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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Euler sagt ... (aber Lichtenberg:) (599 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 29.08.2012 um 20:52 Uhr (Zitieren)
Euler sagt in seinen Briefen über verschiedene Gegenstände aus der Naturlehre [...], es würde ebenso gut donnern und blitzen, wenn auch kein Mensch vorhanden wäre, den der Blitz erschlagen könnte. Es ist ein gar gewöhnlicher Ausdruck; ich muß aber gestehen, daß es mir nicht leicht gewesen ist, ihn ganz zu fassen. Mir kommt es immer vor, als wenn der Begriff „sein“ etwas von unserm Denken Erborgtes wäre; und wenn es keine empfindenden und denkenden Geschöpfe mehr gibt, so ist auch nichts mehr. So einfältig dieses klingt, und so sehr ich verlacht werden würde, wenn ich so etwas öffentlich sagte, so halte ich doch so etwas mutmaßen zu können für einen der größten Vorzüge, eigentlich für eine der sonderbarsten Einrichtungen des menschlichen Geistes [...]. Ich denke, oder eigentlich, ich empfinde hierbei sehr viel, das ich nicht auszudrücken imstande bin, weil es nicht gewöhnlich menschlich ist, und daher unsere Sprache nicht dafür gemacht ist. Gott gebe, daß es mich nicht einmal verrückt macht. So viel merke ich, wenn ich darüber schreiben wollte, so würde mich die Welt für einen Narren halten, und deswegen schweige ich. Es ist auch nicht zum Sprechen, so wenig als die Flecken auf meinem Tisch zum Abspielen auf der Geige.

(aus den Sudelbüchern)
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
διψαλέος schrieb am 29.08.2012 um 23:22 Uhr (Zitieren)
Tja, die Sonne scheint, auch wenn kein Mensch sie sieht...
Die vier Grundkräfte waren da,
auch als es noch keine einzige lebende Zelle im gesamten
Universum gab.
Den Urknall gab es schon, auch als das Schwarzpulver noch nicht erfunden war...

Ich habe manchmal den Eindruck, daß die Philos der Aufklärung
und der Post-Aufklärung ob der Begeisterung über die neuen
Horizonte des Denkens (resp. der Denkmöglichkeiten)
ein wenig in eine gewisse Euphorie gefallen sind...
nun ja, wir wiss, daß einige von ihnen gewissen
"bewusstseinserweiternden Drogen" nicht so ganz
abgeneigt waren...

Nicht jeder Schmarrn, der von den Koryphäen der
philosophischen Fakultät abgesondert worden ist,
ist auch wirklich "erleuchtend".

Gerade bei F. Nietzsche ist höchste Vorsicht angebracht,
da sein Nachlaß doch sehr verfälscht wurde und
bis heute nicht rekonstruiert werden konnte.
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2012 um 17:40 Uhr (Zitieren)
Tja, die Sonne scheint, auch wenn kein Mensch sie sieht...
Die vier Grundkräfte waren da,
auch als es noch keine einzige lebende Zelle im gesamten
Universum gab.

Woher kann man das wissen?
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2012 um 18:12 Uhr (Zitieren)
P.S.: Was soll der Hinweis auf Nietzsche bedeuten? (von dessen Nachlaß es übrigens seit etlichen Jahren eine philologisch zuverlässige Edition gibt!)
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
ανδρέας schrieb am 04.09.2012 um 19:01 Uhr (Zitieren)
Woher kann man das wissen?


... λογική τέχνη

Ob das Licht im Kühlschrank ausgeht, kann man natürlich auch mit einer Kamera prüfen. Es sei denn .... die Kamera hat einen Wackelkontakt, der sie immer genau dann an einer Aufnahme hindert, wenn die Tür geschlossen wird. Dann könnte das Licht natürlich trotz geschlossener Tür bestimmungswidrig geleuchtet haben.
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2012 um 19:08 Uhr (Zitieren)
Und das Kamerabild müssen wir dann sehen.
Mir kommt es immer vor, als wenn der Begriff „sein“ etwas von unserm Denken Erborgtes wäre; und wenn es keine empfindenden und denkenden Geschöpfe mehr gibt, so ist auch nichts mehr.

Mir kommt es so vor, daß man Lichtenbergs Verdacht - den er ja sehr vorsichtig formuliert - so nicht entkräften kann. Ohne daß wir es sehen (wahrnehmen), gibt es möglicherweise ... nichts.
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2012 um 19:09 Uhr (Zitieren)
Bertrand Russell, der Logik kundig, meinte, daß die Fortexistenz des Nichtgesehenen eine vernünftige Annahme sei - vernünftiger als ihr Gegenteil.
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
διψαλέος schrieb am 04.09.2012 um 19:12 Uhr (Zitieren)
und wie ist das mit "Schrödingers Katze"?
B-)
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2012 um 19:19 Uhr (Zitieren)
Genauso. Sie befindet sich in einem Möglichkeitszustand.
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
ανδρέας schrieb am 04.09.2012 um 19:22 Uhr (Zitieren)

Eine Kollegin sagte mal zu mir: "ich glaube nur, was ich sehe."

Darauf entgegenete ich, sie glaube wohl nicht an Radioaktivität.

Heute erfasst die wissenschaftliche Wahrnehmung (nicht eben nur das "Sehen") Dinge, von denen nicht einmal Jules Verne sich eine Vorstellung machen konnte. Die sollte man in das logische Argumentieren schon aufnehmen, finde ich. Da gibt es ein interessantes Traktat: "Logisches Argumentieren". Bei Amazon erhältlich.
Würde Parmenides, der quasi die Logik begründete, die Anwesenheit von etwas von unserer Wahrnehmung abhängig machen?

Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2012 um 19:30 Uhr (Zitieren)
Parmenides (~): "Denken und Sein ist dasselbe."
Also: Kein Sein ohne Gedachtwerden?
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2012 um 19:42 Uhr (Zitieren)
Das Parmenides-Zitat werde ich noch nachschauen und dann hier einmal zur Diskussion stellen.
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
ανδρέας schrieb am 04.09.2012 um 19:43 Uhr (Zitieren)

Das Sein ist doch unabhängig vom Gedachtwerden, oder?
Es sei denn, man nimmt an, dass der Anfang allen Seins von einem höheren Wesen gedacht worden sein musste - der Mensch war ja noch nicht da.
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2012 um 19:47 Uhr (Zitieren)
Das Sein ist doch unabhängig vom Gedachtwerden, oder?

Bei Parmenides nicht, und hierin folgen ihm die Idealisten; die Realisten vertreten Deinen Standpunkt. Ich weiß nur nie, wie die Letzteren das beweisen wollen. Das Kühlschrank-Argument reißt mich nicht vom Stuhl, weil es eben nicht unabhängig von Wahrnehmung funktioniert.

Ich werden den Parmenides aber noch vorlegen.
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
ανδρέας schrieb am 04.09.2012 um 20:05 Uhr (Zitieren)
Das Kühlschrank-Argument reißt mich nicht vom Stuhl, weil es eben nicht unabhängig von Wahrnehmung funktioniert.


Aber ich kann logisch erschließen, dass mit dem Schließen der Tür auch der Kontakt für die Leuchte unterbrochen wird - und zwar ohne hineinzuschauen. Den Stromfluss kann man unabhängig davon technisch auch messen (kein Strom - kein Licht).
Wenn im Wald ein Baum umfällt, gibt es ein Geräusch auch dann, wenn es keiner hört.
Wenn ein Satellit im Weltraum explodiert gibt es kein Geräusch, auch wenn man die Explosion sieht.
Man kann sich auf die Gesetze der Physik verlassen, nach aller Erfahrung. Unter gleichen Bedingungen erfolgen gleiche Resultate.

Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
διψαλέος schrieb am 05.09.2012 um 02:55 Uhr (Zitieren)
Drei Dinge erschütterten die Denke der Menschen vor ca. 150/100 Jahren:
Darwins Evolutionstheorie
Plancks Quantentheorie
Einsteins Relativitätstheorie.

Seit dem ringen die Philosophen um ihre Daseinsberechtigung.

Dabei gibt es doch EIN Feld,
auf dem sie sich ausleben können:
Die Ökonomie:
(Soll und Haben,
Besitz und Ausbeutung,
Teilhabe am gemeinsam erwirtschafteten Gut,
gerechte Verteilung der Güter,
etc...

Warum sich den Kopp darüber zerbrechen,
ob ein Quantenteilchen nun zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Orten sein kann.
Das überlasse man den Physikern und den Mathematikern.

Dem Philosophen sei die Aufgabe aufgelegt,
die duch die ungeheure Produktivitätssteigerung
der modernen Fertigungstechnik erreichten Schwemme
von Produkten und Kapital, die Möglichkeiten
einer für alle Menschen genügenden
Verteilung eben dieser Erträge zu entwickeln.
Re: Euler sagt ... (aber Lichtenberg:)
διψαλέος schrieb am 05.09.2012 um 02:58 Uhr (Zitieren)
Und mit "Möglichkeit" meine ich nicht den im Moment herrschenden liberalen Kapitalismus.
Ich erwarte ein gegenmodell
(Das gibt es zwar schon, wird aber gemieden, wie das Weihwasser vom Teufel.)
 
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