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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Gott ist ... (681 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 29.10.2012 um 17:30 Uhr (Zitieren)
Gott ist in den monotheistischen Religionen:
(1) allmächtig
(2) allwissend
(3) gut, allbarmherzig
(4) Schöpfer des Universums
(5) Herr, Normengeber und Richter der Menschen
(6) von Ewigkeit zu Ewigkeit

Erkennbar trifft keines dieser Prädikate auf die Götter der antiken polytheistischen Religionen, etwa der griechischen, zu.
In welchem Sinne, mit welcher Bedeutung wird dort aber von 'Gott' gesprochen? Welche Eigenschaften machen einen Gott dort zum Gott?
Re: Gott ist ...
διψαλέος schrieb am 29.10.2012 um 17:41 Uhr (Zitieren)
Na, ob der mosaische Gott in allen Fällen als (3) gut, allbarmherzig zu bezeichnen ist?
In der Tora droht Gott doch in jedem zweiten Kapitel mit der Vernichtung irgendwelcher Leute..
Re: Gott ist ...
διψαλέος schrieb am 29.10.2012 um 17:47 Uhr (Zitieren)
...und gerade die zehnte ägyptische Plage kann man wohl auch nicht als "gut" und "allbarmherzig" bezeichnen.
Re: Gott ist ...
Γραικίσκος schrieb am 29.10.2012 um 18:07 Uhr (Zitieren)
Ja, auf die jüdische Gottesvorstellung trifft das nicht so recht zu. Ist "gerecht" passender? Oder ist er "gut zu seinem Volk"?

Jedenfalls - und das war ja meine Frage - paßt auch das nicht auf die antiken Götter, jedenfalls nicht auf alle oder auch nur die meisten.
Re: Gott ist ...
διψαλέος schrieb am 29.10.2012 um 18:20 Uhr (Zitieren)
tja...
die klassischen antiken Götter.
Sie sind wohl aus für den damaligen Menschen nicht zu erklärenden Naturerscheinungen hervorgegangen.
Blitz und Donner, Erdbeben, Sonenaufgang, Sonnenuntergang, Veränderung des Mondes Ablauf der Jahreszeiten, etc...

Im Laufe der Zeit wurden diese Phänomen "personalifiziert".
In einigen Kulturen waren Götter auch sterblich
(Ägypten, Germanen)
und nicht allmächtig (bei den Griechen),
sie unterlagen dem "moira", dem Schicksal.
Re: Gott ist ...
Γραικίσκος schrieb am 29.10.2012 um 18:39 Uhr (Zitieren)
Das ist (a) die (hypothetische) Herkunft des Götterglaubens und (b) eine zusätzliche Komplizierung der Definition: Auch die Unsterblichkeit scheidet als Definitionskriterium aus.
Was also macht in den antiken Religionen einen Gott aus? Was ist die 'Idee' eines Gottes?
Re: Gott ist ...
ανδρέας schrieb am 29.10.2012 um 19:46 Uhr (Zitieren)
Wenn ich mir die griechische Mythologie ansehe, fällt mir eine Gemeinsamkeit auf:
die Schwäche des Menschen gegenüber den Naturgewalten. Die Götter personifizieren die Naturgewalten, lenken diese und damit auch das Schicksal der Menschen. Da bleibt dem kleinen, schwachen Menschlein nur die Unterwerfung und die Opfergabe, um die Götter gnädig zu stimmen. Es läuft also auf einen Tauschhandel (Leistung-Gegenleistung) hinaus. Opfergaben gegen Wohlwollen der Götter. Dies scheint mir für die christl. u.a. Religionen auch zuzutreffen. Man denke an die Buß- Wallfahrt, Pilgerfahrten oder andere Rituale. Alles Unterwerfungsgesten. Nicht die Götter haben etwas gemeinsam, sondern die Menschen: Bedürfnisse, die sie aus eigener Kraft nicht stillen können. Die Götter sind das Abbild dieser Bedürfnisse. Die Idee dahinter ist das Begehren der Menschen. Dieses Begehren beginnt mit der Geburt (wo gibt`s die Milch?) und endet nie ...
Re: Gott ist ...
Anastasia schrieb am 29.10.2012 um 19:54 Uhr (Zitieren)
Das Rätsel scheint unlösbar.

Woher? Wohin? Warum? Wozu?

Schade, dass niemand eine Erklärung hat.
Alle sind ratlos: die Theologen, die Philosophen, die Wissenschaftler.
Re: Gott ist ...
ανδρέας schrieb am 29.10.2012 um 20:08 Uhr (Zitieren)
Zitat von Anastasia am 29.10.12, 19:54Das Rätsel scheint unlösbar.

Woher? Wohin? Warum? Wozu?

Schade, dass niemand eine Erklärung hat.
Alle sind ratlos: die Theologen, die Philosophen, die Wissenschaftler.


Wieso "schade"? Vielleicht gefällt uns die Antwort auf solche Fragen ja überhaupt nicht. Die Gnade des Nicht-Wissens kann man auch genießen. Und wieso soll die Sinngebung des Lebens außerhalb des Lebewesens stehen?
Und die Frage des wohins wird sich nach recht kurzer Zeit für jeden erschließen. Da sollte man geduldig waren können. Das "unentdeckte Land, von dem noch kein sterblicher Reisender zurückgekehrt ist, ..." (Hamlet) werden wir früh genug bereisen.
Re: Gott ist ...
διψαλέος schrieb am 29.10.2012 um 20:12 Uhr (Zitieren)
und daher:
"Carpe diem!"

:-D
Re: Gott ist ...
Γραικίσκος schrieb am 29.10.2012 um 20:28 Uhr (Zitieren)
Man muß in dieser Frage nicht gleich die weiße Fahne hissen, zumal es sich ja nur um eine Definition handelt. Der Beitrag von ανδρέας ist doch schon ein guter Ansatz.
Re: Gott ist ...
ανδρέας schrieb am 29.10.2012 um 22:04 Uhr (Zitieren)
Was Gott ist, kann sich ja jeder selbst definieren. Egal, in welcher religiösen Umgebung man lebt, scheint mir Aurel (der die Götter nicht anzweifelte) ganz hilfreich:

Wenn du gesundes Urteil hast und die Gewohnheit, für andere zu handeln, und ein Gemüt, das mit den äußeren Verhältnissen zufrieden ist, so hast du genug.

Aurel, Selbstbetrachtungen 9,6
Re: Gott ist ...
Anastasia schrieb am 30.10.2012 um 09:15 Uhr (Zitieren)
Es ging mir bei meinem Beitrag nicht darum, einen Ausweg, eine Illusion oder eine Definition zu finden.

Meine Fragen waren sehr existentiell gemeint. Jeder ist sich mehr oder weniger bewusst, dass das Leben mit einer Spanne zwischen Geburt und Tod verbunden ist. Somit könnte man natürlich sagen:

Woher? Aus dem Nichts ins Leben = Geburt
Wohin? Aus dem Leben ins Nichts = Tod

So habe ich's nicht gemeint. Auch nicht, dass man sich während der Lebensspanne abfindet mit dem was ist und das Beste daraus macht.
Es mag, zugegebenermaßen, nichts Anderes übrig bleiben!

Tatsache bleibt wohl, dass dem rätselnden und, um es mit Heidegger zu sagen, ins Leben geworfenen Menschen keine befriedigenden Antworten zuteil werden, und die Betonung ist auf "befriedigend".
Re: Gott ist ...
Γραικίσκος schrieb am 30.10.2012 um 19:28 Uhr (Zitieren)
Die Frage, ob es Gott gibt und was er für unser Leben bedeutet, setzt sie nicht eine Definition voraus, damit wir allererst wissen, über wen wir da nachdenken?
Denn was sollten wir - um ein polemisches Beispiel von Carnap zu zitieren - mit der Frage "Gibt es Babig?" anfangen?
Re: Gott ist ...
Γραικίσκος schrieb am 30.10.2012 um 19:34 Uhr (Zitieren)
Wenn ich's mir aussuchen dürfte, würde ich lieber in einer Welt mit vielen Göttern (mächtig, halbirdisch, in freundliche und feindliche Beziehungen untereinander verwickelt, meinethalben unsterblich) leben. Das ergibt mehr Freiraum für die Menschen.
Re: Gott ist ...
ανδρέας schrieb am 30.10.2012 um 20:06 Uhr (Zitieren)
Das ergibt mehr Freiraum für die Menschen.


Aber den Freiraum schränkt der Mensch doch selbst ein. Alle Richtlinien schreibt er sich selbst. Wenn man ein allmächtiges und allwissendes Wesen voraussetzt, kann der Mensch im Vergleich dazu ja nur eine unbedeutende Amöbe sein. Ein Geißeltierchen unter anderen, gedacht zum Zeitvertreib im Amüsierbetrieb gelangweilter Allmacht. Ein Arrangement im Sinne des Free Jazz: mal hören, was heute so passiert. Gott führt nicht Regie, er sitzt im verdunkelten Podium und erwartet, aus der Langeweile gerissen zu werden. Der Mensch spielt sein Stück, improvisiert ein wenig und dann, noch vor dem Applaus, verschwindet er backstage.
Weder weiß er, ob es gefallen, noch, ob im Podium überhaupt einer gesessen hat.
Vielleicht veröffentlichen die Religionen deshalb keinen Quoten ...
Re: Gott ist ...
Γραικίσκος schrieb am 01.11.2012 um 16:50 Uhr (Zitieren)
Wenn man ein allmächtiges und allwissendes Wesen voraussetzt, kann der Mensch im Vergleich dazu ja nur eine unbedeutende Amöbe sein. Ein Geißeltierchen unter anderen, gedacht zum Zeitvertreib im Amüsierbetrieb gelangweilter Allmacht. Ein Arrangement im Sinne des Free Jazz: mal hören, was heute so passiert. Gott führt nicht Regie, er sitzt im verdunkelten Podium und erwartet, aus der Langeweile gerissen zu werden. Der Mensch spielt sein Stück, improvisiert ein wenig und dann, noch vor dem Applaus, verschwindet er backstage.
Weder weiß er, ob es gefallen, noch, ob im Podium überhaupt einer gesessen hat.

Gut gebrüllt, Löwe! Sehr schön.
Re: Gott ist ...
Γραικίσκος schrieb am 01.11.2012 um 16:51 Uhr (Zitieren)
Daran hätte auch Schopenhauer seine Freude gehabt. Nur "Free Jazz" und "backstage" hätte man ihm zuvor erklären müssen.
Re: Gott ist ...
διψαλέος schrieb am 01.11.2012 um 19:39 Uhr (Zitieren)
"Free Jazz" muß man mir auch ab und zu erklären...
Das mit dem "backstage" weiß ich seit den Rolling Stones...
B-)
Re: Gott ist ...
Anastasia schrieb am 01.11.2012 um 21:01 Uhr (Zitieren)
Protagoras: "Über die Götter vermag ich nichts zu erkennen, weder dass sie sind, noch dass sie nicht sind, noch welcher Gestalt sie sind: denn vieles hindert das Erkennen, die Nichtwahrnehmbarkeit und die Kürze des menschlichen Lebens." (entnommen aus dem Reclam-Lektüreschlüssel zu Sophokles' Antigone)

Den altgriechischen Originaltext kann ich leider nicht stellen.

Aus Sätzen wie diesen folgere ich, dass es seit mindestens 2.500 Jahren drei Gruppen gibt:
die Gläubigen, die an was auch immer glauben; die Nicht-Gläubigen und die Fraktion der Kritiker, Skeptiker und Agnostiker.
Re: Gott ist ...
gast schrieb am 02.11.2012 um 11:21 Uhr (Zitieren)
Vgl:

Ernst Topitsch, Erkenntnis und Illusion,Tübingen 1988.
Re: Gott ist ...
Anastasia schrieb am 02.11.2012 um 22:53 Uhr (Zitieren)
Danke für den Hinweis!
 
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