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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Belagerung von Rhodos (428 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 26.07.2012 um 14:11 Uhr (Zitieren)
Nach dem Tode Alexanders des Großen kämpfen seine Generäle (Seleukos, Antigonos, Ptolemaios, Kassandros und Lysimachos) um die Macht: die Diadochenkämpfe. Einer von ihnen, Antigonos Monophtalmos, wird unterstützt von seinem Sohn Demetrios Poliorketes. Dieser belagert 305/04 v.u.Z. die reiche Hafenstadt Rhodos, die mit einem anderen Diadochen, Ptolemaios I., der Ägypten unter seiner Kontrolle hatte, verbündet war.
[...] Der rhodische Staat war, durch seine überaus glückliche geographische Lage begünstigt, schon während Alexanders Lebzeiten und mehr noch während der Diadochenkämpfe ungemein emporgeblüht. Fast aller Handel zwischen Europa und Asien konzentrierte sich auf diese Insel; die Rhodier waren ausgezeichnete Seeleute, als zuverlässig und gewandt geachtet [...]. Schon immer war der Verkehr mit dem getreidereichen Ägypten für Rhodos von besonderem Wert gewesen; noch wichtiger mußte es ihnen durch die Waren Arabiens und Indiens werden, denen, seit Seleukos und Antigonos widereinander im Kriege waren, der Weg nach der syrischen Küste nicht mehr offen stand; sie kamen ihnen fortan über Alexandrien zum weiteren Vertrieb nach Griechenland und dem Westen, und der Zoll aus dem ägyptischen Handel wurde die reichste Einnahme des Staates.
Antigonos hatte, als er den Bruch mit dem Lagiden suchte und voraussah, die Rhodier aufgefordert, sich mit ihm zum Kampf gegen Ägypten zu vereinigen; daß sie ihm geantwortet, sie wünschten neutral zu bleiben, vergaß er ihnen nicht. [...]
Es wurde ein Stratege mit einem Eskader ausgesandt, den Rhodiern allen weiteren Verkehr mit Ägypten zu untersagen, ihre nach Alexandrien bestimmten Schiffe aufzubringen und sich der Ladung zu bemächtigen. Die Rhodier brauchten Gewalt gegen Gewalt; sie beschwerten sich nachdrücklich, daß mit ihnen ohne alle Veranlassung Feindseligkeiten begonnen seien. Ihnen wurde geantwortet, daß, wenn sie nicht sofort sich fügten, mit aller Macht gegen sie verfahren werden würde [...]; zu gleicher Zeit ging Demetrios mit seiner gesamten Seemacht, den mächtigsten Maschinen, bedeutenden Truppen in See, den gedrohten Angriff ins Werk zu setzen; bald waren 200 Kriegsschiffe von aller Größe, mehr als 170 Transportschiffe, an 1000 Piraten- und Kauffahrteischiffe und andere leichte Fahrzeuge in dem Kanal, der Rhodos vom festen Lande trennt, versammelt; das Meer war bedeckt von Fahrzeugen, die dem Hafen von Loryma, auf dem Festlande der Insel gegenüber, zusegelten. Wohl mochte den Rhodiern der Mut sinken; sie erklärten sich bereit, sich in Demetrios’ Willen zu fügen, ja ihm selbst mit ihrer gesamten Macht im Kriege gegen Ptolemaios Beistand zu leisten. Als aber Demetrios forderte, daß ihm dessen zum Zeugnis hundert der vornehmsten Bürger als Geiseln gegeben und seiner Flotte die Häfen der Stadt geöffnet werden sollten, meinten sie, daß es auf ihre gänzliche Unterwerfung abgesehen, daß es besser sei, sich aufs äußerste zu wehren und die Freiheit bis in den Tod zu verteidigen, als sich so schmachvollen Bedingungen zu fügen. Sie entschlossen sich, Widerstand zu leisten; mit der größten Hingebung und Entschlossenheit bereiteten sie sich zum Kampf gegen die Übermacht des Demetrios.
Die Stadt Rhodos lag auf der Nordostecke der gleichnamigen Insel; sie war in Form eines halben Ovals gebaut, dessen Spitze durch den Felsen der Akropolis gebildet wurde, welcher die Stadt beherrscht. [...]
Schon kam Demetrios mit seinen Geschwadern von Loryma in voller Schlachtordnung herangesegelt; so ungeheuer war seine Ausrüstung, daß die rhodische Macht von derselben erdrückt werden zu müssen schien; voran segelten 200 Kriegsschiffe von namhafter Größe, jedes auf dem Vordeck mit leichtem Geschütz versehen; dann folgten 170 Transportschiffe, von Ruderbooten bugsiert, mit nicht weniger als 40000 Mann Besatzung, eine nicht geringe Zahl Reiter mit eingerechnet; zuletzt die Kaperschiffe, die Vorrats- und Packschiffe; in ununterbrochenem Zuge bedeckte die anfahrende Armada bald den ganzen, zwei Meilen breiten Sund. In der Stadt gaben die Tagwachen von den Türmen Meldung, daß sie nahe; sofort war alles in Bewegung, die Männer eilten bewaffnet auf die Zinnen der Mauer, die Weiber und Greise stiegen auf die Dächer der Häuser, mit der Neugier der Furcht hinauszuschauen, wie die Schiffe mit ihren metallenen Zieraten und bunten Segeln, die Waffen der Kriegsleute im hellen Sonnenlicht glänzend, heransteuerten.
Indes landete Demetrios mit seiner Flotte im Süden der Stadt, schiffte dort seine Truppen aus, ließ sie bis über Wurfweite von der Mauer vorrücken und ein Lager aufschlagen; dann sandte er Kaperschiffe zur See und leichtes Volk zu Lande aus, die Küsten und das Innere der Insel zu verwüsten. Um zur Befestigung des Lagers Holz und Steine zu erhalten, wurden die Gehölze, die Gärten und Gehöfte in der Nähe der Stadt verwüstet, mit dem so gewonnenen Material der dreifache Graben, mit dem man das Lager umzog, mit Palisaden und Verhauen versehen; während der nächsten Tage war das ganze Schiffsvolk und die Truppen beschäftigt, das Erdreich zwischen der Stadt und dem Landungsplatz zu ebnen und die Bucht, in der sie gelandet, zum Hafen zu machen.
Noch einmal gingen Gesandte der Rhodier an Demetrios, um Schonung ihrer Stadt zu bitten; da sie zurückgewiesen wurden, sandten sie an Ptolemaios, Kassandros, Lysimachos schleunigst Boten, der Stadt, die um ihretwillen in größter Gefahr sei, Beistand zu senden. [...]
Indes begann Demetrios die Belagerungsarbeiten; ihm ging der Ruf voraus, daß keine Festung, so stark sie auch sei, ihm widerstehen könne; unerschöpflich in immer neuen Erfindungen, riesenhaft in Entwürfen, die, so unausführbar sie erschienen, ebenso schnell, sicher und ihrem Zweck entsprechend ins Werk gesetzt wurden, mit Werkmeistern und Architekten, mit Werkzeug und Material auf das reichlichste versehen, begann er eine Reihe von Belagerungsarbeiten, welche während des Altertums Muster der Kriegsbaukunst geblieben sind. Seine Absicht war, sich zunächst des Hafens von Rhodos zu bemächtigen, teils um die Verbindung der Stadt mit dem Meere zu sperren, teils weil die mächtigen Mauern von der Hafenseite her am leichtesten zu erstürmen schienen. Zuerst wurden zwei Schirmdächer, jedes von zwei gekoppelten Prahmen getragen, das eine gegen den horizontalen Wurf der Katapulte, das andere gegen den Bogenwurf der Schleudermaschinen errichtet; ingleichen zwei vierstöckige Türme, die höher waren als die der Hafenmauer, ebenfalls auf zwei Prahmen, die aneinandergekettet und so wohlgebaut waren, daß sie die hohen Gebäude mit vollem Gleichgewicht trugen; ein schwimmendes Pfahlwerk mit vier Fuß langen Palisaden sollte in einiger Entfernung vor den Maschinen treibend dazu dienen, die Boote, die sie heranbugsierten, vor dem Angriff der Feinde zu schützen. Als diese Arbeiten fast vollendet waren, wurde eine große Zahl Seeboote versammelt, mit Verdecken geschützt, die Seiten mit Luken verwahrt, leichte Katapulte bis zu tausend Schritt Wurfweite mit ihrer Mannschaft und kretische Bogenschützen auf dieselben gebracht und nun gegen die Molen herangefahren. Die Katapulte begannen gegen die Rhodier, die die Hafenmauer höher zu bauen beschäftigt waren, mit bestem Erfolg zu arbeiten; es war Gefahr, daß der Hafen in Demetrios’ Hände fiel; schleunigst brachten die Rhodier zwei Maschinen auf den Hafendamm und postierten drei andere auf Lastschiffen nebst vielen Katapulten und Wurfgeschützen im Eingang des kleinen Hafens, um jeder Möglichkeit der Landung auf den Molen oder des Eindringens in den Hafen zu begegnen; zugleich wurden auf verschiedenen Schiffen im Hafen Geschützstände eingerichtet, um auch von ihnen aus schleudern und schießen zu können. So arbeiteten die Geschütze hier und dort aus der Ferne gegeneinander; heftiger Wellenschlag hinderte Demetrios, mit den großen Maschinen auszulaufen; als endlich stille See wurde, landete er über Nacht unbemerkt an der Spitze des äußeren Hafendammes, warf dort schnell eine Schanze auf, die mit Felsstücken und Holzwerk möglichst gedeckt wurde, und gab ihr 400 Mann Besatzung nebst einem großen Vorrat an Geschossen aller Art; er hatte damit 250 Schritt von der Mauer entfernt einen festen Punkt, der ihm zugleich die Einfahrt in den Hafen möglich machte. Mit dem nächsten Morgen fuhren die großen Maschinen, mit dem schwimmenden Bollwerk umgeben, unter dem Schmettern der Trompeten ungehindert in den Hafen, die Seeboote vorauf, die mit ihren leichten Katapulten die auf der Hafenmauer Arbeitenden arg mitnahmen, während die großen Wurfgeschütze der Türme auf die feindlichen Maschinen und die Mauer, die den Hafendamm schloß und niedrig und schwach war, mit bestem Erfolge gerichtet wurden. Die Rhodier arbeiteten mit nicht geringerer Anstrengung dagegen; der Tag verging unter dem heftigsten Schleudern herüber und hinüber, mit Einbruch der Nacht endlich ließ Demetrios seine Maschinen außer Schußweite zurückbugsieren. Die Rhodier aber folgten mit vielen Booten, die als Brander eingerichtet waren, und zündeten sie an, sobald sie den Maschinen nahe genug zu sein glaubten; aber das schwimmende Pfahlwerk deckte diese, ein Hagel von Geschossen zwang zum Rückzug; das Feuer griff um sich, die meisten Boote verbrannten, wenige kamen in den kleinen Hafen unversehrt zurück; die Mannschaft hatte Mühe, sich schwimmend zu retten.
In den nächsten Tagen setzte Demetrios seine Angriffe fort; er ließ zugleich, um die Belagerten desto mehr in Atem zu halten, von der Landseite her stürmen. Endlich, am dreizehnten Tage, gelang es, mit Wurfmaschinen von größter Mächtigkeit – sie warfen Steine von einem halben Zentner -, die gegen die Mauer am Hafen gerichtet wurden, die Türme und die dazwischenliegende Mauer zu brechen; schleunigst landeten einige Boote mit Truppen, die Bresche zu stürmen. Hier entspann sich ein furchtbarer Kampf; von allen Seiten stürzten die Rhodier herbei, die Bresche zu verteidigen; ihrer augenblicklichen Übermacht gelingt es, die Stürmenden teils zu töten, teils hinabzustürzen, die Menge Felsstücke, die vor der Mauer hin aufgerollt sind, verdoppeln den Feinden die Arbeit und die Gefahr; die Belagerten, sobald sie die Bresche wiedergewonnen, verfolgen zum Strand hinab, nehmen die Landungsboote, reißen die Zierate ab, verbrennen die Gefäße. Während sie hiermit beschäftigt sind, rudern von allen seiten neue Boote der Belagerer an das Hafenbollwerk, landen neue, zahlreichere Truppen; kaum haben sie Zeit, sich zurückzuziehen. Rasch folgen jene; mit Sturmleitern geht es gegen die Bresche, gegen die Mauern. Lange, mit größter Anstrengung wird von beiden Seiten gekämpft; in allen Vorteilen der Verteidigung, zwingen die Rhodier endlich die Belagerer, mit Verlust vieler Toten, selbst unter den höheren Offizieren, sich zurückzuziehen. Der erste furchtbare Sturm ist abgeschlagen; Demetrios’ Schiffe und Maschinen, durch die Geschosse der Feinde hart mitgenommen, bedürfen der Ausbesserung, sie werden in den neuen Südhafen zurückgebracht. Die Rhodier weihen den Göttern die Schiffsbeute, stellen die beschädigten Mauern wieder her.
Nach sieben Tagen sind Demetrios’ Schiffe und Maschinen zu neuem Angriff fertig; von neuem gilt es dem Hafen. Bis auf Schußweite segelt Demetrios innerhalb des größeren Hafens auf den kleineren zu, in dem die rhodischen Schiffe liegen; er schleudert Feuerbrände auf diese Schiffe, während die Wurfmaschinen gegen die Mauern spielen, die Katapulte Türme, Zinnen und Hafenbollwerk von Verteidigern säubern; das alles geschieht schnell, mit voller Anstrengung, mit furchtbarer Wirkung. In kurzem steht ein Teil der rhodischen Schiffe in Flammen, die Schiffsherren eilen zu löschen, schon nahen die feindlichen Maschinen zum Sturm auf den inneren Hafen; da verkünden die Prytanen : der Hafen sei in höchster Gefahr, wer sein Leben daran setzen wolle, die Stadt durch ein verzweifeltes Wagnis zu retten, der möge sich freiwillig melden. Wetteifernd stellen sich viele der Besten; drei starke Schiffe werden von ihnen besetzt, sie sollen einen Ausfall wagen, die feindlichen Maschinenschiffe in den Grund zu bohren. Unter einem Hagel von Geschossen rudern sie mit solcher Gewalt, daß sie die Ketten des schwimmenden Pfahlwerks sprengen; dann eiligst, wiederholt, unter höchster Gefahr, treiben sie die Eisenschnäbel in den Bauch der Fahrzeuge, welche die Maschinen tragen; bald sind diese leck, beginnen zu sinken; zwei Maschinen stürzen in die Tiefe, die dritte wird zurückbugsiert. Durch den Erfolg kühner gemacht, folgen die Rhodier, unvorsichtig, zu weit; von einer Menge großer Schiffe umringt, unterliegen sie dem übermächtigen Ansturz der feindlichen Schiffe, die das führende Fahrzeug zu Wrack arbeiten; verwundet fällt der Nauarch Exekestos und mehrere andere mit dem Wrack in Feindeshand; die beiden anderen Schiffe retten sich. Der zweite schwere Angriff ist glücklich abgeschlagen; die Rhodier haben für einige Zeit Ruhe, ihre Werke, Schiffe, Maschinen auszubessern.
Demetrios rüstet sich zu einem dritten Angriff; er läßt an der Stelle der gesunkenen Maschinen eine neue, um das Dreifache größere bauen; wie sie in See gebracht ist, nach dem großen Hafen geführt zu werden, erhebt sich ein Sturm; die Fahrzeuge, die sie tragen, schöpfen Wasser, versinken. Diese günstige Zeit, während Demetrios’ Schiffe genug zu tun haben, sich vor dem Sturm zu bergen, benutzen die Rhodier, machen aus ihren Toren einen Ausfall gegen die Schanze auf der Mole; hier beginnt ein mächtiger Kampf, Demetrios vermag den Seinigen nicht zu Hilfe zu kommen, endlich müssen sie sich, fast noch 400 Mann, ergeben. So verliert Demetrios die mühsam erkämpfte Position auf dem Hafendamm, damit die Einfahrt in den größeren Hafen, die Aussicht, von der Hafenseite der Stadt beizukommen. Eben jetzt kommen den Rhodiern Verstärkungen, 150 Mann aus Knossos , über 500 Mann von Ptolemaios, unter diesen mehrere Rhodier, die im ägyptischen Heere gedient hatten.
Mehr als der Verlust der Schanze und die große Gefahr, mit der das Stürmen von der Wasserseite her verbunden war, mochte die beginnende winterliche Jahreszeit Demetrios dazu bestimmen, seine Angriffe vom Meer her einzustellen; es galt, die Belagerung zu Lande fortzusetzen. Noch furchtbarer und riesenhafter waren die Arbeiten, die er jetzt vollbrachte; er hatte fast 30000 Werkleute und Aufseher über die Arbeit zusammengebracht; „weil daher alles, was begonnen ward, schneller als man denken konnte, vollendet war, so war Demetrios den Rhodiern äußerst furchtbar; nicht bloß die Größe der Maschinen und die Menge der zusammengebrachten Werkleute, sondern ganz besonders des jungen Königs unternehmender Geist und seine Geschicklichkeit in den Künsten der Belagerung schreckte sie; denn er war selbst in der Erfindung neuer Werke ausgezeichnet und machte zu dem, was von seinen Kriegsbaumeistern angegeben wurde, vielfache Verbesserungen und neue Erfindungen“ . Zu der weiteren Belagerung der Stadt war es besonders eine neue Helepolis , die der vor Salamis gebrauchten ähnlich, nur in noch größeren Dimensionen erbaut wurde. Auf einer vierseitigen Basis von je 50 Ellen erhob sich dies turmartige Gebäude von fast 100 Ellen Höhe, auf drei Seiten war es, um gegen Feuer geschützt zu sein, mit starkem Eisenblech überzogen, die Front mit Öffnungen für die verschiedenen Arten Geschütze versehen, welche von ledernen, mit Wolle ausgefütterten Vorhängen zum Auffangen der Geschosse verdeckt waren; die neun Geschosse des Turmes waren mit zwei breiten Treppen verbunden, deren die eine hinauf-, die andere hinabführte; das ganze Gebäude ruhte auf acht Rädern, deren Speichen von zwei Ellen Dicke und stark mit Eisen beschlagen waren; es war so eingerichtet, daß es nach jeder Richtung bewegt werden konnte; 3400 starke Leute wurden ausgesucht, die Maschine, teils in ihr, teils hinter ihr aufgestellt, in Bewegung zu setzen. Außer der Helepolis wurden bedeckte Gänge, Schildkrötendächer, die einen zur Anbringung der Sturmböcke, die anderen zum Schutz der Erdarbeiten, errichtet; durch das Schiffsvolk wurde das Terrain für diese Maschinen in der Breite von 1200 Schritten geebnet, so daß sich der eigentliche Angriff gegen sieben Mauertürme und die dazwischenliegenden Mauern richten konnte.
Mit Entsetzen sahen die Rhodier diese Riesenbauten emporsteigen. Sie begannen auf den Fall, daß so ungeheuren Werken ihre Mauer erliegen würde, den Bau einer zweiten hinter der ersten; das Theater, die nächstliegenden Häuser, selbst einige Tempel wurden eingerissen, um die nötigen Werkstücke zu liefern. [...] als in der Ekklesie der Antrag gemacht wurde, die Statuen des Antigonos und Demetrios umzustürzen, verwarfen sie ihn; sie wußten wohl, daß sie auch nach überstandener Belagerung sich mit dem Feinde würden verhalten müssen, und bei einem unglücklichen Ausgang war es doppelt nötig, die Könige nicht mit nutzlosen Beleidigungen erbittert zu haben.
Mit dem beginnenden Frühjahr nahten sich die Belagerungsarbeiten des Demetrios ihrer Vollendung; während die Rhodier ihn mit dem, was sie sahen, beschäftigt glaubten, hatte er einen Minengang graben lassen, der bereits bis unter die Mauer vorgerückt war; ein Überläufer verriet es den Rhodiern. Sie bauten neben dem Teil der Mauer, welchen die feindliche Mine zu stürzen bestimmt war, einen tiefen Graben und von dort einen Minengang, dem der Belagernden entgegen; die Minen begegneten einander, man machte halt und beobachtete sich gegenseitig mit starken Posten. Die Belagernden versuchten den Kommandierenden des feindlichen Postens, Athenagoras von Milet (unter seinem Befehl waren die ägyptischen Hilfstruppen gekommen), durch bedeutende Geldsummen zum Verrat zu gewinnen; er erklärte sich bereit; Tag und Stunde wurde verabredet, wann Demetrios einen seiner Generale in den Gang senden, Athenagoras ihn nachts in die Stadt führen und ihm den Platz zeigen sollte, wo er einen Haufen Soldaten versteckt aufstellen könne. Erfreut, mit so leichter Mühe zum Eindringen in die Stadt zu kommen, sandte Demetrios zur verabredeten Stunde den Makedonen Alexandros, einen der Freunde, in die Mine; wie er hinausstieg, ward er von den Rhodiern, denen Athenagoras seine Verabredungen angezeigt hatte, ergriffen und in Haft geführt; Athenagoras aber wurde gekränzt und erhielt fünf Talente zum Geschenk. Die Rhodier waren nach diesem mißglückten Trugstück des Feindes von doppeltem Mut für die weiteren Gefahren, die sich furchtbarer, als sie ahnten, über sie entladen sollten.
Der Bau der großen Maschinen und die Ebnung des Terrains war beendet; in der Mitte des geebneten Feldes erhob sich der Turm der Helepolis, zu ihren beiden Seiten je vier Schildkrötendächer, an die sich ebenso viele bedeckte Gänge, die die Verbindung zwischen den Maschinen und dem Lager sicherten, anschlossen; ferner waren zwei ungeheure Sturmböcke errichtet, von 125 Ellen Länge, mit Eisen beschlagen, gleich Schiffsschnäbeln gestaltet, für jeden tausend Menschen, ihn zu schwingen, die Gebäude selbst auf Rädern ruhend und verhältnismäßig leicht zu bewegen. Die Maschinen standen fertig, die Helepolis war mit Katapulten und Wurfgeschützen in allen Stockwerken besetzt, Tausende an den Tauen, die Riesengebäude zu bewegen; zu gleicher Zeit gingen die Schiffe in See, den Hafen anzugreifen, Kriegsscharen umzingelten die Stadt, um zu stürmen, wo nur irgend zugängliches Terrain war. Auf ein Zeichen schmetterten von der See, von den Maschinen, von jenseits der Stadt her die Trompeten, und die Truppen erhoben das Kriegsgeschrei. Ohne Wanken rückten die Maschinen gegen die Mauern, sie begannen ihre furchtbare Arbeit, von allen Seiten zugleich wurde gestürmt; schon brachen unter den Sturmböcken Mauerstücke herab. Da erschienen Gesandte der Knidier bei Demetrios, sie beschworen ihn, Einhalt zu tun, sie übernähmen es, die Rhodier zu überreden, daß sie sich den Befehlen des Königs nach Möglichkeit fügten. Demetrios befahl, überall mit Stürmen innezuhalten; die Gesandten eilten hin und wider, eine Übereinkunft zu vermitteln; man einigte sich nicht. Sofort begann der Sturm, die Arbeit der Wurfgeschosse, der Sturmböcke von neuem, endlich stürzte der stärkste der Türme, der aus mächtigen Quaderstücken erbaut war, es stürzte die nächstliegende Mauer, es lag eine mächtige Bresche, - aber hinter ihr stand schon die neue Mauer, durch den vorliegenden Schutt der Bresche unangreifbar. Demetrios mußte sich den weiteren Sturm versagen.
In diesen Tagen zeigte sich eine ägyptische Flotte von Frachtschiffen, bestimmt, Getreidevorräte nach Rhodos zu bringen; sie steuerte geraden Laufes auf den Hafen zu. Eiligst sandte Demetrios Kriegsschiffe gegen sie, sie suchten ihr den Wind abzugewinnen, aber die Ägypter kamen voraus und fuhren mit vollen Segeln in den Hafen ein. Ähnliche große Getreidesendungen kamen von Lysimachos und Kassandros, auch ihnen gelang es, den Hafen zu gewinnen; und die Rhodier, denen bereits die Vorräte zu mangeln begonnen hatten, waren nun wieder auf lange Zeit geborgen, wenn es ihnen nur gelang, sich der Maschinen des Gegners zu erwehren. Sie beschlossen, einen Angriff mit der Gewalt der Flammen gegen sie zu wagen; sie bereiteten eine Menge Feuerpfeile, sie brachten eine große Zahl Katapulte und Wurfgeschütze auf die Zinnen. Es war eine mondlose und finstere Nacht, im Lager war tiefe Ruhe, bei den Maschinen standen Wachposten, nichts ahnend; plötzlich, um die zweite Nachtwache, begann ein heftiges Schleudern der Wurfgeschütze, die Feuerpfeile dazwischen, die das Feld und die Maschinen beleuchteten. Schnell wurde alarmiert; die Wachttruppen eilten herbei, zu retten; schon stürzten Blechstücke von dem Turm und den Dächern, immer dichter fielen Feuerpfeile; Stein und Geschoß wirkten um so furchtbarer, da man ihr Heranfliegen nicht sehen konnte; es war nicht möglich, standzuhalten; Feuerpfeile hafteten in dem schon entblößten Holzwerk, die Flammen begannen emporzulecken; es war Gefahr, daß der Turm, die Maschinen zugrunde gingen. Demetrios eilte mit Truppen herbei, mit größter Anstrengung wurde gegen das Feuer gearbeitet; mit dem Wasser, das in den Gebäuden vorrätig war, gelang es, der Flamme Einhalt zu tun, während neue Feuerpfeile die Gefahr stets erneuten, die Arbeit erschwerten; die Lärmtrompete rief die zum Ziehen der Maschinen bestimmte Mannschaft auf ihren Posten; mit dem Morgen waren sie außer Wurfweite, sie waren gerettet. Demetrios ließ, um sich von den Kriegsmitteln der Belagerten in Kenntnis zu setzen, die verschossenen Pfeile zählen; man fand deren 1500 Katapult- und 800 Feuerpfeile, andere Geschosse ungerechnet; in der Tat Ungeheures für eine Stadt.
Während er die zurückgezogenen Maschinen ausbessern, die in jener Nacht Gefallenen bestatten ließ, errichteten die Rhodier, die sehr wohl sahen, daß der Sturm bald erneut werden würde, eine dritte Mauer, gruben auch vor der Bresche einen tiefen Graben, damit den Belagerern hier zu stürmen möglichst erschwert werde. Zu gleicher Zeit sandten sie ihre tüchtigsten Segler unter Amyntas nach der gegenüberliegenden Küste von Asien; drei Kaperschiffe des Demetrios, die besten seiner Flotte, wurden genommen; auch mehrere Kornschiffe, die für das feindliche Lager bestimmt waren, andere Kaperschiffe unter dem Archipiraten Timokles brachten sie auf und führten sie über Nacht, an den feindlichen Wachtschiffen glücklich vorübersteuernd, in den Hafen. Indes waren Demetrios’ Maschinen wiederhergestellt und von neuem gegen die Mauer geschoben; es wurde ein neuer Sturm versucht; die Geschütze säuberten die Zinnen von Verteidigern, dann arbeiteten die Sturmböcke gegen die Mauern, in kurzem stürzte die Mauer zu beiden Seiten eines Turmes; dieser allein hielt sich, wurde mit höchster Anstrengung verteidigt, so daß der Sturm für jetzt aufgegeben werden mußte. Die Rhodier hatten bedeutende Verluste gehabt; nicht allein ihr Stratege Ameinias war gefallen, sondern auch viele ihrer Bewaffneten, deren Zahl den immer neuen und größeren Anstrengungen des jungen Königs kaum noch die Werke gehörig zu besetzen hinreichte. Doppelt erwünscht kann es ihnen daher, daß Ptolemaios außer einen neuen Masse von Lebensmitteln und Vorräten aller Art ein Hilfskorps von 1500 Mann unter Führung des Makedonen Antigonos sandte. Durch die Gesandten der hellenischen Städte, deren sich mehr als fünfzig im königlichen Lager befanden, wurde ein neuer Versuch zur Vermittlung des Friedens gemacht; es wurde vielfach mit den Rhodiern, mit Demetrios unterhandelt, die Bemühungen mißlangen.
Nun beschloß Demetrios einen neuen und, wie er hoffte, entscheidenden Angriff, zu dem ihm die Bresche des letzten Sturmes den Weg öffnen sollte; 1500 Mann der stärksten und bewährtesten Schwer- und Leichtbewaffneten wurden ausgewählt und angewiesen, unter Befehl des Mantias und des riesigen Alkimos von Epeiros um die zweite Nachtwache sich möglichst still der Mauerbresche zu nahen, die Posten zu erschlagen, sich in die Stadt zu werfen; zu gleicher Zeit wurden alle übrigen Truppen auf die Angriffspunkte verteilt mit dem Befehl, zum Sturm bereit zu sein; auch die Flotte legte sich bereit, gegen den Hafen zu manövrieren. Es war tief in der Nacht, die 1500 an den Bresche überfielen die Posten im Graben, erschlugen sie, waren in Augenblicken in der Bresche, über sie hin in der Stadt; sie zogen sich seitwärts hinauf nach dem Theater, das ihnen, hoch wie es lag und mit bedeutender Ummauerung, als Schanze dienen sollte. Schon war ihr Eindringen bemerkt; im ersten Schrecken wäre fast geschehen, was Demetrios gewünscht haben mag, daß von den Mauern und den Häfen her die Besatzungen gegen das Theater zusammenströmten, um die Eingedrungenen zu vernichten; dann hätte er beim Sturm die Werke unbesetzt gefunden, sie leicht erstürmt. Aber gerade das fürchteten und mieden die Rhodier; es wurde befohlen, keiner auf den Türmen und Mauern oder im Hafen sollte seinen Posten verlassen, sondern ihn auf Leben und Tod verteidigen; nur eine Schar Auserwählter, sowie die kürzlich angekommenen Ägypter wurden gegen die Eingedrungenen kommandiert. Mit dem Morgengrauen ertönten draußen von allen Seiten her die Heertrompeten und das Kriegsgeschrei; gegen den Hafen, gegen die Türme und Mauern wurde gestürmt; mit stolzem Mut begannen die Tapferen vom Theater aus ihre Angriffe; mit Mühe, mit großem Verlust – auch der rhodische Prytan fiel – erwehrten sich die gegen sie Kommandierten ihres Vordringens; in der Stadt war die höchste Angst, Weiber und Kinder rannten jammernd und händeringend durch die Straßen, man glaubte alles verloren, die Stadt schon überwältigt. Indes mehrte sich die Schar der gegen das Theater kämpfenden Rhodier; wer nur konnte, drängte sich mit zum Kampf; es galt Freiheit und Leben. Ohne die feste und ruhige Haltung in den Maßregeln der Behörde wäre alles verloren gewesen; aber niemand verließ seinen Posten, auf keinem Punkte gewannen die draußen Stürmenden den geringsten Vorteil, während die im Theater, mehr und mehr gedrängt, vom Kampf endlich ermüdet, kaum sich zu verteidigen vermochten; Alkimos fiel, Mantias, viele der Tapferen wurden gefangen, der geringste Teil schlug sich durch und rettete sich zum König ins Lager. Auch dieser Sturm war mißlungen, und doch war die Stadt schon so gut wie gewonnen gewesen. [...]
Demetrios [...] rüstete sich zu neuen Angriffen, da kam der Befehl seines Vaters: wenn er es mit annehmbaren Bedingungen könne, mit den Rhodiern Frieden zu schließen; die Lage der Dinge in Griechenland fordere seine Gegenwart. [...] So kam durch Vermittlung der aitolischen Gesandten der Friede unter folgenden Bedingungen zustande: die Rhodier sollten frei und selbständig sein, keine Besatzung erhalten, ihre Einkünfte behalten, Bundesgenossen der Könige Antigonos und Demetrios sein außer gegen Ptolemaios, sie sollen dessen zum Zeugnis 100 Geiseln stellen, die Demetrios aus der Bürgerschaft mit Ausschluß der Beamten wählen wird. Dieser Vergleich wurde im Sommer 304 abgeschlossen. Man beglückwünschte sich nach der ritterlichen Weise damaliger Kriegführung gegenseitig; Demetrios ließ den Rhodiern zum ewigen Gedächtnis seiner großartigen Belagerungsarbeiten und ihrer außerordentlichen Tapferkeit die Helepolis zurück . [...]

[Quelle: Johann Gustav Droysen, Geschichte des Hellenismus. 3 Bände. München 1980; Band 2, S. 311-325]

Ungemein spannend, wie ich meine, besonders die Stelle, da die Helepolis die Stadtmauer zum Einsturz gebracht hat und in diesem Moment, da Demetrios den Sieg errungen zu haben glaubt, eine zweite, rasch errichtete Mauer sich auftut.
Re: Die Belagerung von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 27.07.2012 um 16:41 Uhr (Zitieren)
Droysen hat hier viel Stoff zusammengetragen. Bei Plutarch steht's kürzer. Welche weiteren Quellen Droysen uns für Demetrios zur Verfügung stehen, müßte ich mal nachschauen.
Re: Die Belagerung von Rhodos
Φιλομαθής schrieb am 27.07.2012 um 19:02 Uhr (Zitieren)
Ja, Droysen ist ein guter Erzähler und geschickter Dramaturg. Er versteht es, den Leser jedes Mal, wenn er bereits mit den Rhodiern jubeln möchte, durch einen Halbsatz oder eine kleine Andeutung in Unruhe vor weiteren, noch größeren Gefahren zu versetzen und so bei der Stange zu halten.
 
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