στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 27.07.2012 um 21:00 Uhr (Zitieren)
[quote]"Wenn Ismenor ein grausamer Priester ist, sind darum alle Priester Ismenors? Man wende nicht ein, daß von Priestern einer falschen Religion die Rede sei. So falsch war noch keine in der Welt, daß ihre Lehrer notwendig Unmenschen sein müssen." (Hervorhebung von mir)
G. E. Lessing (1729-1781): Hamburgische Dramaturgie, 1. Band, 2. Stück (5.5.1767); in:
Bibl. Dt. Klassiker. Lessings Werke in fünf Bänden, 4. Bd. Berlin, Weimar: Aufbau 1982, S. 19
Re: Den Fundamentalisten ins Stammbuch
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 27.07.2012 um 21:01 Uhr (Zitieren)
Arrrrrrgg ...
Re: Den Fundamentalisten ins Stammbuch
Γραικίσκος schrieb am 28.07.2012 um 11:21 Uhr (Zitieren)
Dem stimme ich zu.
Auch ich habe gestern im Lessing geblättert und den folgenden Text gefunden:
[Quelle: Gotthold Ephraim Lessing, Werke in drei Bänden; Band 2: Kritische und philosophische Schriften. München 1969, S. 1072 f.]
Einverstanden?
Re: Den Fundamentalisten ins Stammbuch
ανδρέας schrieb am 28.07.2012 um 13:22 Uhr (Zitieren)
Ja, damit kann man einverstanden sein. Insbesondere mit § 8.
Im Christentum dürfte auch der Arianismus weit verbreitet sein, da viele die Trinität merkwürdig finden. Ein Streit, der bis auf die Festlegungen (!) des Konzils von Nicea zurück geht. Natürlich hat jede Religion als Institution auch Angst davor, dass die Gemeinschaft bei zu vielen Meinungen auseinander fällt.
Die Wahrheit kennt doch ohnehin niemand.
Praktisch gesehen ist da ein verbindlicher Rahmen sinnvoll. Fundamentalisten schnüren diesen Rahmen aber so eng, dass der Inhalt meist verloren geht.
Was die chtistlichen Religionen betrifft, ist dies m.E. zurzeit gänzlich unproblematisch. Bei Salafisten & Co. allerdings nicht. Olle Kamellen lutschen bringt wenig, wenn aktuell Spinner herumlaufen,die mit der freiheitlich-offenen Gesellschaft nichts anfangen können.
Re: Den Fundamentalisten ins Stammbuch
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 28.07.2012 um 13:42 Uhr (Zitieren)
Die Trennung, die Lessing vornimmt, liest sich gut. Ist sie deswegen so glasklar, wie er vorträgt, zu machen?
Die historisch-kritische Methode nimmt bei und durch ihn ja erst seinen Anfang. Oder auf Grund welcher Werkzeuge meint er, zu §7 gelangen zu können?
Ich kenne mich in den Ökumenedialogen viel zu wenig aus, aber ich könnte mir gut vorstellen, daß der Gedanke, den Lessing hier ausbaut, eine Grundlage zu einer Verständigung liefern könnte: zu fragen, was die von Christus selbst gelebte Religion sei, und was in der Folge interpretatorische Zutat geworden.
Bei der Suche nach Antworten allerdings sehe ich gewisse, nicht nur methodische Schwierigkeiten.
Die Lessingsche unaufgeregte, sachliche Scheidung in Gottes- und Menschenwerk paßt jedoch gut zum Thema des Fadens, den Fundamentalisten etwas zum Nachdenken zu geben.