α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein neuzeitliches Εἰς ἑαυτόν (415 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 03.11.2012 um 14:05 Uhr (Zitieren)
Die Natur hat ein übriges gethan, mein Herz zu isoliren, indem sie es mit Argwohn, Reizbarkeit, Heftigkeit und Stolz in einem mit der mens aequa des Philosophen fast unvereinbaren Maaße bedachte. Vom Vater angeerbt ist die von mir selbst verwünschte und ... mit dem ganzen Aufwande meiner Willenskraft bekämpfte Angst, die mich zuweilen bei den geringfügigsten Anlässen mit solcher Gewalt überfällt, daß ich blos mögliches, ja kaum denkbares Unglück leibhaftig vor mir sehe. Eine furchtbare Phantasie steigert diese Anlage manchmal ins Unglaubliche. Schon als sechsjähriges Kind fanden mich die vom Spaziergang heimkehrenden Aeltern eines Abends in der vollsten Verzweiflung, weil ich mich plötzlich von ihnen für immer verlassen wähnte. Als Jüngling quälten mich eingebildete Krankheiten und Streithändel. Während ich in Berlin studirte, hielt ich mich eine Zeit lang für auszehrend. Beim Ausbruch des Krieges 1813 verfolgte mich die Furcht zum Kriegsdienste gepreßt zu werden. Aus Neapel vertrieb mich die Angst vor den Blattern, aus Berlin die Cholera. In Verona ergriff mich die fixe Idee vergifteten Schnupftabak genommen zu haben. Als ich im Begriffe war, Mannheim zu verlassen, überkam mich ohne alle äußere Veranlassung ein unsägliches Angstgefühl. Jahrelang verfolgte mich die Furcht vor einem Criminal-processe wegen der ... Berliner Affaire, vor dem Verluste meines Vermögens und vor der Anfechtung der Erbtheilung meiner Mutter gegenüber. Entstand in der Nacht Lärm, so fuhr ich aus dem Bette auf und griff nach Degen und Pistolen, die ich beständig geladen hatte. Auch wenn keine besondere Erregung eintritt, trage ich eine fortwährende innere Sorglichkeit in mir, die mich Gefahren sehen und suchen läßt, wo keine sind. Sie vergrößert mir die kleinste Widerwärtigkeit ins Unendliche und erschwert mir vollends den Verkehr mit den Menschen.

[Quelle: Arthur Schopenhauer, Der Handschriftliche Nachlaß. 5 Bände. Herausgegeben von Arthur Hübscher. Band IV/2: Letzte Manuskripte. Frankfurt/Main 1975, S. 120 f.]
Re: Ein neuzeitliches Εἰς ἑαυτόν
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 03.11.2012 um 20:41 Uhr (Zitieren)
Dazu fällt mir spontan ein:

Es sprach einmal ein armes Schwein:
"Ich bin ja eigentlich gar kein ..." -
Da fiel ihm das Wort nicht ein.
Armes Schwein!

Chr. Stählin

Ein zweites:

Paul Fleming
An sich

Sei dennoch unverzagt, gib dennoch unverloren,
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
Vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,
Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.

Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren,
Nimm dein Verhängnis an, laß alles unbereut.
Tu was getan muß sein, und eh man dirs gebeut.
Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.

Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
Ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
Dies alles ist in dir. Laß deinen eitlen Wahn,

Und eh du fürder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles untertan.
Re: Ein neuzeitliches Εἰς ἑαυτόν
Anastasia schrieb am 03.11.2012 um 23:29 Uhr (Zitieren)
Was heißt denn "gebeut"?
Re: Ein neuzeitliches Εἰς ἑαυτόν
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 04.11.2012 um 00:02 Uhr (Zitieren)
gebietet
Re: Ein neuzeitliches Εἰς ἑαυτόν
διψαλέος schrieb am 04.11.2012 um 07:35 Uhr (Zitieren)
Sagt mal...
Mich beschleicht der leise Verdacht, daß so einige Überläufer aus anderen Foren hier aufschlagen...
Re: Ein neuzeitliches Εἰς ἑαυτόν
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 04.11.2012 um 09:10 Uhr (Zitieren)
Wie meinen?
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Löwe

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.