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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Antigone (1935 Aufrufe)
Anastasia schrieb am 23.10.2012 um 10:50 Uhr (Zitieren)
Meine Nachhilfeschüler fordern mich. Gestrige Abendlektüre: Antigone. Nicht, dass ich die Tragödie zum ersten Mal gelesen hätte, doch muss ich mein Gedächtnis immer wieder aufgefrischen. Erstaunlicherweise lese ich immer wieder neu, wodurch sich andere Fragen formieren.

Auf S. 13 im Reklam-Schlüssel erfahre ich, dass deinós ein Adjektiv ist mit vielfältigen Übersetzungsmöglichkeiten.

Ta deinà heißt Ungeheuer und es macht mich neugierig, weshalb man im Griechischen zwei Wörter dafür benötigt.

Deinóteron scheint ein Komparativ zu sein.

Im Zusammenhang mit diesen Wörtern finde ich den Ausspruch: Ungeheuer ist viel und nichts ungeheurer als der Mensch. Erinnert mich an ein Kurzwort, das ich in diesem Forum neulich auch ausspuckte.

Unter so manchen Fragen, die ich habe bzw. hätte, wäre auch diese, und hier geht es nicht mehr um die Sprache, sondern den Inhalt mit Bezug zur Gegenwart:

Wenn Ödipus unwissentlich seine Mutter heiratete, gab es dann damals kein Tabu bezüglich des Alters?

Ich denke an die heutige Tendenz der Männer, nach Frauen in der Generation ihrer Töchter Ausschau zu halten. Die wenigstens, wenn überhaupt, würden eine Beziehung mit einer älteren Frau in Erwägung ziehen. (Harry and Maud dürften ja wohl eher eine Kuriosität sein!)

Bei Resonanz würde ich gerne noch mehr Fragen stellen, die sich im Verlauf der Beschäftigung mit der Lektüre ergeben.


Re: Antigone
διψαλέος schrieb am 23.10.2012 um 14:55 Uhr (Zitieren)
deina?
Ich kenne "τό δεῖμα" -> der Schrecken, das Ungeheuer, die Furcht.
"τό" ist der Artikel
Re: Antigone
διψαλέος schrieb am 23.10.2012 um 15:03 Uhr (Zitieren)
Ach ja,
zur Frage des Altersunterschied :
1. Es war zu allen Zeiten bei ehelichen Verbindungen von Fürsten der Altersunterschied unwichtig,
wichtig war der politische Nutzen und die Frage der Nachkommenschaft.

So heiratete Kaiser Heinrich VI. die 11 Jahre ältere Konstanze, die Erbin des Königreiches Sizilien, aus der Ehe entsammte dann der spätere Kaiser Friedrich II.
Re: Antigone
διψαλέος schrieb am 23.10.2012 um 15:08 Uhr (Zitieren)
Bedenke:
In der Antike wurden Mädchen seh früh verheiratet, sobald sie ihre monatliche Regel hatten.
Sie wurden also schon als Teenager Mutter.

Angenommen, sie gebar den Oidipous mit 15,
dieser wiederum kam als junger Mann nach Theben,
sagen wir mit 18.

Die Königinwitwe war also 33 und noch fruchtbar...
Also stand der Ehe mit dem Helden, der die Stadt
von der Sphinx befreite nichts im Wege.
Somit konnte er legal König von Theben werden.
Re: Antigone
διψαλέος schrieb am 23.10.2012 um 15:15 Uhr (Zitieren)
ach ja,
so eine Fürstenehe war imme rpolitisch.
Es war zu allen Zeiten üblich, daß sich die Fürsten Mätressen, bzw. Nebenfrauen hielten.
Wichtig war nur, daß die legale Ehefrau , also die Fürstin, Nachkommen gebar.

Die Mutter Alexander des Großen war die fünfte "Ehefrau" Philipp II.
Aber zu der Zeit war die Polygamie bei den Makedonen noch legal...
Re: Antigone
διψαλέος schrieb am 23.10.2012 um 15:22 Uhr (Zitieren)
Ungeheuer ist viel und nichts ungeheurer als der Mensch.

ist das Zitat, das mich in der "Antigone" am meisten beeindruckte.

Sophokles kannte die Menschen und würde sich heute, angesichts der zurückliegenden 2.500 Jahre, nur bestätigt sehen.

Sophokles erlebte den Peloponnesischen Krieg,
in dessen Verlauf sämtliche Schranken,
die bisher in der Kriegsführung stillschweigend von den Konfliktparteien eingehalten wurden, fielen.
Re: Antigone
διψαλέος schrieb am 23.10.2012 um 15:43 Uhr (Zitieren)
Re: Antigone
Φιλομαθής schrieb am 23.10.2012 um 15:59 Uhr (Zitieren)
Als δεινός (deinos) wird im Griechischen etwas bezeichnet, das Furcht oder Staunen erregt. Insofern passt die Übersetzung ungeheuer(lich) ganz gut, da dieses Wort im Deutschen ein ähnliches Bedeutungsspektrum aufweist.

Τὰ δεινά (ta deina) ist Neutrum Plural, τά (ta) ist der Artikel, δεινά (deina) ist also substantiviert und heißt damit svw. die Ungeheuerlichkeit(en), das Ungeheure, das Furchtbare.

Im Zusammenhang mit dem Sophokles-Vers muss man die (prädikative) Stellung des πολλά (polla = viel, zahlreich) vor dem Artikel beachten, wodurch die drei Wörter einen Nominalsatz bilden: "Zahlreich ist das Ungeheure, ..."

... κοὐδὲν ἀνθρώπου δεινότερον πέλει (kuden anthropu deinoteron pelei): "... doch (das καί ist hier offenbar nicht reihend, sondern steigernd) nichts Ungeheureres als der Mensch regt sich."

Beachte, dass hier der Mensch durch das Neutrum δεινότερον (deinoteron) als eine unbestimmte Kraft betrachtet wird, nicht konkret als Ungeheuer! Es wird hier das erschreckende Potential, das im Menschsein enthalten ist, hingewiesen.
Re: Antigone
Φιλομαθής schrieb am 23.10.2012 um 16:00 Uhr (Zitieren)
Es wird hier auf ...
Re: Antigone
διψαλέος schrieb am 23.10.2012 um 16:22 Uhr (Zitieren)
wer Zeit hat:
http://www.youtube.com/watch?v=suN2Pq6qoKE
ein schwarz/weiß-Film aus 1961!

Frage:
Sprechen die Darsteller altgriechisch?
Re: Antigone
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 23.10.2012 um 16:50 Uhr (Zitieren)
Φιλομάθης,

Du übersetzt πέλει mit 'sich regen'; ist hier aber nicht viel stärker das Ins-Leben-Treten, In-der-Welt-Sein, allgemein das Dasein, gemeint?

Also: ... doch nichts gibt es (scil. auf der Welt) ungeheureres als den Menschen =>, was ungeheurer wäre als der Mensch.

Und das Neutrum von δεινότερον ist doch abhängig von οὐδὲν, ἀνθρώπου ist doch (Gen. comp.) nur das secundum comparationis (wobei Dein Hinweis auf das überwältigend-furchtbare Potential des Menschen natürlich vollkommen berechtigt ist).
Re: Antigone
διψαλέος schrieb am 23.10.2012 um 17:02 Uhr (Zitieren)
kleine Anmerkung:
Im Film spricht Kreon den Satz aus, nicht der Chor

Bei 0:23:47
Re: Antigone
διψαλέος schrieb am 23.10.2012 um 17:06 Uhr (Zitieren)
kleine Anmerkung:
Im Film spricht Kreon den Satz aus, nicht der Chor

Bei 0:23:47

aber es scheint mir eine neugriechische Fassung zu sein...
Re: Antigone
Anastasia schrieb am 23.10.2012 um 22:31 Uhr (Zitieren)
Vielen Dank für die vielen Anregungen.

Die Diskurse über sprachliche Feinheiten kann ich leider nicht wirklich verfolgen, da ich nach wie vor nicht einmal die Buchstaben kenne, wenn man mal von denen absieht, die man aus den Naturwissenschaften kennt.

Der Film wäre interessant, wenn ich griechisch verstünde. Filme mit Untertiteln finde ich anstrengend, weil sie zuviel Aufmerksamkeit abziehen.
Re: Antigone
διψαλέος schrieb am 23.10.2012 um 23:42 Uhr (Zitieren)
Zitat von Anastasia am 23.10.12, 22:31Vielen Dank für die vielen Anregungen.

Die Diskurse über sprachliche Feinheiten kann ich leider nicht wirklich verfolgen, da ich nach wie vor nicht einmal die Buchstaben kenne,


@Anastasia,
das verstehe ich jetzt nicht.
Du gibst Nachhilfe in Griechisch, ohne Griechisch zu können?
Oder bin ich da auf einem völlig falschem Dampfer?
???
Re: Antigone
Anastasia schrieb am 26.10.2012 um 21:20 Uhr (Zitieren)
Nein, Bibulus, Griechisch wäre das letzte Fach, in dem ich Nachhilfe anböte!

Deutsch biete ich mitunter an und derzeit geht es mal wieder um Antigone. Im Reklam-Schlüssel dazu steht ab und zu ein griechisches Wort.

Kann sein, dass ich euch in den nächsten Tagen noch mehr Fragen zu diesem Stoff stelle. Macht euch schon mal darauf gefasst! ;-)
Re: Antigone
Anastasia schrieb am 26.10.2012 um 21:23 Uhr (Zitieren)
Um es nochmal unmissverständlich zu sagen:

Ich lese und bearbeite Antigone mit meiner Schülerin auf deutsch!
Re: Antigone
Anastasia schrieb am 26.10.2012 um 21:29 Uhr (Zitieren)
Noch eine Info, die zum Verständnis beitragen könnte:

Antigone ist in der 10./11. Klasse Unterrichtstoff im Fach Deutsch.

Bist du jetzt auf dem richtigen Dampfer, Bibule?
;-))
 
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