalle der Kaiserhofburg aus. So liegt denn das Bild vor aller Augen, den Kranken darstellend, mit bleichem Angesichte da.

Zu beiden Seiten des Bettes aber sitzen den größten Teil des Tages linker Hand der ganze Senat mit schwarzen Oberkleidern angetan, rechts alle diejenigen Frauen, welche durch ihre Männer oder Väter zu den ausgezeichnetsten im Range gehören. Jedoch keine von ihnen sieht man Goldschmuck tragen oder mit Halsgeschmeide geziert, sondern in schlichte weiße Gewänder gehüllt gewähren sie den Anblick von Leidtragenden. Dies dauert sieben Tage lang.

Zugleich treten von Zeit zu Zeit Ärzte heran, die sich dem Bette nähern, und nachdem sie den Kranken betrachtet haben, jedesmal kundtun, daß es schlimmer mit ihm stehe. Sobald sie endlich erklärt haben, daß der Kranke gestorben sei, nehmen auserlesene junge Männer des Ritter- und die edelsten Jünglinge des Senatorenstandes das Bett auf, und tragen es den heiligen Weg entlang, und setzen es auf dem alten Forum nieder, wo die obersten Beamten der Römer bei Niederlegung ihres Amts den Eid leisten.

Zu beiden Seiten erhebt sich hier ein treppenförmiges Gerüst, und auf dem einen steht ein Chor der edelsten und vornehmsten Knaben, auf dem ihm gegenüber befindlichen ein Chor von den angesehensten Frauen, und beide singen Hymnen und Päane auf den Verstorbenen nach einer feierlich ernsten und klagenden Tonweise.

Dann nehmen die Träger das Bett wieder auf, und tragen es außerhalb der Stadt auf das sogenannte Marsfeld, woselbst auf der größten Breite des Platzes ein gleichseitig viereckiger Bau aufgerichtet ist, der sonst aus keinem andern Material als allein aus großen zusammengefügten Balken besteht, und einem Hause gleichsieht. Dieser Bau ist im Innern ganz mit Reisig angefüllt, außen aber mit golddurchwirkten Teppichen, elfenbeinernen Bildnissen und farbigen Gemälden ausgeschmückt. Auf diesem viereckigen Bau steht ein zweiter, ebenso gestalteter und geschmückter, aber kleinerer, der offene Pforten und Fensterräume hat, dann wieder ein dritter und vierter, jedesmal kleiner als der vorhergehende, und zuletzt ein ganz kleiner, mit dem das Ganze abschließt. Man könnte die Gestalt des ganzen Aufbaues den Warttürmen vergleichen, welche an den Seehäfen stehen, um Nachts durch Feuerzeichen die Schiffe zu sicheren Landungsplätzen zu leiten, und die man im gewöhnlichen Leben Pharoi nennt.

Auf das zweite Stockwerk nun also bringt man das Bett, und setzt es daselbst nieder, und zugleich werden alle möglichen Arome und Spezereien, welche die Erde hervorbringt, auch wohl Früchte oder Kräuter und Flüssigkeiten des Wohlgeruchs wegen zusammengehäuft, hinaufgebracht und massenweise hingeschüttet. Denn da gibt es keine Provinz und keine Stadt, desgleichen keinen einzelnen in Würde und Ansehen stehenden Mann, der nicht dergleichen als letzte Ehrengeschenke für den Kaiser sich darzubringen beeiferte. Wenn nun eine möglichst große Masse solcher Arome beisammen und der ganze Raum damit erfüllt ist, so hält man den Umritt um das vorher beschriebene Gerüst, und die gesamte Ritterschaft umreitet dasselbe im Kreise in wohlgegliederter Ordnung der sich hin und zurück bewegenden Evolutionen, in der Gangart und dem Takte des Pyrrhischen Reigens. Auch Wagen umfahren dasselbe in ähnlicher Ordnung, auf denen Lenker in Purpurgewändern stehen, welche vor den Angesichtern die Porträtmasken aller berühmten römischen Feldherrn und Kaiser tragen.

Ist dies vorbei, so ergreift der Nachfolger des Kaisers eine Fackel, und nähert sie dem Gebäu, worauf alle übrigen dasselbe gleichfalls anstecken. Natürlich fängt alles bei der Masse des dort aufgehäuften Reisigs und Räucherwerks augenblicklich Feuer. Aus dem obersten kleinsten Stockwerk aber, gleichsam von der Zinne, läßt man einen Adler stiegen, der mit dem Feuer zugleich sich in den Äther erhebt, und des Kaisers Seele, wie die Römer glauben, von der Erde zum Himmel trägt. Und von da an wird der Kaiser unter der Zahl der übrigen Götter verehrt.

Herodian 4, 2.
Re: Wie aus einem Kaiser ein Gott wird
Γραικίσκος schrieb am 23.06.2012 um 15:31 Uhr (Zitieren)
Das ist die "Geschichte des römischen Kaisertums" in der Übersetzung von Prof. Dr. Adolf Stahr, gelt?
Re: Wie aus einem Kaiser ein Gott wird
Φιλομαθής schrieb am 23.06.2012 um 15:40 Uhr (Zitieren)
Hab' ich doch glatt den Übersetzer vergessen!

So ist es, Adolf Stahr. (Der Mann soll nicht um sein Recht gebracht werden.)
 
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