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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Ursprung des Glaubens an Götter (1189 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 06.11.2012 um 17:12 Uhr (Zitieren)
Die einen Menschen machten bei der bewundernden Betrachtung der Bewegung der Gestirne diese zu Göttern, indem sie dieselben nach ihrem Laufe so benannten, und beteten die Sonne an, wie die Inder, und den Mond, wie die Phryger.
Andere, welche die zahmen Früchte ernteten, die aus der Erde wachsen, nannten das Getreide Deo, wie die Athener, und den Weinstock Dionysos, wie die Thebaner.
Wieder andere, die auf die Vergeltung des Bösen achteten, vergöttlichten diese und beteten die Rache und das Unheil an: so haben die dramatischen Dichter die Erinyen und Eumeniden, die Rache-, Schutz- und Fluchgötter erdichtet.
Einige Philosophen haben dann gleichfalls entsprechend den poetischen Typen die Furcht und die Liebe, die Freude und die Hoffnung zu Gottheiten gemacht, wie ja auch der alte Epimenides in Athen Altäre des Übermutes und der Gewissenlosigkeit errichtet hat.
Wieder andere gingen von den Dingen selbst aus und machten daraus Götter für die Menschen, die sie körperlich gestalteten: wie Dike, Klotho, Lachesis, Heimarmene, Auxo und Thallo, die attischen Gottheiten.
Eine sechste Art, Götter einzuführen und sich zu verschaffen, ist die Bildung des Systems, nach dem man zwölf Götter zählt. Ihre Abstammung hat Hesiodos in seiner Theogonie besungen, und dahin gehört auch die homerische Theologie.
Als letzte Gattung (denn sieben gibt es im ganzen) bleibt noch diejenige, welche von den den Menschen durch die Gottheit erwiesenen Wohltaten ausgeht: demgemäß ... erdichteten sie einige rettende Gottheiten wie die Dioskuren, den Unheil abwehrenden Herakles und den Arzt Asklepios.

[Quelle: Wilhelm Nestle (Hrsg.), Die Nachsokratiker. 2 Bde. Jena 1923; Bd. 2, S. 122 f.]

Poseidonios machte sich freilich eine andere, bessere Gottestvorstellung: "Die Gottheit ist ein denkender feuriger Hauch, der keine Gestalt hat, sich aber wandeln kann, in was er will, und sich allem gleich machen kann." (a.a.O.)
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
ανδρέας schrieb am 06.11.2012 um 17:51 Uhr (Zitieren)
Wenn sich der Mensch sich in existenziellen Dingen für machtlos hält, wendet er sich an die, die Macht haben, die Dinge in seinem Sinne zu beeinflussen. Wenn er keinen kennt, der das kann, denkt er sich einen/mehrere. Daraus entwickelt sich dann ein Tauschverhältnis: Opfergaben/Dienste gegen gute Ernte , Gesundheit, Kriegsglück etc. und andere Bedürfnisse. Wie man sich diese Götter vorstellt, mag variieren. Was sie bewirken sollen bleibt aber immer gleich, weil die Menschen im Grunde gleiche Bedürfnisse haben. Früher gingen die Frauen zum Schamanen, um den Liebsten für sich zu gewinnen. Heute gehen sie zum Schönheitschirurgen oder in die Sauna.
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
Γραικίσκος schrieb am 06.11.2012 um 18:02 Uhr (Zitieren)
Interessant an Poseidonios ist ja, daß er die Entstehung von Göttern bzw. Glauben an sie differenziert typisiert. Bewundern wir die Gestirne? Suchen wir Gerechtigkeit? Wollen wir für Wohltaten danken? usw.
Du gibst eher eine allgemeine Theorie.
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
ανδρέας schrieb am 06.11.2012 um 18:13 Uhr (Zitieren)
Ja, das was und wie finde ich letzlich weniger interessant als das warum. Jede Kultur findet eine eigene Form. Hat Poseidonios die Autotypen nur beschrieben oder auch erklärt, warum man Autos baut?
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
Γραικίσκος schrieb am 06.11.2012 um 18:17 Uhr (Zitieren)
Er hat, sozusagen, erklärt, warum manche von einem Familienvolvo träumen, andere von einem Lamborghini und wieder andere von einem Smart.
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
Anastasia schrieb am 07.11.2012 um 08:50 Uhr (Zitieren)
Gibt es außer mir jemanden, der sich über einen Auszug der Reden Poseidonios' hier freuen würde?
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
Γραικίσκος schrieb am 07.11.2012 um 15:34 Uhr (Zitieren)
Wie sollte ich das machen? Ich könnte häufiger mal einen Abschnitt aus seinem Werk vorstellen.
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
Anastasia schrieb am 07.11.2012 um 23:05 Uhr (Zitieren)
Gute Idee, wegen mir gerne!
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
Anastasia schrieb am 07.11.2012 um 23:08 Uhr (Zitieren)
"wegen mir" ist kein gutes Deutsch, also:

Wenn es nach mir geht, gerne!
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 07.11.2012 um 23:17 Uhr (Zitieren)
Pssst: meinetwegen
:-)
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
Anastasia schrieb am 08.11.2012 um 00:10 Uhr (Zitieren)
Meinetwegen hat aber eine andere Bedeutung, nämlich: Ich habe nichts dagegen, wogegen ich zum Ausdruck bringen möchte: Wenn man mich fragte: Gerne!

;-))
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 08.11.2012 um 00:42 Uhr (Zitieren)
Da bleibst Du bei einer Bedeutung stehen; 'meinetwegen' kann auch den Grund, um dessentwillen etwas geschieht oder den Bezug der Handlung angeben.
Meinetwegen gerne! besagt genau das: Ich möchte gern der Grund sein, aus dem heraus / diejenige Person sein, für welche P.s Texte vorgestellt werden.
Re: Der Ursprung des Glaubens an Götter
Anastasia schrieb am 08.11.2012 um 20:54 Uhr (Zitieren)
Es wäre der Ehre zuviel, wenn die Texte nur für mich ins Netz gestellt würden. Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr Interessierte gibt!

Viele Grüße!
 
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