Hat der jetzige Papst oder sein Vorgänger denn jemals zum Krieg aufgerufen, Krieg gerechtfertigt oder gutgeheißen? Der letzte Kreuzzug endete 1270 und kann kaum zur Bewertung herangezogen werden. Die Zeit der Krieg führenden Päpste in Italien und Europa liegt auch schon länger zurück. Die Streimacht des Vatikans reicht kaum, um die nächste Gelateria zu überfallen. Im Libanon ging er durchaus auch ein persönliches Risiko ein und seine Reise wurde m.W. dort recht wohlwollend aufgenommen. Heute steht der Vatikan doch eher für schöne Auftritte und stille Diplomatie.
Man kann die Lampe auch zu hoch hängen, als dass man das Licht noch sieht. Der Papst mag einem unsympathisch sein, aber als kriegshetzerischen Wolf im Schafspelz sollte man ihn nicht darstellen. Und er hat auch schon lange keinen Bann mehr verhängt oder Scheiterhaufen oder andere Schmerz zufügende Strafen verlangt.
Und Hunde sind in den vatikanischen Mussen garnicht erlaubt, außer an der Leine geführte Blindenhunde, soweit ich weiß. Alle verließen den Vatikan ohne päpstliche Bisspuren.
Das hätte andernfalls sicher in der Presse gestanden.

Es gibt noch mehr solcher Nicht-Nachrichten, z. B.

XY würdigt ...
XY verurteilt ...
XY fordert auf ...
usw.

Ich habe mir auch schon öfters überlegt, was solche Sätze bewirken sollen!

Im Film "Citizen Kane" wird sehr schön aufgezeigt,
wie man eine Nachricht "macht".

Public Relations - d.h. garantierte Fernsehbilder,sich in Erinnerung bringend, wobei der Herr Ratziner wohl weiß, dass Appelle und Gebete noch nie etwas am Lauf der Welt geändert haben; hier allenfalls zum Schlechteren: die beabsichtige Stärkung der Christen in der Region ist geeignet, die Spannungen zu verstärken; dazu kommt, dass die Christen im Syrien bislang hinter de Diktator standen, im aktuellen Konflikt sich wegducken - ein bekanntes Verhaltensmodell.

Das Problem, das ich meine, ist kein spezielles des Papstes, und es steht ja auch keineswegs so, daß der Vatikan keine echten Nachrichten produziert (Geschäftsgebaren der Vatikanbank, Kardinalsintrigen); mit Recht schreibt Anastasia, daß es solche Nicht-Nachrichten-Nachrichten auch bei anderen Gelegenheiten gibt: "Merkel plädiert für Vernunft" o.ä.
Daß die öffentlich-rechtlichen Sender sich für solche Appelle wie die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten oder die Sylvesteransprache der Bundeskanzlerin zur Verfügung stellen, verstehe ich: sie sind durch Gesetz oder ihre (politischen) Aufsichtsräte dazu verpflichtet.
Was ich bei weitem schlechter verstehe, ist, daß eine unabhängige (?) Presse ihre Schlagzeilen für Hund-beißt-Mensch-"Nachrichten" zur Verfügung stellt.

Ich vermute, daß die Bild-Zeitung, die ja nur über wenige Abonnenten verfügt und deshalb täglich potentielle Leser am Kiosk bei den ... Ihr wißt schon packen muß, weitestgehend auf solche Schnarch-Schlagzeilen verzichtet.

nun ja,
Die Schlagzeile
"FJS im Bordell niedergeschlagen und ausgeraubt"
ist ja nun wirklich inhaltsträchtiger als
"Merkel plädiert für Vernunft"

Zum durchaus brisanten Thema, weshalb es vorwiegend zwei Kategorien von Schlagzeilen gibt, nämlich die reißerischen und die nichtssagenden, drängen sich mir folgende Fragen auf:

Was denkt sich eine Bundeskanzlerin, wenn sie zur Vernunft aufruft?

Können Journalisten ihren Beruf noch spannend finden, wenn sie von Informationsquellen ferngehalten und instrumentalisiert werden?

Ist den Lesern das Bedürfnis nach Information und Meinungsbildung abhanden gekommen, sodass sie sich mit billiger Animation zufrieden geben?

Bestimmt kann man noch mehr Fragen stellen.