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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Verweigerung von Kunst als Kunstform (452 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 10.09.2012 um 15:35 Uhr (Zitieren)
Im 20. Jahrhundert wird die Verweigerung von Kunst selbst zur Kunstform, und zwar in der Malerei (radikale Malerei), in der Plastik (Marcel Duchamps), der Musik (Free Jazz), dem Theater (Publikumsbeschimpfung, absurdes Theater) usf. Es fällt mir nicht leicht, einen Grund dafür zu denken; es könnte mit dem „Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit“ zu tun haben, aber auch mit der Enttäuschung hinsichtlich der Wirksamkeit traditioneller Kunst, ebenso mit einem gesteigerten Anspruch an Originalität, dem immer schwerer und nur mit ganz radikalen Ideen noch nachzukommen ist.
Re: Die Verweigerung von Kunst als Kunstform
ανδρέας schrieb am 10.09.2012 um 17:57 Uhr (Zitieren)

Ein Künstler braucht für ein auskömmliches Dasein Käufer. Also muss er für sich ein Alleinstellungs-merkmal finden. Ich gebe dir Recht, wenn der Künstler unter den Bedingungen moderner Reproduktionstechnik originelle Wege sucht. Das Resultat gibt nicht selten den Zynikern Futter: "Es muss Kunst sein, für Handwerk ist es zu schlecht."
Es gibt aber auch positive Beispiele:

http://www.tagesspiegel.de/mediacenter/fotostrecken/kultur/bildergalerie-verlorene-orte-in-berlin/4385042.html#image

Diese Photos wirken durch technisch geschickte Verfremdung wie Gemälde (ich habe die Drucke gesehen).

Ein Künstler verwendet die Mittel seiner Zeit. Insofern darf man Phidias nicht als Maßstab für unsere Gegenwart annehmen. Heute interessieren sich die Leute eben für andere Dinge. Kunst ist schließlich frei. Da kann und sollte man keine Vorgaben machen.
Re: Die Verweigerung von Kunst als Kunstform
Γραικίσκος schrieb am 10.09.2012 um 18:01 Uhr (Zitieren)
Kunst macht eh, was sie will. Man kann allenfalls versuchen, sie zu verstehen.
Angeregt worden bin ich zu meinem Gedanken durch die aktuelle Auseinandersetzung mit John Cage (vor 100 Jahren geboren), wie z.B. hier zu hören:
http://www.youtube.com/watch?feature=endscreen&NR=1&v=NE6n2VBo2cM
Re: Die Verweigerung von Kunst als Kunstform
ανδρέας schrieb am 10.09.2012 um 18:10 Uhr (Zitieren)
Entsetzlich!
Herzrhythmusstörungen sind vorprogrammiert.
Dann lieber Ases Tod nach Loriot:

http://www.youtube.com/watch?v=1C8b3paSp3Y
Re: Die Verweigerung von Kunst als Kunstform
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 10.09.2012 um 20:53 Uhr (Zitieren)
Diese "Diskussion" der These von der Degenerierung, gar (Selbst)Abschaffung der Kunst dürfte so alt wie die Menschheit sein. Jede Generation steht von neuem vor bisher Ungeahntem, Ungedachtem, Verstörenden, Abweisenden. Nur wer sich darauf einläßt, erwirbt die Grundlagen für ein Urteil, das mehr ist als bloße Draufsicht auf das Phänomen.

John Cage, Eugène Ionescu, Marcel Duchamps e altri in einem Atemzug mit "Verweigerung von Kunst" zu nennen, offenbart jedenfalls nur die Unkenntnis (oder den Unwillen), sich verändernde Begriffe von 'Kunst' zur Kenntnis zu nehmen. "Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut" heißt es in von Hoddis' "Weltende" so treffend ...

Daß es wie überall auch in der Kunst Trittbrettfahrer gibt, deren "Erzeugnisse" an Scharlatanerie grenzen (oder diese Grenze überschreiten - und dies können, weil die Masse des Publikums eben den Aufwand, das persönliche Engagement scheut, das Kunst von uns fordert: "Du mußt Dein Leben ändern!", heißt es bei Rilke), ändert nichts an der Wahrheit dessen, was jemand wie Cage uns zu sagen hat.
Insofern kann ich zu dem von Γραικίσκος angezogenen Konzert nur sagen: phänomenal! :-)
Re: Die Verweigerung von Kunst als Kunstform
arbiter schrieb am 10.09.2012 um 23:04 Uhr (Zitieren)
Kunst kommt von Können und nicht von Wollen, sonst hieß es ja Wunst. Für mich zählt neben der künstlerischen (bestenfalls singulären und innovativen) Idee vor allem auch die Beherrschung des "Handwerk".

Natürlich kann jeder machen, was er für opportun oder für richtig hält, solange andere nicht über Gebühr belästigt werden. Wenn man Käufer für die eigenen Produkte findet, umso besser.

Zu allen Zeiten hat es Rezipienten gegeben, die an qualitativ minderwertigen Erzeugnissen ihr Vergnügen hatten und dafür auch bezahlt haben - so what
Re: Die Verweigerung von Kunst als Kunstform
διψαλέος schrieb am 11.09.2012 um 00:19 Uhr (Zitieren)
Im ollen Rom des Augustus wurden für
"Replikate" griechischer Kunstwerke
(sprich: "Fälschungen, neudeutsch: "fakes")
Höchstpreise gezahlt.

Dabei waren diese "Repliken" nicht mal sonderlich
sorgfältig ausgeführt, Hauptsache "griechisch".

Sehr viel später führte man den Begriff "faksimile" ein....

Wahrscheinlich hätten die geschäftstüchtigen Werkstätten
(nicht nur römische, sondern auch alexandrinische)
nicht davor zurückgeschreckt, die "Mona Lisa"
tausendfach zu kopieren und als "Original" auf den Markt zu werfen.

Was ist Kunst?

Zunächst einmal "künstlich",
also ein menschliches "artefactum".

Hat Dieter B. sein wirken jemals als "Kunst" deklariert?

Nun ja, 100 mio. Euro aufs Konto zu schaufeln ist "Kunst".

Ich habe mein Wirken niemals als "Kunst" begriffen,
obwohl es bei öffentlichen Aufträgen gewisse Auflagen gibt,
einen Teil der Investitionssumme "künstlerisch" zu verbraten...

Nun ja,
das ist ein anderes Feld....
B-)

Re: Die Verweigerung von Kunst als Kunstform
διψαλέος schrieb am 11.09.2012 um 00:28 Uhr (Zitieren)
ach,
wenn wir schon dabei sind,
verweise ich auf mein, zugegeben, in meiner Jugendzeit
entwickeltes Projekt der "organischen Musik".
(Ich wage es aber nicht, dieses als "Kunst" zu bezeichnen,
ein Urteil darüber sei der Nachwelt vorbehalten.)
Re: Die Verweigerung von Kunst als Kunstform
διψαλέος schrieb am 11.09.2012 um 07:53 Uhr (Zitieren)
Nun ja,
die "künsterlerischen Ambitionen" meiner Genosse knnman ja in Berlin besichtigen...

(und nicht nur dort,
sogenannten neoklassischistischen Barock,
mit gotischem Einschlag in Richtung Romanik,
versetzt mit einer Prise Rockoko,
verbunden mit Historzismus,
findet man überall.)
 
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