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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein Problem mit dem ewigen Leben (450 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 21.07.2012 um 11:52 Uhr (Zitieren)
Wenn man sich das ewige Leben als unendlich langes Leben vorstellt, dann müßten in diesem unendlich langen Leben unendlich viele Dinge sich ereignen, wofür wir einen unendlich großen Gedächtnisspeicher benötigen würden. Kann es das geben?
Oder das ewige Leben wäre eine Art Alzheimer-Dasein, und wir hätten ein endliches Gehirn von der Teflon-Art: Nichts Neues bleibt mehr hängen.

Vielleicht ist das aber auch der falsche Ansatz.
"Why do people think of eternity as a long, long thing?
It is a flash of light on a beetle's wing."
Re: Ein Problem mit dem ewigen Leben
Νησσάριον schrieb am 21.07.2012 um 12:01 Uhr (Zitieren)
Vielleicht wiederholen sich die Dinge im ewigen Leben irgendwann, weil es "nichts Neues mehr" zu tun gibt? So lange es schöne Dinge sind, macht einem das bestimmt auch nichts aus, oder? Und dann müsste man sich vielleicht auch irgendwann nichts Neues mehr merken...?

Ganz davon abgesehen, dass ich glaube, dass das ewige Leben außerhalb der engen Grenzen des heute für uns Vorstellbaren und Menschenmöglichen "stattfinden" wird. ;-)

Mein Trost bei dem ganzen Nicht-Wissen: Ich glaube an den Himmel und an Offenbarung 21,4. Momentan wäre mir das (irdische) Leben sonst wieder unerträglich.

Und Zeit ist ja auch relativ... ;)
Re: Ein Problem mit dem ewigen Leben
Γραικίσκος schrieb am 21.07.2012 um 12:14 Uhr (Zitieren)
So lange es schöne Dinge sind, macht einem das bestimmt auch nichts aus, oder?

Gibt es irgendein schönes Ding, das man unendlich oft (in unendlicher Zeit) tun möchte?
Solange die Zahl der schönen Dinge endlich ist, müßten wir in unendlicher Zeit nämlich jedes einzelne unendlich oft tun.

Ich glaube (!) eher daran, daß die schönen Dinge auch deshalb schön sind, weil sie selten sind und wir sie gerade nicht unendlich oft tun können.

Wenn man es nicht auffaßt wie Yeats in dem dem von mir zitierten Vers, habe ich die größten Probleme, mir ein unendliches Leben auch nur wünschenswert vorzustellen.

Daß demgegenüber auch das irdische Leben zuweilen (!) unerträglich erscheint, das macht den Unglauben schwierig. Aber es ist ja nicht gesagt, daß die Weltordnung uns zu Gefallen konstruiert ist.

Das Schöne jedenfalls, das Wunderbare, das liegt im Augenblick.
Re: Ein Problem mit dem ewigen Leben
Νησσάριον schrieb am 21.07.2012 um 12:28 Uhr (Zitieren)
Ich hab auch keine wirkliche Vorstellung davon, wie man sich die Ewigkeit auch nur ansatzweise vorstellen soll. Das waren nur so meine Spinnereien, weil mich das Thema aus persönlichen Gründen gerade beschäftigt.

Das Zitat ist schön und bestimmt auch wahr... Ach, wer weiß...

Wie auch immer das alles vielleicht ist oder nicht ist. Mir gibt jedenfalls der Gedanke, meinen Vater, den ich jetzt verloren habe, vielleicht(!) irgendwann "wiedersehen" zu können, neue Hoffnung und Kraft.
Re: Ein Problem mit dem ewigen Leben
Γραικίσκος schrieb am 21.07.2012 um 12:32 Uhr (Zitieren)
Du hast Deinen Vater verloren? Du Arme!
Aber er hat eine gute Tochter hinterlassen, und viel mehr kann ein Vater auf Erden nicht erreichen.
Re: Ein Problem mit dem ewigen Leben
Νησσάριον schrieb am 21.07.2012 um 12:36 Uhr (Zitieren)
Ja, gestern...

Ich danke Dir für Deine lieben Worte!
Re: Ein Problem mit dem ewigen Leben
Γραικίσκος schrieb am 21.07.2012 um 12:47 Uhr (Zitieren)
Liebt man denn einen Vater? Geht man nicht,
wie du von mir gingst, Härte im Gesicht,
von seinen hülflos leeren Händen fort?
Legt man nicht leise sein verwelktes Wort
in alte Bücher, die man selten liest?

Fließt man nicht wie von einer Wasserscheide
von seinem Herzen ab zu Lust und Leide?
Ist uns der Vater denn nicht das, was war;
vergangne Jahre, welche fremd gedacht,
veraltete Gebärde, tote Tracht,
verblühte Hände und verblichnes Haar?
Und war er selbst für seine Zeit ein Held,
er ist das Blatt, das, wenn wir wachsen, fällt.

Und seine Sorgfalt ist uns wie ein Alb,
und seine Stimme ist uns wie ein Stein, -
wir möchten seiner Rede hörig sein,
aber wir hören seine Worte halb.
Das große Drama zwischen ihm und uns
lärmt viel zu laut, einander zu verstehn,
wir sehen nur die Formen seines Munds,
aus denen Silben fallen, die vergehn.
So sind wir noch viel ferner ihm als fern,
wenn auch die Liebe uns noch weit verwebt,
erst wenn er sterben muß auf diesem Stern,
sehn wir, daß er auf diesem Stern gelebt.

Das ist der Vater uns. Und ich - ich soll
dich Vater nennen?
Das hieße tausendmal mich von dir trennen.
Du bist mein Sohn. Ich werde dich erkennen,
wie man sein einzigliebes Kind erkennt, auch dann,
wenn es ein Mann geworden ist, ein alter Mann.

(R. M. Rilke: Gedichte an Gott)
Re: Ein Problem mit dem ewigen Leben
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 21.07.2012 um 12:59 Uhr (Zitieren)
Mir gibt jedenfalls der Gedanke, meinen Vater, den ich jetzt verloren habe.


Mein Beileid, Νησσάριον...
Eine gute Freundin von mir (war meine Ex-Freundin vor meiner jetzigen Frau) hat im Juli ihren Drillingsbruder verloren. Er hatte einen Autounfall, war auf Intensiv, wurde auf Normalstation verlegt und starb dort plötzlich in der Nacht. Wir hatten viele Gespräche.....
Re: Ein Problem mit dem ewigen Leben
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 21.07.2012 um 15:19 Uhr (Zitieren)
Meine aufrichtige Teilnahme, Νησσάριον.

Ich wünsche Dir viel Kraft für all die kommenden, oft schweren Stunden, in denen man sich nur noch zurückerinnern kann, und doch so gern im Blick, Gespräch, im Arm seines Vaters wäre. Und doch wird man sich im Erinnern dessen bewußt, daß und wie Köstliches man hat erleben und erfahren dürfen.

Bevor er in die blaue Flut gesunken,
Träumt noch der Schwan und singet todestrunken;
Die sommermüde Erde im Verblühen
Lässt all ihr Feuer in den Trauben glühen;
Die Sonne, Funken sprühend, im Versinken,
Gibt noch einmal der Erde Glut zu trinken,
Bis, Stern auf Stern, die Trunkne zu umfangen,
Die wunderbare Nacht ist aufgegangen.

Joseph von Eichendorff

Und, vielleicht nicht ganz unpassend auch zum Thema das Fadens: 1. Joh. 3, 2
Re: Ein Problem mit dem ewigen Leben
Νησσάριον schrieb am 21.07.2012 um 16:50 Uhr (Zitieren)
Ich danke Euch allen!

Mit den großen Dichtern kann ich natürlich nicht mithalten... aber trotzdem...







your bag is still there
in the hall
next to the door
ready to be picked up any moment

your clothes are still there
your shirt and pants
behind the door
next to my purple skirt

that wooden cat figurine you gave me
the metal cross
on my bookshelf
a piece of paper with your handwriting

all of a sudden every detail is precious
every small reminder of you

and I wish I could turn back time
by just a few weeks
relive our last conversation
which I don't even remember anymore
I guess it was just everyday stuff
nothing of importance

but I just want to hear your voice again
not the recordings of the radio shows you did every week
but the real you
the way you would sometimes tease me

and that radio feature you wanted to with Nati
the concerts you were going to visit
the trip you wanted to go on for your 50th birthday
... later this year

and then, later becomes never
and never means for eternity
and that's such an incredibly long time
Re: Ein Problem mit dem ewigen Leben
Γραικίσκος schrieb am 21.07.2012 um 16:57 Uhr (Zitieren)
Das ist sehr schön! Hast Du das heute geschrieben?
Dein Vater kann stolz sein auf Dich. Jeder Vater könnte stolz sein auf Dich. Aber nur einer ist und wird für immer bleiben: Dein Vater!
Re: Ein Problem mit dem ewigen Leben
Νησσάριον schrieb am 22.07.2012 um 05:25 Uhr (Zitieren)
Ja... das ist das, wozu mir auf Deutsch die Worte fehlen...
 
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