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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Unser Zeitalter, das fünfte (1174 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 23.07.2009 um 15:48 Uhr (Zitieren)
Hesiod charakterisiert in den ΕΡΓΑ unser Zeitalter, das eiserne:
Müßte ich selber doch nicht danach hier unter den fünften
Menschen sein, nein, wäre schon tot oder lebte erst später!
Denn von Eisen ist jetzt das Geschlecht. Und niemals bei Tage
Werden sie ruhn von Mühsal und Weh, und niemals zur Nachtzeit
Sind sie verschont, und die Götter verleihn dann quälende Sorgen.
Dennoch wird auch für sie zu den Übeln Gutes gemischt sein.
Doch Zeus tilgt dann auch dieses Geschlecht hinfälliger Menschen,
Wenn schon bei der Geburt ihr Haar an den Schläfen ergraut ist.
Dann wird fremd sein der Vater den Kindern, Kinder dem Vater,
Nicht wird lieb sein der Gast dem Wirt, der Freund seinem Freunde,
Nicht ist der eigene Bruder mehr lieb, wie es früher gewesen.
Bald mißachten sie dann ihre altersgebeugten Erzeuger,
Mäkeln an ihnen und fahren sie an mit häßlichen Worten
Rücksichtslos und scheun nicht die Götter; geben dann auch nicht
Ihren greisen Erzeugern zurück den Entgelt für die Aufzucht.
Eidestreue wird nirgend gedankt und nie das Gerechte,
Redliches nie; wer Schlimmes vollbracht und Gewalttat verübte,
Der ist der Mann, den man ehrt. Das Recht sind die Fäuste. Die Ehrfurcht
Gibt es nicht mehr. Und der Schlechte gewinnt und schädigt den Beßren,
Deckt mit krummem Gerede den Trug und beschwörts mit dem Meineid.
Scheelsucht wird allerorts die elenden Menschen begleiten,
Übeltönend, vom Schlimmen erfreut, mit schädlichen Blicken.
Dann wird es sein, daß fort zum Olymp von den Straßen der Erde
Tief ins weiße Gewand ihr herrliches Aussehn verhüllend
Gehn zu der Sippe der Götter hinweg von den Menschen die beiden:
Ehrfurcht und rechtes Vergelten. Doch bleiben die bitteren Schmerzen
Hier bei den sterblichen Menschen - und nirgends Rettung im Unheil.
[...]


[Quelle: Hesiod, Sämtliche Gedichte. Herausgegeben von Walter Marg. Zürich/Stuttgart 1970, S. 311-315]
Re: Unser Zeitalter, das fünfte
andreas schrieb am 23.07.2009 um 17:45 Uhr (Zitieren)
Tja, manche Dinge ändern sich wohl nicht. Vielleicht irrt Hesiod, wenn er glaubt, es wäre zu früheren Zeiten besser gewesen.
Auch die heutige Einschätzung der Jugend hat sich offenbar aus der Antike erhalten - der Mensch scheint sich nicht zu entwickeln.

Hier eine kleine Auswahl:

"Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos.
Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern.
Das Ende der Welt ist nahe."
(Keilschrifttext aus Ur um 2000 v. Chr.)

"Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes,
wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt.
Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen."
(Aristoteles)

"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus.
Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor
älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll.
Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten.
Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die
Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."
Sokrates (470 - 399 v. Chr.)

» ...die Schüler achten Lehrer und Erzieher gering. Überhaupt, die Jüngeren stellen sich den Älteren gleich und treten gegen sie
auf, in Wort und Tat.«
Platon (427 - 347v.Chr.) »Der Staat«
Re: Unser Zeitalter, das fünfte
andreas schrieb am 23.07.2009 um 17:54 Uhr (Zitieren)
Das klügste Urteil über die Jugend fällte meines Erachtens ein Künstler, kein Philosoph, kein Grieche (naja) und einer, der recht lange "jung" geblieben ist:

„Das größte Übel der heutigen Jugend besteht darin, daß man nicht mehr dazugehört.“
Salvador Dali (11.05.1904 - 23.01.1989

:-)
Re: Unser Zeitalter, das fünfte
Bibulus schrieb am 23.07.2009 um 18:33 Uhr (Zitieren)
ja,
und auch die Studenten haben sich nicht verändert:
Vorlesung an einer Uni um 1400
http://digitalliteracyproject.com/wp-content/uploads/2009/03/laurentius_de_voltolina_001-1023x826.jpg

Der eine pennt, andere spielen Karten,
wieder andere quatschen miteinander...
Re: Unser Zeitalter, das fünfte
Γραικίσκος schrieb am 23.07.2009 um 19:50 Uhr (Zitieren)
Andreas, das ist eine schöne Auswahl von Äußerungen. Kannst Du mir zufällig die Fundstellen angeben?
(Ich speichere sowas möglichst mit Fundstelle ab.)

Bibulus' Bildquelle enthält genauere Angaben. Das kann ich so verwenden.
Re: Unser Zeitalter, das fünfte
andreas schrieb am 23.07.2009 um 21:06 Uhr (Zitieren)
Hier die Fundstellen. Da ich wußte, dass die alten Griechen diese zeitlosen Erkenntnisse gesagt haben, hatte ich nur die Stichworte "Aristoteles und die Jugend " eingegeben - es folgte eine hübsche Auswahl.
z.B.
www.nak-hannover-list.de/index.php?...Jugend

www.grundschulmarkt.de/Jugend_heute.htm
Re: Unser Zeitalter, das fünfte
andreas schrieb am 23.07.2009 um 21:26 Uhr (Zitieren)

Und denjenigen, die ihre "neuen" Erkenntnisse wohlgefällig anpreisen, könnte man aus dem Prolog des "Eunuchus" entgegenhalten:

"Nullus est iam dictum , quod non dictum sit prius"
(Terenz)

Einen Griechen habe ich dazu nicht gefunden, aber Goethe hat es ähnlich gesagt :

"So wie nicht leicht etwas Vernünftiges gedacht oder gesagt werden kann, was nicht irgendwo schon einmal gedacht oder gesagt wäre“

im Faust II: „Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken / Das nicht die Vorwelt schon gedacht?“
Re: Unser Zeitalter, das fünfte
Γραικίσκος schrieb am 23.07.2009 um 22:16 Uhr (Zitieren)
Der Vater und sein nichtsnutziger Sohn

Mögest du demütig sein, mögest du vor deinem ‚Aufseher’ Respekt bezeigen:
Wenn du immer wieder Respekt bezeigst, wird dich dein Aufseher gerne mögen!
[...]
Genug! Ich habe mich für dich abgemüht,
wer ist derjenige, der sich mehr als ich für seinen Sohn abgemüht hat? [...]
Du übertreibst deine Großtaten, bist aufgedunsen,
du wurdest gezeugt, du wurdest großgezogen,
und jetzt machst du dich breit, handelst eigenmächtig, sprudelst beim Sprechen!
[...] wenn es sich um den Ort der Clowns der aš-ta-lú-Musikanten handelt,
läufst du an ihrer Spitze herum [...]
Du bist immer ein Faulpelz,
Vorzüglich hast du deine Erklärungen reichlich gemacht!
Weil ich nicht immer wieder [...] geschlagen habe,
weil ich nicht immer wieder [...] verprügelt habe [...]
Was jetzt zu tun?
Wenn ich dich auch noch so gerne habe,
siehst du trotzdem keineswegs ein, was ich in dieser Beziehung alles für dich getan habe!
[...]
Verrückter, Lügner, [...], falscher Mensch, [...]
Gehässiger, stinkender Mensch,
dummer Barbar, Ekstatiker,
der dauernd auf das Kinn sabbert, Verkommener, [...], Krüppel,
der bösen Geruch hervorbringt, bösen Gestank produziert,
stinkendes Öl, stinkender Mensch,
der bösen Geruch hervorbringt, Beschmutzer [...].

(Quelle: Astrid Nunn, Alltag im Alten Orient. Mainz am Rhein 2006, S. 85 f.)

Das Buch enthält babylonische Übungstexte, die von Schülern im Tafelhaus (Schulhaus) gelesen und abgeschrieben werden mußten. Die Schulen im alten Babylonien waren also Schreib- und Leseschulen; die Schüler – ausschließlich Jungen - qualifizierten sich dort für den Beruf des Schreibers. Eine Schulpflicht gab es nicht.
Entstanden sind diese Texte, auch der vorliegende, im 2. Jahrtausend v. Chr.

Ja, die alten Leute haben wohl immer schon über die Schlechtigkeit der Zeiten allgemein und der Jugend speziell geschimpft. Aber wir sind die erste Generation, die damit recht hat, nicht wahr?
Re: Unser Zeitalter, das fünfte
Bibulus schrieb am 23.07.2009 um 22:21 Uhr (Zitieren)
Aber wir sind die erste Generation, die damit recht hat, nicht wahr?


JA!
:-))

Cat Stevens: "Father And Son"
;-)
Re: Unser Zeitalter, das fünfte
andreas schrieb am 23.07.2009 um 22:26 Uhr (Zitieren)

"It`s not time to make a change ... just sit down, take it easy ... you`r still young THAT`S YOUR FAULT... "

:-)
 
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