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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Denn wir können die Kinder nach unserem Sinne nicht formen ... (832 Aufrufe)
Φιλομαθής schrieb am 16.07.2012 um 17:49 Uhr (Zitieren)
Theon ist nach Oxyrhynchos aufgebrochen, heimlich, um seinen Sprössling nicht mitnehmen zu müssen, denn die Reise soll nach Alexandria gehen. Doch noch in Oxyrhynchos erreicht ihn folgender Brief (... vielleicht war es auch ganz anders):
Adressangabe auf der Rückseite:

ἀπόδος Θέωνι [ἀ]πὸ Θεωνᾶτος υἱῶ (= υἱοῦ).

Gib [diesen Brief] dem Theon von seinem Sohn Theönchen!

|1 Θέων Θέωνι τῷ πατρὶ χαίρειν.
|2 καλῶς ἐποίησες (= ἐποίησας) οὐκ ἀπενηχες (= ἀπενέγκας) με μετε ἐ- |3 σοῦ (= μετὰ σοῦ) εἰς πόλιν. ἠ (= εἰ) οὐ θέλις (= θέλεις) ἀπενεκκεῖν (= ἀπενεγκεῖν) <με> με- |4 τὲ (= μετὰ) σοῦ εἰς Ἀλεξάνδριαν οὐ μὴ γράψω σε (= σοι) ἐ- |5 πιστολὴν οὔτε λαλῶ σε (= σοι) οὔτε υἱγενω (= ὑγιαίνω) σε, |6 εἶτα ἂν δὲ ἔλθῃς εἰς Ἀλεξάνδριαν οὐ |7 μὴ λάβω χειραν (= χεῖρα) παρὰ [σ]οῦ οὔτε πάλι χαίρω |8 σε λυπόν (= λοιπόν). ἂμ (= ἂν) μὴ θέλῃς ἀπενέκαι (= ἀπενέγκαι) μ[ε] |9 ταῦτα γε[ί]νετε (= γίνεται). καὶ ἡ μήτηρ μου εἶπε Ἀρ̣- |10 χελάῳ ὅτι ἀναστατοῖ μὲ (= μὴ) ἄρρον (= αἴρων) αὐτόν.
|11 καλῶς δὲ ἐποίησες (= ἐποίησας) δῶρά μοι ἔπεμψε[ς] (= ἔπεμψας) |12 μεγάλα ἀράκια. πεπλάνηκαν ἡμῶς (= ἡμᾶς) ἐκε[ῖ] |13 τῇ ἡμέρᾳ ιβ ὅτι (= ὅτε) ἔπλευσες (= ἔπλευσας). λυπὸν (= λοιπόν) πέμψον εἴ[ς] |14 με παρακαλῶ σε. ἂμ (= ἂν) μὴ πέμψῃς οὐ μὴ φά- |15 γω, οὐ μὴ πείνω (= πίνω)• ταῦτα.
|16 ἐρῶσθέ (= ἐρρῶσθαί) σε εὔχ(ομαι).
|17 Τῦβι ιη.

|1 Theon grüßt seinen Vater Theon.
|2 Das hast du ja fein gemacht! Hast mich nicht mitgenommen |3 in die Stadt. Wenn du mich nicht mitnehmen willst |4 nach Alexandria, werde ich dir keinen Brief [mehr] schreiben |5 und werde nicht mit dir reden und gehorche dir nicht [mehr]. |6 Und außerdem, wenn du nach Alexandria gehst, |7 lasse ich dich nicht los und habe dich künftig nicht mehr lieb. |8 Wenn du mich nicht mitnehmen willst, |9 wird das [wirklich] passieren! Und sogar Mutter hat über mich zu Archelaos |10 gesagt, dass ich aufsässig sei, weil ich nicht abreisen durfte!
|11 Fein hast du das gemacht! Hast mir Platterbsen geschickt als „großes“ Geschenk! |12 Getäuscht haben sie uns da, |13 am 12. Tag, als du abgefahren bist. Hol mich also zu dir, |14 ich bitte dich! Wenn du mich nicht holst, esse ich nicht mehr |15 und trinke nicht mehr: das [mache ich wirklich]!
|16 Ich bete, dass du gesund bist.
|17 18. Tybi.

The Oxyrhynchus Papyri vol. I, Nr. 119

http://www.papyri.info/hgv/28410/
Re: Denn wir können die Kinder nach unserem Sinne nicht formen ...
Γραικίσκος schrieb am 16.07.2012 um 19:43 Uhr (Zitieren)
Das ist ein schöner Brief!
Re: Denn wir können die Kinder nach unserem Sinne nicht formen ...
Φιλομαθής schrieb am 16.07.2012 um 21:15 Uhr (Zitieren)
Man stellt sich die Kinder der antiken Gesellschaft gemeinhin als reichlich unterdrückte Wesen vor (Ὁ μὴ δαρεὶς ἄνθρωπος etc.) und dann begegnet einem dieses selbstbewusste Bürschchen, das seine Eltern offenbar fest Griff hat, so dass selbst der Vater sich heimlich davonstehlen muss und prompt zur Rechenschaft gezogen wird ...

Solche Einblicke in das Privatleben der antiken Menschen vermittelt uns kein Historiker.

Ich lese gerade, dass die mitlerweile 76 Bände, in denen die ausgewerteten Oxyrhynchus Papyri präsentiert werden, nur etwa 1 % des gesamten zu entschlüsselnden Materials darstellen.

Ein Artikel von Joachim Latacz von 2005:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/die-oxyrhynchus-papyri-wir-kennen-erst-ein-prozent-1234065.html
Re: Denn wir können die Kinder nach unserem Sinne nicht formen ...
Φιλομαθής schrieb am 16.07.2012 um 21:32 Uhr (Zitieren)
... mittlerweile 77 Bände ...
Re: Denn wir können die Kinder nach unserem Sinne nicht formen ...
Γραικίσκος schrieb am 17.07.2012 um 12:12 Uhr (Zitieren)
77 Bände, die nur etwa 1 % des Fundus ausmachen! Beeindruckend, aber für einen einzelnen Menschen eindeutig nicht mehr überschaubar. Schade.
 
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