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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Platons Terminologie (419 Aufrufe)
διαλογισμός schrieb am 19.07.2012 um 22:59 Uhr (Zitieren)
Wir machen als Klasse ein Projekt, bei dem wir einige Teile von Platons Dialogen übersetzen, wir haben uns darauf geeinigt, dass wir zuerst für die wichtigen Begriffe eine einheitliche Übersetzung festlegen.
Dabei sind wir aus ein paar kontrovers diskutierte Probleme gestoßen. Es hilft auch schon, wenn ihr zu einzelnen eine gute Idee habt.

1.Platon verwendet ziemlich viele Wörter für das, was man übersetzt meist Ideen nennt. (eidos, idea, morphe, paradeigma) Sollen wir das jeweils mit einem anderen Wort übersetzen (Urbild, Idee, Wesen, Form usw.), um textnah zu bleiben oder wäre das eher verwirrend?
Und wenn nur einen Begriff, welcher ist am besten?

2.Einige waren der Ansicht, dass die Übersetzung von doxa mit "Meinung" den Unterschied zu episteme nicht deutlich genug macht und stattdessen "bloße Meinung" oder Ähnliches besser wäre.

3.Sollten wir aletheia mit Wahrheit übersetzen, oder eher -wie Heidegger vorschlägt- mit "Unverborgenheit"?

4.Wir haben noch keine befriedigende Lösung für mthexis gefunden. Teilhabe klingt so altertümelnd und Partizipation oder Teilname sind irreführend.

5.Ist Tugend wirklich die richtige Übersetzung für arete? Wir haben eine Stelle gefunden, wo der Sokrates Platons über die "Tugend" von Hunden und Pferden spricht. An einer anderen sogar über die "Tugend" eines jeden Geträts und Werkzeugs sowie jedes Lebewesens und jeder Handlung.

Vielen Dank im Vorraus!
Re: Platons Terminologie
διψαλέος schrieb am 19.07.2012 um 23:11 Uhr (Zitieren)
Da habt ihr euch ja was vorgenommen...

Meine Altgriechisch-Kenntnisse sind zu rudimentär,
um auf Deine Fragen eingehen zu können.

Ich verweise auf Βοηθός Ἑλληνικός,
dem Experten unter den Nutzern dieses Forums.
(Neben ein, zwei anderen,
ich will niemandes Licht unter den Scheffel stellen
;-) )

Vielleicht erbarmt er sich....
Re: Platons Terminologie
Φιλομαθής schrieb am 20.07.2012 um 00:56 Uhr (Zitieren)
Zu 1.: "Es gehört zu den Gesetzen des Platonischen Dialogs als Kunstwerk, jede handbuchmäßig pedantische Starrheit in der Verwendung von Termini technici möglichst zu vermeiden; gerade wichtige Dinge werden leichthin mit verschiedenen Worten bezeichnet, damit der Charakter des Gesprächs, das das Gegenteil eines professoralen Dozierens ist, gewahrt bleibt." (O. Gigon - Platon-Lexikon, S. 166) D. h. eine Eins-zu-eins-Übersetzung von griechischen in deutsche Wörter würde der Beweglichkeit platonischen Sprachgebrauchs entgegenarbeiten. Es gibt hier keine starre Terminologie wie bei neuzeitlichen Philosophen. Die Sache wird aus dem Zusammenhang deutlich.

Zu 2.: Ἐπιστήμη ist zunächst bewusst erworbenes Wissen. Δόξα ist das ungeprüft übernommene Scheinwissen, das (scheinbar) Selbstverständliche, das nicht befragt wird. Insofern kann "Meinung" stehenbleiben, denn mit ἐπιστήμη besteht keine Verwechslungsgefahr. Zur Verdeutlichung kann natürlich auch "landläufige Meinung", "Anschein" etc. dienen.

Zu 3.: Davon ist abzuraten, die Begriffsprägung würde als eindeutige Heidegger-Remineszenz aufgefasst werden (mit der Folge, dass Heideggers Philosophie als Hintergrund zu eurem deutschen Plato mitgedacht werden müsste), obwohl Nicolai Hartmann schon 1909 (Platos Logik des Seins, S. 239) schreibt: "Bei Plato hat ἀληθεία noch vielfach den ursprünglichen, wörtlichen Sinn, der einfache Negation des λανθάνειν ist: ἀ-ληθής - 'unverborgen'." Die etymologische Zusammengehörigkeit von ἀληθεία und λανθάνω gilt darüberhinaus als umstritten.

Zu 4.: Der Begriff scheint, wenn die Stellen, die Pape angibt (Parm. 132d und Soph. 256a), die einzigen aus klass. Zeit sind, eine Neubildung Platons zu sein. Eine deutsche Wortneuschöpfung mag daher angemessen sein. "Teilhabe" wäre die etymologisierende Übersetzung, noch wörtlicher vielleicht: "Teilhaftigwerden". Schleiermacher hat "Aufnahme" bzw. "Teilnahme".

Zu 5.: Von Tugend kann man höchstens in bezug auf Menschen sprechen. Naheliegend wäre, in Anlehnung an das verwandte ἄριστος, "Güte" oder "beste Qualität".
 
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