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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Brodkorb (1035 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 27.08.2012 um 07:07 Uhr (Zitieren)
Der Bildungsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Mathias Brodkorb hat Philosophie und - hört, hört! - Altgriechisch studiert. Als Beruf gibt er Philosoph an. Er hat aber wohl nie in diesem Beruf gearbeitet, sondern ist Berufspolitiker (früher in der PDS, jetzt in der SPD).
Re: Brodkorb
Γραικίσκος schrieb am 27.08.2012 um 14:51 Uhr (Zitieren)
Von einem Bekannten habe ich gehört, daß ein weiterer (halbwegs bekannter) Politiker "Classics" studiert hat: Boris Johnson.
Re: Brodkorb
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 27.08.2012 um 16:30 Uhr (Zitieren)
Meine Frage wäre:
Beruf Philosoph....was hat das auch für einen Sinn?
Re: Brodkorb
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 27.08.2012 um 16:31 Uhr (Zitieren)
Ich kenne nur Leute, die auf der Uni sind, die dem nachgehen. Sonst gehen alle der Realität nach.
Re: Brodkorb
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 27.08.2012 um 16:48 Uhr (Zitieren)
...die ich kenne, die Philosophie studiert haben, haben alle andere Berufe. In Bayern gibt es auch an den Schulen kein Fach Philosophie, sondern es wird im Fach Latein und Griechisch den Schülern beigebracht.
Re: Brodkorb
Γραικίσκος schrieb am 27.08.2012 um 18:28 Uhr (Zitieren)
Kennt jemand zufällig weitere Politiker, die Altphilologie studiert haben?
Re: Brodkorb
ανδρέας schrieb am 27.08.2012 um 19:03 Uhr (Zitieren)

Herman van Rompuy (EU-Ratspräsident) ist m.W. studierter Betriebswirt und Philosoph. Gelegentlich soll er Gedichte vortragen.
Winfr. Kretschmann (MP Ba-Wü) studierte Biologie, Chemie und Ethik.
Re: Brodkorb
Γραικίσκος schrieb am 27.08.2012 um 19:59 Uhr (Zitieren)
Ich meinte eigentlich die ganze Zeit schon: nicht Philosophen, sondern Altphilologen. Weil man die ja im Verdacht hat, noch weltfremder zu sein.
Re: Brodkorb
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 27.08.2012 um 20:08 Uhr (Zitieren)
Altphilogen, die ich kenne, sind oft nicht weltfremder als Philosophen, sondern eher noch viel weltfreundlicher, was ich begrüße...
Re: Brodkorb
ανδρέας schrieb am 27.08.2012 um 20:11 Uhr (Zitieren)

Altphilologen bedienen sich einer Sprache, die kaum einer versteht. Die wären eigentlich prädestinierte Politiker. Trotzdem eignen sie sich nicht: Politiker würden das ja nie zugeben.
Re: Brodkorb
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 27.08.2012 um 20:16 Uhr (Zitieren)
Was man studiert hat....sagt das etwas über den idealen Politiker aus? ..Nein
Re: Brodkorb
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 27.08.2012 um 20:27 Uhr (Zitieren)
Manchmal verstehe ich die grundsätzliche Fragestellung nicht...
Re: Brodkorb
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 27.08.2012 um 20:51 Uhr (Zitieren)
Ich geb im Altertum nur das Beispiel Cicero...:
In der Philosophie viel geleistet, aber im "Alltag" als Politiker versagt: Er konnte sich halt nicht gegen einen Caesar/Pompeius/Crassus durchsetzen...
Im Extremfall erinnere ich an Mommsens Dartsellung von Cicero.
Re: Brodkorb
Φιλομαθής schrieb am 29.08.2012 um 00:29 Uhr (Zitieren)
Meine Frage wäre:
Beruf Philosoph....was hat das auch für einen Sinn?

Diese Frage bzw. ihre Schwester Wozu Philosophie? ist wohl so alt wie die Philosophie selbst. Hans Blumenberg gibt darauf folgende Entgegnung:
[...] Es gibt Dinge, die es geben muß, weil es sie gibt. Wozu Musik? – käme man sich nicht albern vor, das zu fragen? Aber doch wohl nicht, weil es mehr Leute mit dem erklärten und zahlenden Bedürfnis nach Musik als mit dem nach Philosophie gibt? Sogar die Frage Wozu Religion? hat ihre alten Anhänger verloren, weil selbst die bekennenden und praktizierenden Atheisten nicht mehr an die Verlegenheit glauben, die mit jener Frage zu bewirken mal deren durchdachtester Zweck war.
Das ist ein Lehrfall: Wozu-Fragen werden nicht mit der Absicht gestellt, scharf- oder tiefsinnige Antworten zu erhalten, als vielmehr dazu, den Adressaten der Frage in Verlegenheit zu versetzen. Bietet nicht einer das Bild der Erbarmungswürdigkeit, der eine Sache mit Hingabe und gar professionell betreibt und nicht einmal sagen kann Wozu?
[...]
Die problematische Figur im Wozu?-Dialog ist der Frager. Er will offenbar kein Stückchen seines Lebens an eine Sache wenden, von der er nicht vorher sicher ist, ob sie ihm ›etwas geben‹ wird und, gegebenenfalls, was. Wer nach diesem Schema verfährt, wird sehr viel von dem einen Leben, das er nur hat, daran wenden müssen, um sich ins Bild zu setzen, was er damit denn ›vertretbarerweise‹ anfangen könnte und sollte. [...]

H. B.: Zu den Sachen und zurück, Ffm. 2002. S. 13-16.

Zur eingangs gestellten Frage: Strauß war studierter Altphilologe.
Re: Brodkorb
arbiter schrieb am 29.08.2012 um 02:38 Uhr (Zitieren)
eine doch dürftige Antwort auf die Frage...
Die Philosophie hat ja zunehmend Teile ihres Hoheitsgebietes abtreten müssen, nicht so viel wie die sog. Theologie, aber mehr als die Psychologie. Insofern wäre eine Selbstvergewisserung schon angesagt - die Frage ungebraucht zurückzugeben, ist ein durchsichtiger Trick, und dem B. hätte man mehr zugetraut.
Re: Brodkorb
Φιλομαθής schrieb am 29.08.2012 um 10:43 Uhr (Zitieren)
Die Motivation des Fragers zu beleuchten ist hier schon entscheidend. Denn wenn nach dem Nutzen einer Sache gefragt wird, dann gilt es zunächst, sich darüber klar zu werden, was der Frager als einen Nutzen ansieht. Steht der Frager der Philosophie von vornherein ablehnend gegenüber, so kann ihm aus der Innenperspektive der Philosophie heraus schwerlich vermittelt werden, warum sich jemand Gedanken macht, die noch nicht wissen wozu sie da sind, auf welches Ziel sie ausgehen. Der Philosoph kann legitimerweise nur die Frage nach dem Woher der Philosophie untersuchen (hierin liegt seine "Selbstvergewisserung"). Denkt er interessengeleitet, auf ein vorher festgelegtes Ziel hin, ist er kein Philosoph mehr. So muss er vor der Wozu-Frage verstummen und man darf annehmen, dass das zähe Fortleben dieser Frage unter den "Realisten" eben dieses Verstummen intendiert.

*
Die Philosophie hat ja zunehmend Teile ihres Hoheitsgebietes abtreten müssen ...

Das klingt, als sei die Wissenschaft eine aus dem Nichts hinzugetretene Rivalin der Philosophie, wo doch jede Form von Wissenschaft im Kern ihres Wesens Philosophie ist, nämlich ein Sich-Nicht-Begnügen mit dem Schein der Dinge, ein Ausgehen auf Episteme. Nur ist sie eben eine Philosophie, die sich ihrer Voraussetzungen und ihres Gegenstandes sicher zu sein glaubt, und den Blick auf diesen verengt hat. Man macht sich kaum bewusst, in welchem Maße die wissenschaftliche Einstellung, etwa ihre Skepsis gegenüber bloßer Spekulation, philosophisch ist.

Philosophen wie Demokrit oder Aristoteles werden gerne durch die Wissenschaftsgeschichte vereinnahmt und als die ersten Naturwissenschaftler bezeichnet. Ausgeblendet wird dabei, dass diese Männer ihre "naturwissenschaftlichen" Forschungen nie bloß betrieben, um sich bei den Gegenständen aufzuhalten, sondern um auf die Spur des den Gegenständen Zugrundeliegenden zu gelangen.
Re: BrodkorbΦιλομαθής
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 29.08.2012 um 14:40 Uhr (Zitieren)
Φιλομαθής,
danke für diese Entgegnung, eine wahrhaft philosophische, erhellende Darlegung.
Warum arbiter außerdem nicht Roß und Reiter nennt, der/die der/die Blumenthal mehr hätten zutrauen dürfen/sollen, sondern (s?)eine Kritik ins sterile 'man' einwickelt, ist mir nicht recht erfindlich.

Re: Brodkorb
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 29.08.2012 um 14:42 Uhr (Zitieren)
... der/die [strike]der/die[\strike] Blumenthal ...
Re: Brodkorb
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 29.08.2012 um 14:43 Uhr (Zitieren)
arrrrrrggggghhhhhhhhhhhhh

der/die der/die Blumenthal ...
Re: Brodkorb
arbiter schrieb am 29.08.2012 um 15:15 Uhr (Zitieren)
Philosoph ist ja keine geschützte Berufsbezeichnung, also kann jeder, der sich für ziel- und nutzloses Räsonnement begeistert (wie Philomathes), so nennen. Das Fach ist u.a. in Schulen und an Universitäten ja auch aus folgendem Grund so beliebt: "Wenn man nur Philosophie betreibt, braucht man sich auf nichts weiter spezialisieren". Allerdings müssen die professionellen Philosophen sich von ihren Financiers (im Zweifel der Steuerzahler, z.B. ich) die Frage cui bono schon gefallen lassen, insbesondere, wenn der Focus sich aufs Metaphysische richtet ("die Spur des den Gegenständen Zugrundeliegenden"). Im übrigen sind die Zeiten, wo man trotz leerer Wortspielereien als Diskurspartner ernst genommen wurde, weitgehend vorbei (ich weiß, dass man damit trotzdem noch Geld verdienen kann - also nur zu, Philomathes und Strouthon).
Re: Brodkorb
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 29.08.2012 um 15:53 Uhr (Zitieren)
Mit Verlaub, was bist Du für ein arrogantes a...rbiterlein.
Zu Deiner Information, ich verdiene meine Brötchen nicht mit dem Philosophieren, Du brauchst Dich als Steuerzahler nicht von mir belastet zu fühlen ...

Im übrigen ist das die klassische Form der Gegenrede, wenn die Argumente ausgehen: immer schön ad personam.
Re: Brodkorb
Γραικίσκος schrieb am 29.08.2012 um 16:05 Uhr (Zitieren)
An στρουθίον οἰκιακόν:
Vgl. http://www.albertmartin.de/altgriechisch/forum/?view=3360#8 - das ist an dich gerichtet.
Re: Brodkorb
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 29.08.2012 um 16:07 Uhr (Zitieren)
Mit Verlaub, was bist Du für ein arrogantes a...rbiterlein[/quote]
Der war gut, aber auch ad personam...;-)
Mit Philosophie alleine kann doch heute kaum jemand seinen Lebensunterhalt bestreiten. Deswegen arbeiten doch so viele in anderen Bereichen, da sie ja auch von etwas leben müssen. Mich stört nur, dass manche meinen, ihre philosophischen Ansichten sind das einzig Wahre. Dass da vieles dabei ist, was einfach praxisfremd oder ausgemachter Mist ist, kann man da kaum jemanden erklären. Man muß auch nicht alles für bahre Münze nehmen, nur weiles aus der Antike ist.
Re: Brodkorb
Hylebates schrieb am 29.08.2012 um 16:21 Uhr (Zitieren)
"Cui bono" ist ein Bumerang, der alles, was nicht der Nahrungsaufnahme dient, treffen kann - je nach Lebenseinstellung.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass es philosophische Richtungen gibt - heutzutage -, die ihre Sicht als "das einzig Wahre" ansehen. Ist denn nicht der Grundstein der Philosophie ... nichts als das "einzig Wahre" anzunehmen?
Und was könnte man denn für "bare Münze" nehmen? Die Frage nach dem richtigen Gebrauch der Muße etwa? Ist ja auch aus der Antike.

Ihr wollt wieder Grundsätzlich werden, oder? "Philosophie oder nicht". Dabei ist die Diskussion praxisfremd und nicht das einzig Wahre.
Re: Brodkorb
Hylebates schrieb am 29.08.2012 um 16:22 Uhr (Zitieren)
BTW:
Altphilogen, die ich kenne, sind oft nicht weltfremder als Philosophen, sondern eher noch viel weltfreundlicher, was ich begrüße...
Da will ich mich mal dazuzählen. ;-)
Re: Brodkorb
arbiter schrieb am 29.08.2012 um 16:35 Uhr (Zitieren)
ich bin keineswegs ein Gegner der Philosophie - nur stieß mir auf, dass ihre Voraussetzung, die grundsätzliche Bereitschaft zur Infragestellung, auf sie selbst angeblich nicht angewendet werden darf; eine Haltung, die man sonst vorzugsweise bei Sektierern und Esoterikern findet.
Re: Brodkorb
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 29.08.2012 um 16:47 Uhr (Zitieren)
Da muß ich arbiter zustimmen. Ich bin auch kein Gegner, sondern einer, der die Philosophie im Altertum als einen Teil von vielen Aspekten sieht und nicht überbewertet. Kritik muß sich auch die Philosophie gefallen lassen, genauso wie jedes andere Fach.
Re: Brodkorb
διψαλέος schrieb am 29.08.2012 um 18:25 Uhr (Zitieren)
Eine einfache Kette:
Physik incl. Mathematik (als Vertreterin der exakten Naturwissenschaften) -> Philosophie (setzt da an, wo die Physik nicht weiterkommt) -> Eschatologie (wo die Philosophie nicht weiterkommt)
B-)
Re: Brodkorb
ανδρέας schrieb am 29.08.2012 um 19:03 Uhr (Zitieren)
Eine einfache Kette:...


Das ist aber doch etwas zu hart. Man sollte Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften (Mathematik ist auch eine - oder? Zumindest Teildisziplinen) nicht gegeneinander ausspielen.
Wiles zog sich fast 7 Jahre zurück, um Fermats letzten Satz zu beweisen. Jahrelange Denkarbeit für die reine Abstraktion. In der Natur braucht das keiner. Dennoch würde ich es vermissen, wenn es solche Leute nicht gäbe. Es gibt ein Problem ohne Lösung - also will ich diesen Zustand beenden. Ist das nicht auch philosophisch i.S. der Erkenntnistheorie? Das würde kein Tier machen, es ist zutiefst menschlich.
Und auch die Physik hat noch lange nicht alle Probleme gelöst. Die 4 kantischen Fragen begleiten m.E. alle Menschen, zumindest fragt sich ein normaler Mensch sicher, welcher Ethik er folgen soll oder wie er sich als Mensch einordnet (Anthropologie). Zumindest in unseren Breiten fragt keiner mehr danach, ob Engel Seelen transportieren oder die Glocken im Himmel auch aus Metall sind.
Die praktischen Fragen des täglichen Miteinanders sind sicher philosophischer Natur - auch wenn man es nicht immer merkt. Irgendwo hat jeder seine Philosophie. Von Fermat haben dagegen eher wenige gehört und es betrifft sie auch nicht.
Wenn man Philosophie auf das Reich der Spekulation reduziert, sollte man mal die "wissenschaftliche" Börsenspekulation einbeziehen.
Da weiß man auch, was "exakt" ist - nur eben hinterher. Kurzum: pauschal kann ich das o. a. Urteil nicht unterstützen.
Re: Brodkorb
διψαλέος schrieb am 29.08.2012 um 22:14 Uhr (Zitieren)
ανδρέας,
Das kommt nicht von mir, sondern von meinem alten Physik- und Mathelehrer..
OStDir. Dr. Dr. W.
Re: Brodkorb
Hylebates schrieb am 30.08.2012 um 11:55 Uhr (Zitieren)
ανδρέας, d'accord. Ist nicht letztlich auch die Frage "Cui bono" eine philosophische? Ist nicht das Stellen der Frage philosophisch? Und so ganz praxisnah, nicht lebensfremd! Auf den Otto Normalsteuerzahler zugeschnitten! ;-)
 
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