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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Euenos von Askalon über die Liebe (855 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 26.07.2009 um 14:12 Uhr (Zitieren)
Εἰ μισεῖν πόνος ἐστί, φιλεῖν πόνος, ἐκ δύο λυγρῶν
αἱροῦμαι χρηστῆς ἕλκος ἔχειν ὀδύνης.
(Euenos von Askalon)

(Quelle: Anthologia Graeca, Buch XII-XVI. Herausgegeben von Hermann Beckby. München 2. Aufl. o.J., S. 102)
Re: Euenos von Askalon über die Liebe
Ὑληβάτης schrieb am 27.07.2009 um 11:32 Uhr (Zitieren)
Man kann die Schwere der Entscheidung an den Spondeen des zweiten Verses hören: αἱ-ροῦ-μαι-χρη-στῆς

Εἰ + Indikativ ist ein Indefinitus: "Der Sprecher lässt das Verhältnis zur Wirklichkeit unbestimmt. Als wirklich soll nur das Verhätnis von Fallsetzung und Folge erscheinen." So könnte man den Griechen in die heutige Zeit retten.

Trotzdem bleibt der typisch griechische Gedanke, dass die unglückliche Liebe in der Literatur vorkommt.
Re: Euenos von Askalon über die Liebe
Γραικίσκος schrieb am 27.07.2009 um 15:18 Uhr (Zitieren)
Deinen letzten Satz verstehe ich nicht. Gibt es irgendeine Literatur, in welcher unglückliche Liebe nicht vorkommt?
Vgl. das folgende Gedicht:
Das siebente Lied

Sieben Tage sah ich die Geliebte nicht.
Krankheit hat mich befallen.
Mein Herz wird schwer.
Ich habe mich selbst vergessen.

Wenn die Ärzte zu mir kommen,
bin ich mit ihren Mitteln nicht zufrieden.
Keinen Ausweg finden die Beschwörer.
Meine Krankheit wird nicht erkannt.

Wenn man mir sagt: Siehe, sie ist da! belebt es mich.
Ihr Name ist das, was mich erhebt.
Das Kommen und Gehen ihrer Boten
ist das, was mein Herz am Leben hält.

Besser als alle Mittel ist für mich die Geliebte.
Mehr ist sie mir als das Rezeptbuch.
Ihr Eintritt von draußen ist mein Amulett.
Wenn ich sie sehe, dann gesunde ich.

Wenn sie ihr Auge öffnet, verjüngt sich mein Leib.
Wenn sie spricht, dann erstarke ich.
Wenn ich sie umarme, verjagt sie von mir das Übel.
Sie ging von mir vor sieben Tagen.


[Quelle: Altägyptische Liebeslieder. Eingeleitet und übertragen von Siegfried Schott. Zürich 2. Aufl. 1950, S. 43]
Re: Euenos von Askalon über die Liebe
Ὑληβάτης schrieb am 27.07.2009 um 15:22 Uhr (Zitieren)
Wir hatten uns doch mal darüber unterhalten, dass in der "guten" Literatur (nur) unglückliche oder problematische Liebe vorkommt, weil mein Professor mal sagte, dass die glückliche Liebe nicht interessant wäre.
So auch hier: φιλεῖν πόνος, λυγρῶν, ἕλκος, ὀδύνης.
Re: Euenos von Askalon über die Liebe
Γραικίσκος schrieb am 27.07.2009 um 15:36 Uhr (Zitieren)
Ich erinnere mich vage an das Gespräch. Hatte ich nicht damals gesagt, daß die glückliche Liebe nur selten in der Literatur vorkommt und daß sie dann bestimmte andere Umstände benötigt, welche Dramatik erzeugen? So ja in der "Odysseee".

An dem Diktum Deines Professors ist was Wahres dran, aber es es gilt nicht so ganz uneingeschränkt.
Meine Schüler erklären das Phänomen meist in etwas trivialerer, aber durchaus lebensnaher Weise so: Wer glücklich liebt, hat was Besseres zu tun, als Gedichte zu schreiben.
Re: Euenos von Askalon über die Liebe
Ὑληβάτης schrieb am 27.07.2009 um 15:39 Uhr (Zitieren)
Ich habe meiner Frau Gedichte geschrieben, als wir glücklich (ineinander) verliebt waren!
Oje, der Bildschirm sondert so süßliches Zeug ab ... ;-)

Nein, Du hast Recht. Das war es, was ich meinte.
Dein Altägypter scheint fast modern zu sein, weil er sich die Pointe bis zum Schluss aufhebt. Kommt das häufiger vor?
Re: Euenos von Askalon über die Liebe
Γραικίσκος schrieb am 27.07.2009 um 15:56 Uhr (Zitieren)
"Das Gespräch eines Mannes mit seinem Ba" enthält - nach einer geballten Ladung Pessimismus - eine überraschende Schlußpointe:
http://www.albertmartin.de/altgriechisch/forum/?view=51#5
Das fällt mir spontan ein.
 
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