Ich glaube, wenn jemand unter 8 Päpsten gedient hat, entwickelt er entweder einen freien Geist oder er hat keinen.
Nach 8 Gebrauchwagenhändlern nimmt man auch nicht mehr jede Karre.

Vor allem unter Renaissancepäpsten! Einige von diesen Simonisten und Nepotisten sind von Gebrauchtwagenhändlern sicher nicht weit entfernt.

Da konnte schonmal ein Siebenjähriger zum Kardinal ernannt werden.

Stellt sich die Frage, ob ein nach heutigen Moralvorstellungen regierendes Papsttum unter den damaligen Bedingungen überlebt hätte.
Auch die weltlichen Potentaten waren nicht unbedingt in ihrem Verhalten so sakrosankt, dass man sie in der Gegenwart seinen Kindern als nacheiferungswürdige Vorbilder hinstellen möchte ...

Kann man es den Leuten verdenken?
Seit Mitte des 14.Jahrhunderts fluteten regelmäßig Pestwellen durch Europa.
Da hieß es eben "Carpe diem!"

"eine neue Rede" - meinte er eine unentdeckte Rede oder einen lebenden Cicero?

Ich vermute, er wird sich nach originellen, frischen, neuen und klugen Gedanken gesehnt haben. Cicero als homo novus der Gegenwart wäre da ein gutes Vorbild und Beispiel für ihn gewesen. Aber die Dogmen ließen wenig Spielraum für Leute mit solchem Format.

Wie ich es verstehe, könnte die neue Rede Ciceros gefunden werden bzw. hätte im 15. Jhdt. gefunden werden können gemäß den Wünschen dieses Humanisten.
Eine Wiederauferstehung Ciceros, die zum Verfassen neuer Reden geführt hätte, wäre ja zu phantastisch.

Keine besondere Liebe zur Antike zeigt Oswald Spengler:

Es ist ein ehrwürdiges Vorurteil, das wir endlich überwinden sollten, daß die Antike uns innerlich nahesteht, weil wir vermeintlich ihre Schüler und Nachkommen, weil wir tatsächlich ihre Anbeter gewesen sind. Die ganze religionsphilosophische, kunsthistorische, sozialkritische Arbeit des 19. Jahrhunderts war nötig, nicht um uns endlich die Dramen des Aischylos, die Lehre Platos, Apollo und Dionysos, den athenischen Staat, den Cäsarismus verstehen zu lehren – davon sind wir weit entfernt –, sondern um uns endlich fühlen zu lassen, wie unermeßlich fremd und fern uns das alles innerlich ist, fremder vielleicht als die mexikanischen Götter und die indische Architektur.

Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte, Vollständige Ausgabe in einem Band, München: Beck, 1963 (Einleitung, 10, S.38)

Das ist eine interessante Stelle. Danke.