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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Olympiade (857 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 19.07.2009 um 12:47 Uhr (Zitieren)
In der Zeitung stand etwas von einer derzeit stattfindenden Internationalen Mathematik-i]Olympiade[/i].
Was meint Ihr: Lohnt es sich noch, sich für den korrekten Gebrauch des Wortes "Olympiade" einzusetzen? Oder ist das nur noch eine Don-Quijoterie, eine Besserwisserei?

Wörter können ja auch ihre Bedeutung ändern, und vielleicht ist das solch ein Fall?
Re: Olympiade
neugieriger Nicht-Grieche schrieb am 19.07.2009 um 12:59 Uhr (Zitieren)
Es ist wohl eine Antonomasie, bei der "Olympiade" einfach allgemein für "Wettkampf" - gleich welcher Art - steht.
Re: Olympiade
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 19.07.2009 um 13:02 Uhr (Zitieren)
Da rentiert es sich nicht, sich dafür einzusetzen. Olympiade ist eigentlich die vierjährige Zeitspanne zwischen den Olympischen Wettbewerben, aber auch dem Wettbewerb selbst gleichzusetzen (Ὀλυμπιάς, -άδος).
Im Fremdwörterduden steht das auch....unter 2b steht da auch : =Wettbewerb (häufig in Komposita wie z.B. Schlagerolympiade)
;-)
Re: Olympiade
Γραικίσκος schrieb am 19.07.2009 um 13:04 Uhr (Zitieren)
Das meine ich nicht, sondern "Olympiade" bezeichnet eigentlich den Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen, nicht die Spiele selbst.
"Olympiade" ist daher ein Begriff aus der Zeitrechnung, denn die Griechen haben ja so datiert.
Und dieser Sinn geht heute mehr und mehr verloren.
Re: Olympiade
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 19.07.2009 um 13:12 Uhr (Zitieren)
Das stimmt nicht ganz....
τὸ δὲ κλέος τηλόθεν δέδορκε τᾶν Ὀλυμπιάδων....
Die Griechen bezeichneten auch das "Olympische Festival" selbst mit Ὀλυμπιάς,-άδος...
Re: Olympiade
neugieriger Nicht-Grieche schrieb am 19.07.2009 um 13:13 Uhr (Zitieren)
Nach einer Umfrage können mehr als 30 % der Deutschen nicht mehr erklären, was eigentlich das Osterfest bedeutet. Und da sollte man nicht versuchen, dem Volk "archaische" Begriffe zu erläutern.Sonst endet man wirklich so, wie Cervantes es beschrieben hat ...
Re: Olympiade
Γραικίσκος schrieb am 19.07.2009 um 13:22 Uhr (Zitieren)
Ja, wenn es bei den Griechen selbst schon so war, wie Βοηθός es herausgefunden hat, dann ist die Frage dadurch natürlich erledigt ... und wir können uns dem Problem zuwenden, wie alt jemand wird, wenn er "seinen 50. Geburtstag" feiert.
Re: Olympiade
neugieriger Nicht-Grieche schrieb am 19.07.2009 um 13:26 Uhr (Zitieren)
Das wäre dann 49 Jahre, denn der 1. Geburtstag (Geburt) zählt im Jahre Null mit.
Das 50. Lebensjahr wäre dann der 51. Geburtstag.
Re: Olympiade
Γραικίσκος schrieb am 19.07.2009 um 13:29 Uhr (Zitieren)
Ja. Aber auch da fühlt man sich wie Don Quijote, oder? Oder wie ein Stimmungstöter.
Re: Olympiade
neugieriger Nicht-Grieche schrieb am 19.07.2009 um 13:41 Uhr (Zitieren)
Die meisten Leute interessieren sich nur für das unmittelbar praktische, scheinbar nützliche Wissen.
Wer will schon wissen, wer die Party gibt, wenn sie gut ist ...
Erinnert mich an einen alten Schlager: wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur du denkst ...
(weiß nicht mehr von wem der war, aber wahr war er)
Re: Olympiade
Hilde schrieb am 19.07.2009 um 13:55 Uhr (Zitieren)
Den Schlager hat Juliane Werding gesungen.
Re: Olympiade
neugieriger Nicht-Grieche schrieb am 19.07.2009 um 13:57 Uhr (Zitieren)
ah, Juliane Werding (Schatten im Wind)
danke
Re: Olympiade
Γραικίσκος schrieb am 19.07.2009 um 14:09 Uhr (Zitieren)
Noch deutlich vor Juliane Werding hat Ambrose Bierce dies in seinem "Devil's Dictionary/Wörterbuch des Teufels" geschrieben:
Cartesianisch, adj. – Descartes betreffend, einen berühmten Philosophen, Urheber des bekannten Satzes „Cogito ergo sum“ – mit dem die Realität der Existenz des Menschen zu beweisen er sich ergötzte. Das dictum ließe sich jedoch wie folgt verbessern: „Cogito cogito ergo cogito sum“ – „Ich denke, ich denke, als denke ich, ich bin“; dies stellt die nächste Annäherung an Gewißheit dar, die jemals ein Philosoph erreicht hat.
Re: Olympiade
neugieriger Nicht-Grieche schrieb am 19.07.2009 um 14:17 Uhr (Zitieren)
Würde Descartes in einem mit Lichtgeschwindigkeit reisenden Raumschiff fliegend nichts mehr beobachten können und aller empirischen Wahrnehmung beraubt dies auch gesagt haben ?
Würde er sich selbst wahrnehmen?Wäre er jemals auf induktive Weise zu seinen Schlussfolgerungen gelangt? Oder würde er sich gefragt haben, ob überhaupt etwas ist, da er ja nur sich selbst als existierend wahrgenommen haben könnte?
Re: Olympiade
Γραικίσκος schrieb am 19.07.2009 um 14:30 Uhr (Zitieren)
Ist das nicht das von Stanislaw Lem erfundene (?) Experiment mit dem "Irrsinnigen Bad"?
("Der bedingte Reflex" in "Pilot Pirx")

Gibt's heute auch als "Samadhi-Tank" (sensory deprivation tank).
Re: Olympiade
neugieriger Nicht-Grieche schrieb am 19.07.2009 um 14:38 Uhr (Zitieren)
Stimmt. Der Vergleich mit dem Bad, wo keine Empfindungen außer mit sich selbst da sind, würde genau das beschreiben. Daraus würde man folgern , dass alles nur der eigenen Phantasie entspränge, was man als seiend betrachtet. Sein und Zeit wären aufgelöst ... Man wäre Schöpfer all dessen, was man denkt und quasi Gott - aber total allein.
Re: Olympiade
Γραικίσκος schrieb am 19.07.2009 um 14:59 Uhr (Zitieren)
Das wird auch als "Omegapunkt-Theorie" diskutiert:
John Horgan

AN DEN GRENZEN DES WISSENS
(1997)


Die Angst Gottes

[...] Vor vielen Jahren, als ich noch nicht als Wissenschaftsjournalist tätig war, hatte ich das, was man meines Erachtens eine mystische Erfahrung nennen könnte. Ein Psychiater würde dieses Erlebnis vermutlich als eine psychotische Episode bezeichnen. Ich möchte diese Begebenheit, wie aussagekräftig auch immer sie letztlich sein mag, hier kurz schildern. Objektiv gesehen, lag ich mit ausgestreckten Gliedmaßen auf einem Rasen in einem Vorstadtbezirk, ohne Notiz von dem zu nehmen, was in meiner Umgebung vor sich ging. Was meinen subjektiven Zustand anlangte, so befand ich mich auf einer verwirrenden, geheimnisvollen inneren Reise zu dem, was mir als das innerste Geheimnis des Lebens erschien. Welle auf Welle tiefen Erstaunens über das Wunder des Daseins überflutete mich. Zugleich ergriff mich ein Gefühl überwältigender Einsamkeit. Ich spürte - oder vielmehr: ich wußte -, daß ich das einzige bewußtseinsbegabte Wesen im gesamten Universum war. Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart waren allein das Produkt meiner Vorstel-lungskraft. Zunächst erfüllte mich ein Gefühl grenzenloser Freude und Macht. Doch dann spürte ich plötzlich, daß mich diese Ekstase verschlingen könnte, wenn ich mich ihr noch länger hingab. Wenn ich das einzige Wesen im Universum war, wer konnte mich dann der Vergessenheit entreißen? Wer konnte mich retten? Mit dieser Einsicht verwandelte sich meine Glückseligkeit in Schrecken; ich floh nun vor derselben Offenbarung, die ich zuvor so ersehnt hatte. Ich hatte das Gefühl, durch eine große Finsternis zu fallen und im Fallen in unendlich viele Selbste zu zersplittern.
Noch Monate, nachdem ich aus diesem Alptraum erwacht war, war ich überzeugt davon, daß ich das Geheimnis des Daseins entdeckt hatte: Gottes Furcht vor seiner eigenen Gottheit und vor seinem eigenen möglichen Tod liegt allem zugrunde. Diese Überzeugung begeisterte und erschreckte mich zugleich - und entfremdete mich von Freunden, Familienangehörigen und all den gewöhnlichen Dingen, die das Leben Tag für Tag lebenswert machen. Ich mußte hart arbeiten, um darüber hinwegzukommen und mit dem Leben weiterzumachen. Und bis zu einem gewissen Grad gelang mir dies auch. Ich verstaute die Erfahrung in einem relativ abgeschotteten Teil meiner Seele, damit sie nicht alle übrigen, praktischeren Teile - die mit dem Finden und Behalten eines Arbeitsplatzes, eines Partners und so fort befaßt sind - überwältigte. Nachdem viele Jahre vergangen waren, kramte ich diese Episode jedoch wieder aus meinem Gedächtnis hervor und begann, darüber nachzusinnen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil ich auf eine bizarre pseudowissenschaftliche Theorie gestoßen war, mit der ich meiner Halluzination einen metaphorischen Sinn abgewinnen konnte: der Omegapunkttheorie.
Es gilt als unziemlich, sich vorzustellen, man sei Gott; dagegen ist es durchaus statthaft, sich auszumalen, man sei ein ungemein leistungsfähiger Computer, der das gesamte Universum durchdringt bzw. das gesamte Universum ist. Wenn sich der Omegapunkt dem Endkollaps von Zeit und Raum und dem Sein selbst nähert, macht er eine mystische Erfahrung durch. Er wird sich immer deutlicher der äußersten Unwahrscheinlichkeit seines Daseins bewußt. Er erkennt, daß es keinen Schöpfer, keinen Gott außer ihm gibt. Er existiert, und sonst existiert nichts. Der Omegapunkt muß auch erkennen, daß seine Sehnsucht nach dem endgültigen Wissen und Vereinheitlichung ihn an den Rand des ewigen Nichts gebracht hat und daß mit ihm alle anderen Lebensformen sterben; das Sein selbst wird verschwinden. Wenn der Omegapunkt voller Schrecken seine mißliche Lage erkennt, wird er instinktiv vor sich selbst, vor seiner fürchterlichen Einsamkeit und Selbsterkenntnis, zu fliehen versuchen. Die Schöpfung mit all ihrem Leid, all ihrer Schönheit und Mannigfaltigkeit ist das Produkt der verzweifelten, panischen Flucht des Omegapunktes vor sich selbst. [...]
Die Wirklichkeit hält in ihrem Innersten keine Antwort, sondern eine Frage bereit: Weshalb gibt es etwas und nicht vielmehr nichts? Die Antwort lautet, daß es keine Antwort gibt, sondern nur eine Frage. [...] Die Welt ist ein Rätsel, das sich Gott ausgedacht hat, um sich selbst vor seiner schrecklichen Einsamkeit und Todesangst zu schützen.


[Quelle: John Horgan, An den Grenzen des Wissens. Siegeszug und Dilemma der Naturwissenschaften. München 1997, S. 413-416]
Re: Olympiade
Γραικίσκος schrieb am 19.07.2009 um 15:05 Uhr (Zitieren)
Das gehört hier eigentlich nicht hin ... unter "Olympiade", meine ich.
Da der Omega-Punkt ja etwas vage Griechisches hat, mache ich mal einen eigenen Beitrag daraus.
Re: Olympiade
neugieriger Nicht-Grieche schrieb am 19.07.2009 um 15:07 Uhr (Zitieren)
tja, wenn man an diesem Omega-Punkt angelangt ist sollte man sich vielleicht besser auf Claudius schönes Abenslied zurückbesinnen:

..." lass uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein"
Re: Olympiade
Γραικίσκος schrieb am 19.07.2009 um 15:15 Uhr (Zitieren)
Hätte es noch eines letzten Indizes bedurft, unter welchem Namen Du im Lateinforum auftrittst, dann hätte Deine Zuneigung zu M. Claudius es erbracht.
 
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