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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Sohn Griechenlands und Frankreichs (436 Aufrufe)
Φιλομαθής schrieb am 02.09.2012 um 10:22 Uhr (Zitieren)
... steht auf der Marmortafel, die man an der Mauer des Pariser Cimetière de Picpus für den hier in einem Massengrab liegenden André Chénier angebracht hat.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/6c/Plaque_Andr%C3%A9_Ch%C3%A9nier%2C_Cimeti%C3%A8re_de_Picpus%2C_Paris_12.jpg/375px-Plaque_Andr%C3%A9_Ch%C3%A9nier%2C_Cimeti%C3%A8re_de_Picpus%2C_Paris_12.jpg?uselang=de

Bei uns ist der französische Dichter, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 250. Mal jährt, kaum bekannt (am ehesten als Held der Oper von Umberto Giordano). Geboren in Konstantinopel als Sohn einer Griechin und eines Franzosen, aufgewachsen in Paris, wandte sich seine Dichtung vor allem der griechischem Mythologie zu, was ihm mitunter die (nur oberflächlich gerechtfertigte) Bezeichnung eines französischen Hölderlin eintrug. Chénier starb als eines der letzten Opfer Robespierres durch die Guillotine.
Hercule

Oeta, mont ennobli par cette nuit ardente,
Quand l’infidèle époux d’une épouse imprudente
Reçut de son amour un présent trop jaloux,
Victime du centaure immolé par ses coups ;
Il brise tes forêts: ta cime épaisse et sombre
En un bûcher immense amoncelle sans nombre
Les sapins résineux que son bras a ployés.
Il y porte la flamme; il monte, sous ses pieds
Étend du vieux lion la dépouille héroïque,
Et l’oeil au ciel, la main sur la massue antique,
Attend sa récompense et l’heure d’être un dieu.
Le vent souffle et mugit. Le bûcher tout en feu
Brille autour du héros, et la flamme rapide
Porte au palais divin l’âme du grand Alcide !


Herkules

Du, Oeta, bist berühmt durch jene Flammennacht,
als der treulose Mann von seiner arglosen Frau
ein Geschenk ihrer allzugroßen Eifersucht empfing,
und durch den getöteten Zentaur Opfer des eigenen Pfeils wurde;
er raufte deine Wälder: dein dichtes, dunkles Haupt
hat er zu einem gewaltigen Scheiterhaufen geschichtet,
zahllose Tannen, triefend von Harz, mit bloßer Hand gebrochen.
Schon bringt er die Flamme, steigt hinauf, breitet unter die Füße
das Fell des alten Löwen, das Zeichen seines Heldenmuts,
die Augen zum Himmel gerichtet, die Hand an der Keule,
erwartet er seinen Lohn, den Augenblick, da er zum Gott wird.
Der Wind wird laut und tobt. Das Holz ist voll entflammt,
umstrahlt den Helden rings, die rasche Flamme trägt
die Seele des Alkiden hinauf zum Götterhaus.
Re: Sohn Griechenlands und Frankreichs
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 02.09.2012 um 11:59 Uhr (Zitieren)
Danke, Φιλομαθής, für diesen Hinweis auf einen ungewöhnlichen Mann!

Ich glaube aber anmerken zu dürfen, daß Chenier in Istanbul geboren wurde (sonst wäre er bedeutend älter geworden ;-) )

Von wem stammt die deutsche Fassung des 'Herkules'?
Re: Sohn Griechenlands und Frankreichs
Φιλομαθής schrieb am 02.09.2012 um 14:35 Uhr (Zitieren)
Bei der Übertragung habe ich selbst ein wenig dilettiert. (Nun ja, das Ziel einer Fassung in Alexandrinern musste ich dann doch als zu hoch gesteckt verwerfen.)

Ja, Istanbul muss man wohl sagen. Bis wann hieß es Konstantinopel? (Chénier nennt in einem Gedicht Byzanz als Heimat.)
Re: Sohn Griechenlands und Frankreichs
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 02.09.2012 um 15:34 Uhr (Zitieren)
Asche auf mein Haupt!
Erst mit Atatürks Reformen, ab 1930 lautet der Name der Stadt 'Istanbul', vorher - seit 1453 - قسطنطينيه‎ Ḳusṭanṭīniyye, das ist wörtl.: die Konstantinische (scil. Stadt).
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Konstantinopel

Nicht garstig, Deine Übertragung. Nur an einer Stelle weichst Du, wie ich meine sinnentstellend, vom Text ab:
ta cime épaisse et sombre
En un bûcher immense amoncelle sans nombre
Les sapins résineux que son bras a ployés.
cime steht hier wohl pars pro toto, aber als Subjekt zu sapins:
Dein dicht(gelocktes), dunkles Haupt trägt zu einem ungeheuren Scheiterhaufen zahllose harzichte Tannen zusammen
Re: Sohn Griechenlands und Frankreichs
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 02.09.2012 um 15:36 Uhr (Zitieren)
... lautete der Name der Stadt erg.: offiziell
Re: Sohn Griechenlands und Frankreichs
Φιλομαθής schrieb am 02.09.2012 um 16:53 Uhr (Zitieren)
Alles zugegeben ... (παπαῖ, ἀπαππαπαῖ).
Re: Sohn Griechenlands und Frankreichs
Γραικίσκος schrieb am 04.09.2012 um 21:01 Uhr (Zitieren)
Balzac schreibt in einem seiner Romane ("Die 'Fischerin im Trüben'"):
Wenn Descoings *) auch ums Leben kam, so hatte er doch wenigstens die Ehre, in Gesellschaft von André de Chénier das Schafott zu besteigen. Dort umarmten sich die Krämerei und die Poesie wohl zum erstenmal in ihrer Leiblichkeit, denn geheime Beziehungen hatten sie schon immer untereinander gehabt und werden sie immer haben. Der Tod Descoings' erregte weit mehr Aufsehen als der André de Chéniers. Dreißig Jahre mußten vergehen, ehe man erkannte, daß Frankreich durch den Tod Chéniers mehr verloren hatte als durch den Descoings'.


*) eine Romanfigur Balzacs, ein Krämer
Re: Sohn Griechenlands und Frankreichs
arbiter schrieb am 04.09.2012 um 22:15 Uhr (Zitieren)
très jolie, cette citation
Re: Sohn Griechenlands und Frankreichs
διψαλέος schrieb am 05.09.2012 um 03:05 Uhr (Zitieren)
 
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