Ein heutzutage vielfach verkanntes Talent...

Ob er sich auf die derzeitige sogenannte Supertalent-Bühne geflötet hätte?

Er scheint jedenfalls nicht auf seinen Bach gestoßen zu sein, oder aber dieses musikalische Opfer ist auf immer verschollen. Der Spitzname dürfte zudem nicht frei ist von sexueller Konnotation sein - teilte Auletes doch vermutlich mit seinem preußischen Wiedergänger die sexuelle Orientierung. Cf. M. Grant: Cleopatra, p.20 in nicht mehr ganz zeitgemäßer Diktion: "One of these weaknesses, although he achieved the paternity of Cleopatra and other offspring, was perhaps homosexual vice. This is suggested by inscriptions from the Nile island of Philae engraved by at least two and probably three men three men who claim to have been the king's passive sexual partners.The names given by two of these individuals seem to be pseudonyms deliberately suggestive of lechery...But it is also fair to point out that the term by which they describe themselves, kinaidos, is sometimes used to mean, not only a passive homosexual, but also some sort of dramatic or musical performer - probably a dancer of obscene dances."

Laut Strabo hatte er drei Töchter (darunter die bekannte Kleopatra) und zwei Söhne. Dessen ist der preußische Fritz ja unverdächtig.
Kann man einen solchen Menschen (Ptolemaios Auletes) homosexuell nennen? Doch eher bisexuell - falls es sich nicht überhaupt um Polemik handelt.

Es gab Zeiten, in denen Homosexuelle Alibi-Zeugungen vorgenommen haben.

Ob das für den Vater von Kleopatra auch zugetroffen haben könnte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Alibi-Ehen kenne ich: "Hoppe, Hoppe Gründgens / Wir kriegen keine Kindjens". Alibi-Zeugungen mag es auch gegeben haben. Aber fünf Kinder sind viel. Und es gab ja nicht - wie bei Marianne Hoppe und Gustav Gründgens - einen § 175 StGB, der eine solche Tarnung hätte ratsam erscheinen lassen.

Eine ehemalige Vermieterin hat mir mal ihre Geschichte anvertraut. Sie hatte vier! Kinder.
Ihr Mann war Chemiker und musste oft Überstunden machen (!!).

Dass er homosexuell war, erfuhr sie erst , als ihre Kinder schon erwachsen waren und es alle anderen wussten. Sie war schon eine ältere Frau, als ich mich in jungen Jahren in ihrem Haus einmietete.

Der zeitliche Hintergrund war das Dritte Reich, als Homosexualität unter Strafe stand.

Das glaube ich gern. Die Drohung mit einem Konzentrationslager zwingt zu familiärer Tarnung, sofern man das 'technisch' hinbekommt. Doch ich denke, daß ein Ptolemäerkönig der Antike über solchen Zwängen stand.

Gute Güte, ich weiß es nicht; ich habe mich nur bei der Lektüre von filix' Beitrag gefragt, warum man wohl nicht (a) Bisexualität und (b) Polemik in Betracht zieht.

Es war natürlich nicht nur Tarnung, obwohl diese existenziell notwendig war. Vier Kinder garantierten auch, dass die Ehefrau ausreichend beschäftigt war!

Ja. Ich habe das fälschlich nur von der Tarnung gegenüber der Öffentlichkeit aus gesehen; aber in diesem Falle sollte auch die eigene Frau - anders als bei Hoppe & Gründgens, die sich in ihren Vorlieben einig waren - hinters Licht geführt werden. Ich stelle es mir dennoch nicht leicht vor, vier Kinder ohne jede Form von Attraktion zu zeugen.

Gustav Gründgens kennt man wohl noch, wg. Faust/Mephisto? Aber Marianne Hoppe, Elisabeth Flickenschild, Klaus Schwarzkopf ... all diese bekannten Schaupsieler, die sich tarnen mußten?

... wobei - darüber haben wir hier, glaube ich, schonmal gesprochen - weibliche Homosexualität aus irgendeinem Grunde ja fast nie strafbar war.

Ist ein Kind, wenn's sein muss, nicht schnell gezeugt? Und dann kommen ja neun Monate Schwangerschaft, die eine gewisse Ruhephase garantieren.

Ist ein Kind, wenn's sein muss, nicht schnell gezeugt?

Das schreibst Du als Frau. Ich als Mann denke an die 'Launen der Hydraulik' ... ohne jede erotische Attraktion?

Zitat von Γραικίσκος am 17.10.12, 21:31

'Launen der Hydraulik' ...

:-)))

Ein Poster, das in den '70ern in fast jeder stud.-psych.-Bude hing:
http://tinyurl.com/cpu7joj

B-)

Natürlich kommt Diffamierung ebenso in Frage wie gelebte Bisexualität samt Nachwuchs; darum schrieb ich auch "vermutlich". Für die, die es noch nicht kennen, in diesem Zusammenhang oder auch nicht, das philologische Rätsel, das der 'junge Fritz' hinterließ:

Sans,¹ souci.²


------------------------------
¹ http://tinyurl.com/cqnvjsa
² http://tinyurl.com/csr4q6e

tja.
Friedrich II. von Preussen ist mir ein Rätsel.
Einerseits, in jungen Jahren, bevor er König wurde...
anderseits war er bereit, 300.000 seiner Untertanen (immerhin 15% ~ 1/7, der damaligen Bevölkerung) ohne mit der Wimper zu zucken
in sinnlosen Kriegen zu opfern.

So bin ich ja auch kein Freund und Bewunderer von Alexander III. von Makedonien..
(allgemein als "der Große" bekannt)
Γραικίσκος weiß es.
;-)

Danke für die Anregungen. Das Thema "Sexualität" birgt doch einiges an Diskussionsstoff.

Die Knabenliebe würde heute unter "Pädophilie" gehandelt.

Homosexualität unter Adulten wäre harmlos, wenn es nicht potenzielle Folgen gäbe, die weniger verantwortbar sind.