Ich komme mit der "abendländischen" Form der Trauer (zumindest mit dem, was "die Leute" so von einem erwarten) nicht so richtig klar. (Okay, lautstark muss ich's auch nicht haben, ich will einfach machen, was ich für richtig halte und was mir in dem Moment hilft.)

Mein Vater war ein unglaublich lebensfroher Mensch. Ich glaube nicht, dass er wollen würde, dass ich jetzt ein Jahr oder was-weiß-ich wie lang in schwarzen Klamotten rumlaufe, bloß weil das gesellschaftliche Konvention ist. Ich bin damit auf großes Unverständnis gestoßen, dass ich schon wieder bunte Sachen anziehe, mich mit Freunden treffe (ja, auch gelegentlich zum Ausgehen), Dinge tue, die Spaß machen. Ich war noch kein einziges Mal an seinem Grab.

Ist mein Vater mir egal? Bin ich respektlos? Ich denke nicht.

Das was ich tue, tue ich, wenn ich mich danach fühle. Das einzige, was ich wirklich brauche: Musik.


Ich halte nicht viel davon, Dinge einfach zu tun, weil alle anderen sie auch tun bzw. "schon immer so gemacht haben".



Dennoch, Versuch einer Gegenposition zum eben Gesagten: Tradionen geben Sicherheit, Orientierung, Stabilität, wenn alles andere ins Wanken geraten ist. ... Oder?

Am ersten Sonntag nach seinem Tod war ich froh, dass ich mich ein Stück weit hinter schwarzen Sachen und schwarzem Kopftuch, halb ins Gesicht gezogen, "verstecken" konnte. Dass mich die meisten Leute einfach in Ruhe gelassen haben. Dass die meisten(!) Leute den Anstand hatten, micht nicht stundenlang "zuzutexten", wenn mir nicht nach Reden war.