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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Analphabetismus in Deutschland heute (969 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 08.09.2012 um 12:28 Uhr (Zitieren)
Jeder fünfte Deutsche kann nach einer Studie der Europäischen Union nicht ausreichend lesen und schreiben, um seinen Alltag zu bewältigen. Das hat eine gestern veröffentlichte Studie im Auftrag der EU-Kommission ergeben. [...]

(RP vom 7.9.2012)

Gemäß einem schulpolitischen Aktionsprogramm soll dieser Anteil bis 2020 auf 15 % gesenkt werden.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 08.09.2012 um 17:45 Uhr (Zitieren)
Die FR spricht von jedem fünften EU-Bürger...
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Γραικίσκος schrieb am 09.09.2012 um 11:55 Uhr (Zitieren)
Das stand in der Rheinischen Post anders; ich habe mich allerdings auch gewundert und dann vermutet, daß die EU eigene Zahlen für jedes europäische Land ermittelt hat.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Γραικίσκος schrieb am 09.09.2012 um 18:13 Uhr (Zitieren)
Man muß wohl zu den Menschen, die den Stand der Alphabetisierung nie erreichen, diejenigen hinzuzählen, die ihn - mangels Praxis - wieder verlieren. Die Übung des Simsens reicht sicherlich nicht, "um seinen Alltag zu bewältigen".
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 09.09.2012 um 18:33 Uhr (Zitieren)
Es gibt zudem ja Stufen der Alphbetisierung.
So gibt es sehr wohl Menschen, die die einzelnen
Buchstaben "lesen" können, aber keinen Zusammenhang
erfassen können.
(in etwa so, wie man zwar die griechischen Buchstaben
lesen kann, aber das Wort nicht versteht.)
Oder sie "erkennen" nur bestimmte Buchstaben als Buchstaben.
(Michael Ende hat das sehr schön in seinen
"Jim Knopf"-Büchern aufgegriffen.
Von den Mannen der "Wilden 13" konnte jeder
nur einen einzelnen Buchstaben lesen und schreiben.)
Dann gibt es noch die Legasthenie,
die man so nicht als Analphabetismus
bezeichnen darf.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 11.09.2012 um 18:30 Uhr (Zitieren)
Ich habe einen entsprechenden Bericht im Radio gehört und fand diese Mitteilung recht erschreckend. Vor zwanzig Jahren verriet mir mal jemand seine Definition von Analphabetismus: Jeder, der fünf Jahre lang kein Buch gelesen hat, ist ein Analphabet.
Analphabetismus ist natürlich auch interessant im Zusammenhang mit der Globalisierung. Wenn ich z. B. nach Griechenland (!), Russland, in ein arabisches Land, nach Asien usw. gehen würde, wäre ich von heute auf morgen Analphabetin.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Γραικίσκος schrieb am 11.09.2012 um 18:39 Uhr (Zitieren)
Über fünf (oder vier oder sechs) Jahre muß man nicht streiten - über Buch oder Zeitung auch nicht. Doch, manche Zeitungen mit vielen Bildern und kurzen Texten aus lauter Hauptsätzen zählen m.E. nicht richtig als Leseleistung.

Das Gefühl, ein Analphabet zu sein, kann natürlich jeder im Ausland erleben - vielleicht nicht in jedem Ausland, aber jeder in irgendeinem Ausland.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
ανδρέας schrieb am 11.09.2012 um 18:46 Uhr (Zitieren)

Es geht bei Analphabetismus natürlich um das Land, in dem man lebt und den Alltag bewältigen muss.
Migration spielt hier m.E. ein große Rolle. Überproportional viele Menschen, auch mit deutscher Staatsangehörigkeit, bewegen sich in der Umgebung ihrer Ethnie und haben zu wenig Berührungspunkte, um insbesondere die deutsche Schriftsprache anzuwenden. Dabei werden sie dann zumindest zu funktionalen Analphabeten.
Die Sprache ihres Herkunftslandes beherrschen sie dagegen relativ gut. Manche können weder gut Deutsch, noch gut türkisch o.ä. . Kulturell bedingt betrifft das Frauen stärker, da sie sich häufig nur in ihrem häuslichen Umfeld bewegen. In Berlin kann man das gut beobachten. Wenn dann auch noch Staatspräsidenten öffentlich bei Auftritten in Deutschland die "Assimilatuion" verbieten, motiviert dies gerade diejenigen, die sich schwertun, wenig.
Es gibt übrigens geförderte Vereine in Berlin, wo man das Versäumte nachholen kann. Niemand muss Analphabet bleiben. Die Rate der Analphabeten in der einheimischen Bevölkerung ist bezogen auf die oben genannten Zahlen dagegen m.E. unterproportional (und natürlich immer noch zu hoch).
Leider wird bei solchen Artikeln nicht differenziert. Vermutlich deshalb, weil man dann etwas gegen die Ursachen unternehmen müsste. Ich begreife nicht, dass Menschen die Schule mit Abschluss verlassen können und 5 bis 10 Jahre danach erst auffällt, dass sie nicht oder nicht mehr lesen können.

Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 11.09.2012 um 20:18 Uhr (Zitieren)
Noch ein Gesichtspunkt:
Die Schrift.
Wir im Westen haben den sehr großen Vorteil
einer voll ausgebildeten Buchstabenschrift,
also auch mit Vokalbuchstaben.
Über 1/3 der Menschheit lebt in Sprachräumen,
für deren schriftliche Darstellung entweder
eine komplizierte Silbenschrift (Japanisch,
indische Schriften) oder eine
piktographische Schrift (Chinesisch) verwendet wird.
Das ist eine ungeheure Hürde.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
ανδρέας schrieb am 11.09.2012 um 20:30 Uhr (Zitieren)

In China sind 50 % quasi Analphabeten - vor allem auf dem Lande. Die Piktogrammschrift diente der Vereinheitlichung der zahlreichen Sprachen und Dialekte in China. Die Gebildeten können sich trotz unterschiedlichem Dialekt schriftlich - aber nicht immer mündlich - austauschen. Eine Sinologin sagte mir dazu, dass sich Chinesen unterschiedlicher Regionen manchmal auf Englisch unterhalten, weil die Dialekte so unterschiedlich sind. Die schriftliche Pikto-Sprache dagegen erlaubt die Verständigung unabhängig vom Aussprache-Vokabular.
So hält man ein Reich zusammen. Aber, ob das auf Dauer in der heutigen Zeit durchzuhalten ist?
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 11.09.2012 um 20:44 Uhr (Zitieren)
Während im Westen, vor allem im
anglo-amerikanischen Raum, sehr viel Wert auf die
Fähigkeit, sich mündlich äussern zu können,
gelegt wird ("Rhetorik"), wird in China und auch
in Japan der Schwerpunkt auf die
schriftliche Manifestierung gelegt.

Das mag vielleicht auch an den Sprachen an sich liegen,
die "gesprochen" nichts hergeben, aber schriftlich
beeindruckend sind.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
ανδρέας schrieb am 11.09.2012 um 22:41 Uhr (Zitieren)

M.E. ist es heute eher ein Nachteil, abstrakte Bildersprachzeichen zu verwenden. Chinesen und Japaner müssen in der Grundschule lange Zeit damit verbringen, sich grundlegend schriftlich auszudrücken, weil sie Zeichen lernen, aber sich mit dem Inhalt des Geschriebenen nicht befassen. Im "Westen" können manche Kinder schon lesen, wenn sie in die Schule kommen (und langweilen sich dann ...) . Buchstabenschrift ist relativ leicht und schnell zu lernen. Also kann man am sprachlichen Ausdruck und der inhaltlichen Aussage, der Sprachlogik arbeiten. Imitation und Wiederholung fördern die Kreativität m.E. nur bedingt. Dies wird aber immer wichtiger.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 11.09.2012 um 23:40 Uhr (Zitieren)
Das Problem der chinesischen Sprache ist die ungeheure Vielzahl der Homophone.
In meinem Taschenwörterbuch "chinesisch-deutsch" finde ich für die Silbe "ma" alleine duztzende von Bedeutungen.
Für die Silbe "i" ist es noch schlimmer.
Dabei meine ich hier nur die Silben, die in einer gleichen Tonhöhe ausgesprochen werden.
Das Hochchinesisch ist eine tonale Sprache
(Vier Töne, bzw. einige Sineologen meinen auch fünf Töne).
Diese "Betonung" ist sinngebend.
Dabei ist aber die genaue Betonung von Dorf zu Dorf,
die nur wenige km auseinanderliegen, verschieden.
(Ich frage mich immer, wie sich die Menschen in den chinesischen Megastädten verständigen.
Viele chinesische Städte haben mehr Einwohner als die meisten europäischen Staaten...)

Man hat mal versucht, die chinesische Sprache zu "latinisieren",
indem man für die Tonhöhe Diakritika einführen wollte:
"má" (ansteigender Ton, in etwa, als wenn man im Deutschen auf einen Hinweis "Schau mal, ein fliegender Elefant!" erstaunt fragt "wo?"
"mà" (abfallender Ton, so wie man im Deutschen resignierend "nein" ausspricht.)
"ma" (Der Ton bleibt in gleicher Höhe, so wie beim Rosenkranzbeten, "Litanei" runterbeten)
"mâ" (Der Ton steigt und fällt wieder: "Singsang", der häufigste, muß aber sehr ausgeprägt gesprochen werden. Daher hört sich Chinesisch für europäische Ohren wie ein "Singsang" an.
Manche Sineologen markieren noch einen fünften Ton:
"ä" (nicht das deutsche "ä", ein dunkler, möglichst tief gesprochener Ton)
Kurz:
Wenn Chinesisch mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird, erhält jede Silbe,
vorzugsweise der Vokal, ein diakritisches Zeichen, um den Tonverlauf anzuzeigen.

Nur, das Problem wäre:
Es wäre nur für den Dialekt von Peking anwendbar,
ca. 80% der Chinesen könnten damit nix anfangen,
von den Nicht-Han-Völkern (also Nicht-Chinesen in China)
ganz zu schweigen...



Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 00:34 Uhr (Zitieren)
Im chinesischen Alltag wird das Problem der Homophone dadurch umgangen,
daß der gemeine Chinese dem Wort ein zweites folgen lässt,
welches die Bedeutung klärt.

Ein Beispiel in Englisch:
Jemand will mich auf etwas Aufmerksam machen:
"see, look", also "Sehe hin, schau!"

das Verb "to see" wird ja gleich ausgesprochen
wie "the sea" ("die See", "das Meer")

Das Ausgesprochene "sii" bekommt aber durch das folgende "look" ("luk") die Bedeutung "sehen".

(So ungefähr funktioniert Chinesisch...)
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 12.09.2012 um 12:20 Uhr (Zitieren)
Oh, je, jetzt weiß ich, weshalb ich es nie mit Chinesisch versucht habe.
Türkisch scheint mir dagegen ein Kinderspiel zu sein, zumal es uns Atatürk leicht(er) machte.
Auch Arabisch ist sicherlich nicht halb so schwer! Ich meine im Vergleich zu Chinesisch!
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 18:14 Uhr (Zitieren)
Chinesisch ist die einfachste Sprache der Welt.
Sie kennt weder Deklination noch Konjugation,
keine Flexion, keine Unterscheidung zwischen
Nomen, Verb.
Alleine die Stellung im Satz gibt einer Silbe ihren Sinn.
Es gibt nur ca. 650 Silben, also sozusagen nur 650 Vokabeln, die man lernen müsste.
Zeiten, Fragen, etc. werden durch Partikel ausgedrückt. (z.B. ist "ba" eine Fragepartikel.
Aus einem Aussagesatz wird durch Anhängen von "ba" ein Fragesatz.)

Allerdings verschwinden all diese Vorteile für
den Chinesisch-Lernenden durch verschiedene
Umstände:
Die Aussprache (Tonsprache)
Die Syntax ist überaus komplex und für indoeuropäische Muttersprachler
kaum vollständig zu erfassen.
Zwar kann man sehr schnell lernen, einfache Aussagesätze zu formulieren,
aber schon bei etwas weiter gefassten Formulierungen wird es schwer, sehr schwer.
Dann kommt noch das Schriftliche...

Es gibt und gab wohl keinen Menschen,
der sämtliche chinesische Schriftzeichen beherrscht(e).

Ein chinesisches Lexikon aus dem 17.Jahrhundert führt
ca. 70.000 (!!!) verschiedene Zeichen auf...
Für den Alltag sollen 3.000 genügen, die man beherrschen sollte,
um als Nicht-Analphabet zu gelten.
Die meisten Wörterbücher für Europäer haben zwischen 5.000 - 10.000.

Ach ja,
Wörterbuch:
Chinesische Wörterbücher sind nicht "alphabetisch" sortiert,
sondern nach "Strichen".
Man teilt die Schriftzeichen nach der Anzahl ihrer "Striche",
die man benötigt, sie zu schreiben, ein.
Und zwar zählt der "Ansatz", den man mit einem klassischen Schreibpinsel machen muß .
Ein "Winkel" kann durchaus als ein Strich zählen.
Ein geschlossener Kringel kann mannchmal als "ein Strich", manchmal als "zwei Striche" zählen.
Manche Wörterbücher teilen die Schriftzeichen in "14", andere in "12" Strichklassen ein.
Um ein Schriftzeichen im WB zu finden muß man also zunächst die
Anzahl der Striche im Radikal, dem Wurzelzeichen, zählen.
Dann schaut man in der Liste der Radikalen nach.
Diese Liste umfasst eben 12 oder 14 Abteilungen.
(Chinesische WB haben 3 "Kapitel":
1.Kapitel: Die 12 oder 14 Radikale (die ersten 2 Seiten in einem Taschen-WB)
2.Kapitel: Die Liste der Grundzeichen (die nächsten ca. 40 Seiten im WB)
3.Kapitel: Die Schriftzeichen (in meinem WB nach der Aussprache sotiert)

Hat man das Radikal gefunden (z.B. ein "Dreistricher), folgt man der Ziffer,
die dahinter steht, sie verweist auf das 2. Kapitel.
Dort sucht man das entsprechende Zeichen.
Hat man es gefunden, schlägt man die Seite im 3.Kapitel auf,
die hinter diesem Zeichen im angegeben ist und schon hat man
die gewünschte Angabe....
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 18:27 Uhr (Zitieren)
Ich habe mal Bilder gemacht:
1. Man sucht das Wurzelzeichen ("Radikal")
http://up.picr.de/11814103vm.jpg
2. Manfindet und sucht in der Liste der Zeichen
http://up.picr.de/11814104zo.jpg
3. Man findet das Zeichen
http://up.picr.de/11814105sr.jpg

:-)
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
ανδρέας schrieb am 12.09.2012 um 18:37 Uhr (Zitieren)

Da bleibe ich lieber Chinesisch-Analphabet - zumindest so lange, bis ich meinen Proviant nicht in Yuan bezahlen muss ...
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 19:08 Uhr (Zitieren)
Och, wenn man das System einmal gerafft hat,
findet man die Vokabel recht zügig...
B-)
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 19:16 Uhr (Zitieren)
Das Problem ist aber eben,
mit dem Auffinden der Vokabel im WB
hat man noch lange nicht die Bedeutung.
Man muß noch die Stellung im Satz beachten,
um dann zu wissen, ob das Schriftzeichen
ein Substantiv, ein Verb, ein Adjektiv
oder sonst was darstellen soll...

Wie gesagt:
Keine Flexion oder sonstiges,
allein die Stellung im Satz entscheidet
über die Bedeutung....
"Ich sehen Du" -> "ich sehe dich"
"du sehen ich"-> "du siehst mich"
"ich du sehen" -> "ich werde von dir gesehen"
"du ich sehen" -> "du wirst von mir gesehen"

Ist doch ganz einfach....
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 19:18 Uhr (Zitieren)
bzw.
Man muß noch ein "Erklär"-Verb und Nomen beifügen
"ich sehen-erblicken du-Mensch"

:-))
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 19:21 Uhr (Zitieren)
argh!
Man muß auch ein "Zähl"-Wort anwenden:
"ich sehen-erblicken du ein Mensch"
"ich sehen-erblicken du-zwei-Mensch" -> "ich sehe euch."
"ich sehen-erblicken du-viel-Mensch." -> "ich sehe euch alle."
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
ανδρέας schrieb am 12.09.2012 um 19:35 Uhr (Zitieren)

Mal eine klitzekleine Frage zur Praxis:

Wie morsen Chinesen?

(So sie nicht auf das lateinische Alphabet hilfsweise Zugriff nehmen, was wegen der Tonalität zu Missverständnissen führen kann, denn lt. Wiki kann z.B. das Wort "ma" heißen: "Mutter", "Hanf", "Pferd" oder "schimpfen".)
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Γραικίσκος schrieb am 12.09.2012 um 19:36 Uhr (Zitieren)
Wie benutzen Chinesen eine Schreibtastatur?
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 12.09.2012 um 19:41 Uhr (Zitieren)
So eine einfache Sprache möchte ich nie lernen wollen, ich hab's gerne komplizierter!! :-)

Wie lange lernst du denn die Sprache schon, Bibule? Das hält man ja im Kopf nicht aus! Ich würde sagen, da muss dringend eine Reform her!
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 19:43 Uhr (Zitieren)
Es gibt ein System, in dem die Tonalität mit Ziffern angezeigt wird.
Also:
ma1
ma2
ma3
ma4

Übrigens,
man kann einen vollständigen, grammatikalisch
und inhaltlich richtigen Satz nur aus der Silbe "ma" machen...
(mit anderen Silben geht das auch)

Eine chinesische Schreibmaschinentastatur besteht aus den Radikalen,
also in etwa aus diesen Zeichen:
-, _, +, / , °, ^ etc...

Die Walze rückt nicht bei jedem Anschlag weiter,
sie rückt erst weiter, wenn man das Zeichen
komplett aus diesen Elementen gebildet hat.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
ανδρέας schrieb am 12.09.2012 um 19:45 Uhr (Zitieren)

Ah, so. Meine Eltern waren keine Chinesen - ich bin so dankbar!
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 12.09.2012 um 19:46 Uhr (Zitieren)
Ich stelle mir gerade vor, ich müsste in einem chinesischen Wörterbuch eine Vokabel finden. Bis ich zum zweiten Kapitel komme, habe ich vielleicht die Info vom ersten Kapitel schon wieder vergessen und ich kann noch nicht mal Notizen machen, weil die auch viel zu kompliziert sind! Da lobe ich mir leo!!
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 19:49 Uhr (Zitieren)
@Anastasia,
von "Lernen" kann man nicht sprechen,
ich habe mir nur mal die Grundstruktur
der Sprache zu Gemüte geführt.

Man müsste die Sprache ständig sprechen, um sie zu beherrschen (Wie es ja mit allen Sprachen ist)

Die größte Hürde ist in der Tat die Schrift.
Einige Zeichen, die sehr oft in Texten vorkommen,
erkenne ich auf Anhieb.
Aber, wie oben beschrieben,
das bedeutet noch lange nicht,
die genaue Bedeutung zu wissen.

Und ja,
Chinesisch zerfällt in unzählige Dialekte.
Und die chinesische Geschicht zeigt ja,
wer die Schrift beherrschte, beherrschte das Land.

Die alten chinesischen "Beamtenprüfungen" sind ja legendär...
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 12.09.2012 um 19:50 Uhr (Zitieren)
Wieso bist du dankbar, dass deine Eltern keine Chinesen waren? Wenn du dich schon mit dieser Sprache so abmühst, wäre das doch praktisch gewesen!
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 19:53 Uhr (Zitieren)
Ich hatte einen chinesischen Kommilitonen aus Singapur.
Der konnte tatsächlich fliessend Chinesisch schreiben, und zwar das "traditionelle", das noch komplizierter ist.
Nicht nur das,
er sprach ca. 10 Sprachen fliessend...
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 20:06 Uhr (Zitieren)
In der Volksrepublik China wurde in den 1950ern
eine Alphabetisierungs-Kampagne gestartet.
Man "vereinfachtete" die 3.000 häufigst gebrauchten
Schriftzeichen, indem man "überflüssige" Striche entfernte.

Daher unterscheidet sich die heutige Schrift in China
von der in Hongkong und Taiwan, bzw. der Auslandschinesen,
z.B. in den Chinatowns der USA.

Ein junger Chinese aus der Volksrepublik, der eigentlich
gut lesen und schreiben kann, wird sich in einer
amerikanischen "Chinatown" kaum zurecht finden,
weil eben gerade die gebräuchlichsten und
alltäglichen Zeichen vereinfacht wurden.

Aber ohne diese Reform wären noch mehr Chinesen Analphabeten.

Der letzte Schritt, die Schrift zu "romanisieren" wurde nicht getan,
Ansätze scheiterten, aus verschiedenen Gründen
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 12.09.2012 um 20:20 Uhr (Zitieren)
Da muss ein Atatürk her!
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 12.09.2012 um 20:22 Uhr (Zitieren)
Wenn ich behaupten würde, ich spreche alle ca. 6.000 Sprachen dieser Welt, könnte das jemand überprüfen?
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 20:33 Uhr (Zitieren)
tja...

es gab mal den Fall von eineiigen Zwillingen,
die anscheinend nicht Sprechen lernten.
Später stellte es sich heraus, daß die beiden
eine eigene Sprache entwickelt hatten,
die nur sie sprechen und verstehen konnten.
Diese "Sprache" bestand aus Lauten und Gebärden...
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 12.09.2012 um 21:10 Uhr (Zitieren)
Ich wollte auf den Chinesen anspielen, der angeblich zehn Sprachen fließend spricht.
Solange es niemand nachprüft oder nachprüfen kann, bleibt er ein Sprachgenie!
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 12.09.2012 um 21:30 Uhr (Zitieren)
Ein Sprachgenie war Heinrich Schliemann,
der innerhalb kurzer Zeit jede Sprache
erlernen konnte.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 12.09.2012 um 22:01 Uhr (Zitieren)
Ich hab' gerade bei Wikipedia nachgeschaut, da ist von fünf Sprachen die Rede, die er allerdings in kurzer Zeit gelernt haben soll. Schliemann scheint aber überhaupt ein Phänomen gewesen zu sein und die richtigen Einfälle zur richtigen Zeit gehabt zu haben. Gibt es solche Leute in unserer Zeit überhaupt noch?
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
arbiter schrieb am 12.09.2012 um 23:00 Uhr (Zitieren)
Fünf Sprachen scheinen auf den ersten Blick nicht viel zu sein, allerdings ist in solchen Fällen immer fraglich, bis zu welchem (Anwendungs-)Niveau, zumal jeder von uns die Erfahrung gemscht hat, dass ohne ständige Übung das Erlernte schwindet.
(Gilt auch für anderes: wenn ich gefragt werde: Kannst Du Klavierspielen? - fällt mir eine wahrheitsgemäße Antwort schwer.)

Die lebenden Sprachen werden ständig weniger. Ich frage mich, wann das Griechische dran ist - zuerst wird wohl die Schrift aufgegeben.
Ich bin in Ostfriesland aufgewachsen und habe erlebt, wie die Eltern aufhörten, mit ihren Kindern im lokalen Idiom zu kommunizieren, in der Annahme, dies beeinträchtige deren Lebenschancen. Anfänge dieser Entwicklung (Herabsinken einer Nationalsprache zu einem regionalen Unterschichtenidiom) sehe ich z.B. in Holland und Schweden.

Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 13.09.2012 um 02:49 Uhr (Zitieren)
@arbiter?
DU bist in Ostfriesland aufgewachsen?
Das glaube ich jetzt aber nicht.

Wo denn?
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
arbiter schrieb am 13.09.2012 um 20:38 Uhr (Zitieren)
in einem kleinen Dorf, das weder Ortsschild noch Kirche noch Kneipe hatte (aber einen Boßel-Verein).
Abitur am altehrwürdigen Ulricianum in Aurich.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 13.09.2012 um 21:46 Uhr (Zitieren)
@arbiter
Wenn man selbst mehrere Sprachen gelernt hat, weiß man sehr wohl, wie zeit- und energieaufwändig Sprachenlernen ist, und fünf Sprachen sind schon eine ganze Menge! Gerade deshalb kann ich mir kaum vorstellen, dass jemand zehn Sprachen fließend sprechen kann und das auch noch in kurzer Zeit. Es gibt aber wohl Ausnahmephänomene, Hochbegabte, Genies oder wie immer man sie nennt.

Dann noch eine Frage zu deinem zweiten Abschnitt: Wie kann es sein, dass Holländisch und Schwedisch auf ein regionales Unterschichtsniveau absinkt. Ich meine, Nationalsprache heißt doch gleichzeitig Amtssprache. Welche Sprache tritt dann an die Stelle der Hochsprachen?

Ist ja lustig, dass sich hier zwei Ostfriesen finden! :-)
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 13.09.2012 um 22:18 Uhr (Zitieren)
Ich bin KEIN Ostfriese, sondern Westfale,
aber in der Nachbarschaft von Ostfriesland aufgewachsen.

Ja, das Ulricianum kenne ich!
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
arbiter schrieb am 14.09.2012 um 00:13 Uhr (Zitieren)
@Anastasia
Beispiele, dass die Amtssprache keineswegs die mehrheitlich gesprochene Sprache ist, gibt es mehrere.
Das - in Zeiten der Globalisierung verschärfte - Problem liegt darin, dass Medienerzeugnisse (vom Video bis hin zu wiss. Veröffentlichungen) aus Gründen des Marketing, der Profitmaximierung oder einfach um maximale Distributionschancen zu erhalten, zunehmend in Englisch (in Zukunft vielleicht auch arabisch) in den Verkehr kommen. Für die begrenzten Märkte in kleinen Ländern ist eine kostenträchtige Übersetzung häufig unwirtschaftlich. D.h. dass hier der Zugang zur internationalen Wissenschaft etc. erst eine Schwelle überwinden muss. Die Holländer und die Schweden können ja deswegen so gut Englisch, weil sie von Kindesbeinen an engl. Fernsehsendungen ansehen (müssen). Irgendwann werden die LEute erkennen, dass es wichtiger ist, Englisch zu können als ihre Nationalsprache - die ja auch dadurch Fortentwicklungsmöglichkeiten einbüßt, dass wiss. Arbeiten überwiegend auf Englisch verfasst werden (wie bei uns übrigens auch schon). Dass technische Innovationen in der Sprache ihres Herkunftslandes übernommen werden, kennen wir ja auch schon seit der Römerzeit.
Bis mein Menetekel sich erfüllt, wird es aber noch ein bisschen dauern.
Die genannten Länder habe ich genannt, weil dort meine bisher vorhandenen Enkel leben.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
arbiter schrieb am 14.09.2012 um 00:18 Uhr (Zitieren)
@διψαλέος
meine ersten Semester habe ich in Münster zugebracht, den bleibendsten Eindruck hat mir die dort unvermeidliche Altbierbowle (mit Erdbeeren) gemacht - und dass die Eingeborenen nahezu jeden Satz mit einem rhetorischen "woll?" beendeten
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 14.09.2012 um 00:27 Uhr (Zitieren)
@arbiter,
Münster kenne ich natürlich auch...
(und die unvermeidliche Altbier-Bowle,
mit Erdbeeren oder Pfirsichen)

Und meine beiden Kinder haben eine Affinität zu Skandinavien
(Meine Tochter überlegt, als Lehrerin in DK zu arbeiten,
mein Sohn hält sich regelmäßig in Schweden auf,
hat sogar die Sprache leidlich gelernt,
eine weitere junge Verwandte studiert in Lund,
meine Schwiegermutter stammt aus NL,
eine weitere Verwandte wohnt heute in Alkmaar.)

Ich schließe aus alledem, daß Du heute in der nordwestlichen Ecke Deutschlands beheimatet bist...
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 14.09.2012 um 00:30 Uhr (Zitieren)
ach so:
Ich habe nicht den Eindruck, daß die Schweden oder Niederländer ihre Sprache aufgeben wollen.
Ja es stimmt, in beiden Ländern
(wie in fast allen Ländern mit relativ wenigen Einwohnern [<20 mio.] )
werden und wurden amerikanische Serien
unsynkronisiert ausgestrahlt.

Wohlgemerkt:"amerikanisch"

Über das amerikanische Englisch wollen wir den Mantel der Güte und Nachsicht decken....
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 14.09.2012 um 09:21 Uhr (Zitieren)
@arbiter

Danke für deine Argumentation, ich kann und will ihr nicht widersprechen!

Entwicklungen wie im römischen Reich?
"Eingemeindungen" im großen Stil?

Für Schweden fände ich das besonders schade, da es ja für uns vorbildliche Sozialsysteme hat, wie ich immer wieder höre.

Meine Schwester, die 35 Jahre in München lebte, wohnt jetzt am Timmendorfer Strand und lernt Schwedisch! Bei mir ist es anders: Der Norden ist schon wegen des Klimas nicht so attraktiv für mich! Was Sprachen anbelangt, bin ich auch berechnender. Der Aufwand ist mir zu groß, um die Sprache einer globalen Minderheit zu lernen! Allerdings habe ich bisher den Anlauf nicht geschafft, Chinesisch oder Indisch anzugehen. Chinesisch ist mir schon deswegen nicht sympathisch, weil mir das politische System gar nicht gefällt, und Bibulus' Erklärungen zu dieser Sprache trug auch nicht gerade dazu bei, mich in diese Richtung zu motivieren. In einem bestimmten Alter lohnt es sich auch immer weniger, mit einer neuen Sprache anzufangen! :-(
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 14.09.2012 um 14:28 Uhr (Zitieren)
@Anastasia,

genau genommen gibt es kein "chinesisch",
und "indisch" schon gar nicht.

Ein "Chinesisch" gibt es nur, weil dort in China eine mächtige Einheitspartei herrscht.
Sie hat den Pekinger Dialekt zur Staatssprache erklärt,
dem sich der Rest der 80% der Einwohner unterwerfen müssen.

Die indische Union hat 23 in der Bundesverfassung festgelegte
"offizielle" Sprachen.

"Hindi" ist mehr oder minder eine "Kunstsprache",
die aus mehreren Sprachen entstanden ist,
sie zerfällt in zahllose Dialekte.
Man kann sich aber, wenn man Basic-Hindi beherrscht,
in fast ganz Indien verständigen.
Mit Englisch ist es aber leichter.
Trotzdem ist Hindi nach Chinesisch die
zweithäufigste Mutter- oder Alltagssprache.

Problem:
Sie wird auch nicht, wie Chinesisch, mit lateinischen Buchstaben geschrieben.

Die schriftliche Latinität verliert immer mehr an Boden.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 14.09.2012 um 14:33 Uhr (Zitieren)
Man könnte sagen,
wir Europäer werden im Vergleich
der Globalisierung zu Analphabeten,
weil wir mit lateinischen Buchstaben schreiben,
die nur noch von einer Minderheit der
schreibenden Menschen gebraucht wird.

Es sind ja zwei verschiedene Dinge,
etwas überhaupt als "Schrift" zu erkennen
und dann das "Schriftliche" zu verstehen.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
arbiter schrieb am 14.09.2012 um 17:19 Uhr (Zitieren)
vorbildliches Sozialsystem? hmm, das sehen die Menschen dort anders - vorbildlich ist wohl die propagandistische Eigendarstellung, die zusammen mit der eisern durchgehaltenen pol.correctness die Außenwahrnehmung beeinflusst.
Wenn man in der Klinik anruft, man habe sich einen Finger abgesägt, erhält man den Rat, ruhig zu bleiben, eine Aspirin zu nehmen und auf keinen Fall vorbeizukommen. Wenn man auf einem Termin beharrt, bekommt man einen, der 8 Monate weiter liegt.
Und aus dem bei uns hochgelobten Schulsystem fliehen die Schüler massenhaft in Privatschulen.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 15.09.2012 um 00:54 Uhr (Zitieren)
Ich habe heute mit einer Schwedin gesprochen.
In der Tat scheint das Gesundheitssystem dort nicht mehr das allerbeste zu sein.
Allerdings muß man auch die Größe des Landes und seine Einwohnerzahl berücksichtigen.
In den städtischen Großräumen Stockholm, Malmö, Göteborg, etc... scheint noch alles in Ordnung zu sein.

Aber, wenn ich eben Stadtflucht betreibe und mich zu den Elchen flüchte, kann ich nicht erwarten, daß sich in unmittelbarer Nähe auch ein für mich zuständiger Arzt niederläßt.

Im Übrigen erhielt ich von dieser Schwedin die Information,
daß es in Schweden keine niedergelassenen Ärzte gibt...
(Also, keine Arztpraxen in jeder 2. Straße wie in Deutschland,
man muß in Schweden bei Beschwerden zunächst immer eine Klinik,
ein Krankenhaus aufsuchen.)

Ich muß mal meinen Sohnemann fragen,
wenn ich ihn demnächst erwische....
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 15.09.2012 um 09:55 Uhr (Zitieren)
Schade, dass es gar keine 'vorbildlichen' Systeme gibt! Da muss man das Rad doch wieder neu erfinden!

Ich habe die Aussage "... wir Europäer werden im Vergleich der Globalisierung zu Analphabeten, weil wir mit lateinischen Buchstaben schreiben,
die nur noch von einer Minderheit der
schreibenden Menschen gebraucht wird" auf mich wirken lassen.

Für mich stellt sich die Frage: Müssen wir langfristig die Schrift der Mehrheit lernen oder überlegt man, welche Schrift der Menschheit zweckdienlicher ist.

Eine ähnliche Frage lautet: Warum setzt sich Englisch als Weltsprache durch? Liegt es nur daran, dass Englisch anscheinend schneller und einfacher zu lernen ist? (Ich mache es absichtlich kurz!)

Schrift ist ja sekundär, aber dennoch bedeutsam, wenn es um Verbreitung und Gedächtnis geht.

Auch dieser Diskurs ist spannend!
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 15.09.2012 um 17:14 Uhr (Zitieren)
Es gibt Sprachwissenschaftler,
die die Meinung vertreten, das moderne Englisch
gleiche sich von der Struktur und der Grammatik
her dem Chinesisch an:
Wegfall der Flexionen, Vereinfachung der Syntax.

Anderseits, ein Nachteil:
Schriftbild nicht gleich Aussprache.

Englisch müsste, um sich entgültig als
Weltsprache zu etablieren, eine
konsequente Angleichung der Orthographie
an die Aussprache herstellen.
Ungefähr so, wie es im Finnischen ist.
(Im Finnischen werden auch Fremdwörter konsequent
nach Aussprache geschrieben: z. B. "filosofia" -> "Philosophie")

Das heutige Englisch wird mit der
frühneuzeitlichen Aussprache geschrieben.
(Reformation)
Na ja, nicht ganz, einiges hat sich verändert,
aber im Großen und Ganzen kann man sagen,
Englisch wird so geschrieben wie zu Zeiten
Heinrichs VIII.

Feststellen kann man das an Hand der vielen
Homophone, die sich in den letzten Jahrhunderten
gebildet haben, aber im Schriftlichen verschieden sind.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 15.09.2012 um 17:16 Uhr (Zitieren)
Englisch wird so geschrieben,
wie es zu Zeiten Heinrichs VIII. gesprochen wurde
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Κόμισσα schrieb am 15.09.2012 um 17:20 Uhr (Zitieren)
Die "filosofia" ist genauso geschrieben nicht nur Finnisch, sondern auch Italienisch.
Und Du, lieber διψαλέος, bemühst Dich mit "entgültig" wohl auch im Deutschen "der Angleichung der Orthograpie an die Aussprache"?
;-)

Gruß von Κόμισσα.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Κόμισσα schrieb am 15.09.2012 um 17:21 Uhr (Zitieren)
Äh... "um die ..." natürlich.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 15.09.2012 um 17:28 Uhr (Zitieren)
na ja,
im Deutschen müsste der erste Schritt
die Abschaffung der unsinnigen und
unlogischen GROSS- und kleinschreibung
sein.

Das das funktioniert kann man in vielen internetforen feststellen,
deren nutzer und schreiber sich am Englischen system orientieren:
Satzanfang und eigenamen groß, alles andere klein.
;-)
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
Anastasia schrieb am 15.09.2012 um 17:33 Uhr (Zitieren)
:-) d oder t, was soll's bei so vielen Lautverschiebungen! :-)

Zur Angleichung der Schrift an die Aussprache.
Zum Lernen wäre es dann einfacher, für Linguisten oder Möchtegern-Linguisten wie mich wär's auch ein bisschen schade, denn man sieht dann nicht mehr die Herkunft der Wörter. Es gibt da doch immer wieder verblüffende Aha-Erlebnisse, die bei einer grundlegenden Reform entfielen.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
arbiter schrieb am 15.09.2012 um 17:53 Uhr (Zitieren)
ob eine Sprache (o. Schrift) kompliziert ist oder nicht, beeinflusst m.E. nicht ihre Überlebenschancen. Wichtiger ist die Zahl der Nutzer, gleich wichtig (oder noch wichtiger) ist die "Qualität" der Nutzer. Wirtschaftliche und wissenschaftliche Potenz, die das internationale Gewicht ausmachen, sind hier die Kriterien.

Dass sich ein ständiger Nutzer der altsprachlichen Foren für eine Pidginisierung ausspricht, ist schon bemerkenswert. Meine persönliche Devise war immer: Je schwieriger, desto besser, und ich kann keinen pädagogischen Sinn darin erkennen, das Erlernen der Schrift zu erleichtern.
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 15.09.2012 um 18:06 Uhr (Zitieren)
die "Pidginisierung " findet doch schon statt!
Ob ich sie befürworte oder nicht.

Und das internet beschleunigt diese Entwicklung
in einem zuvor nicht vorstellbaren Umfang.

Wenn Du mal in internationalen Foren
(ebay.com, internationale Fußball-Foren, etc..)
liest, wo ganz selbstverständlich "english" die
Kommunikationssprache ist,
wirst Du, der noch aus der "alten Schule" kommt,
dich wahrlich grausen...
Re: Analphabetismus in Deutschland heute
διψαλέος schrieb am 15.09.2012 um 18:07 Uhr (Zitieren)
Wenn man da in seinem Oxford-English schreibt,
versteht dich kein Mensch...
 
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